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Text (<i></i>kennzeichnet kursive Textstellen): August Kopisch (1799-1853) Die Zwerge in Pinneberg »In Pinneberg eine Hochzeit ist, auf auf, ihr lustigen Geister! Flink hin, wo's was zu essen gibt, wir sind Schnablierens Meister!« »Ja!« rief das sämtliche Gezwerg, »Nach Pinneberg - nach Pinneberg!« Mit feinen Stimmchen: »Pinneberg!« Mit gröberen - »Nach Pinneberg! Ja Pinneberg! Nach Pinneberg!« Die Gäste sitzen schon am Tisch und denken nun zu schmausen; Doch zwischen hockt das Geistervolk, und flink beginnt das Mausen. Kehrt sich ein Gast zur Nachbarin, Schlipp schlapp, ist seine Suppe hin! Es fasst es kein Verstand und Sinn, Er sieht sich um, wo ist sie hin? Wo ist sie hin, Wo ist sie hin? Es sind die Zwerge nicht zu sehn, sie haben Nebelkappen, Sie drehen, wenden, ducken sich, man kann sie schwer ertappen. Sie höhlen aus den ganzen Fisch, Sie ziehen aus der Gans den Wisch, Sie langen das Konfekt vom Tisch, Sie trinken aus den Gläsern frisch Wein und Gemisch Verschwenderisch! Der Tanz beginnt, man steht nun auf, die Gäste sind noch nüchtern, Es knurrt der Magen, und man war im Nehmen doch nicht schüchtern! Doch, kam auch noch soviel herein, Gleich war das Zwergvolk hinterdrein, Weg war sogleich Bier, Met und Wein, Im Nu auch jeder Teller rein Von Leckerein Und Näscherein! Die Gäste sind zum Tanz so leicht, als war' es vor dem Speisen. Hei! wie gelang den Paaren es, im Saal herumzukreisen! Doch bald erhebt ein Stäuben sich So mächtiglich und fürchterlich, Als tanzte hier unsichtbarlich Der Püsterich mit Alberich Und Alberich Mit Kalberich. Und sieh! so war's; die Zwerge sind vom vielen Wein betrunken: Da wird im Saal herumgeschleift, gehumpelt und gehunken! Den einen juckt so weit die Haut, Er küsst beherzt die schöne Braut, Und was der eine sich getraut, Getraut sich alles böse Kraut: Es graut der Braut, Die fühlt, nicht schaut. Den Bräutigam verdrießt das Ding: er schlägt um sich im Zorne Und trifft, da fliegt ein Käppchen ab dem einen Zwerg von vorne. Das fängt der Bräutigam sodann Und sieht nunmehr den kleinen Mann, Der aber blickt ihn bittend an Und weint, so sehr man weinen kann: »Sei kein Tyrann! Lass los den Bann!« »Halt fest!« rief da ein Gast ihm zu, »dann kommen andre Zwerge, Die bringen dir zum Lösegeld viel Schönes aus dem Berge. So! kneif ihn recht! dann schreit er sehr, Da kommen Zwerge mehr und mehr: Sieh! keiner hat die Hände leer, Und alle tragen Schätze schwer; Sie keuchen sehr: Kneif ihn noch mehr!« Wie mühsam kommt nun einer an mit einer goldnen Kette Und fleht der schönen Braut, dass sie den Kameraden rette. Die Braut, zufrieden mit dem Kauf, Setzt nun dem Schelm sein Käppchen auf, Gibt einen Kuss ihm obenauf Und sagt: »Nun, armer Schelm, nun lauf. Lauf Zwergehauf, Den Berg hinauf!« Da lief, so schnell es konnte, fort das ganze Volk der Zwerge Und zankte sich noch lange Zeit, man hört es tief im Berge. Sie sagten: »Nie nach Pinneberg - Spricht einer noch von Pinneberg, Den schicken wir nach Pinneberg, Und lassen ihn in Pinneberg! In Pinneberg, In Pinneberg.« Der Braut zu Füßen aber liegt der Saal gehäuft voll Schätze, Und jeder Gast empfängt ein Stück, dass er sich dran ergötze. Aufs neu' beginnt das ganze Fest; Und da nun fort das Wespennest, Ein jeder sich's auch schmecken lässt, Was man ihm bringt aus Ost und West, Und hält es fest Bis auf den Rest.
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