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Anita Menger (geb. 1959), www.meine-festtagsgedichte.de
Neun Monate - All inklusiv!
Fünf-Sterne-Hotel – exklusiv!
Behaglich warm und sehr bequem.
Neun Monate – All inklusiv,
so lebt es sich recht angenehm.
Doch jetzt hat man mich ausquartiert.
Die Wellnesswochen sind vorbei.
Ich bin noch etwas irritiert -
ist hier für mich ein Plätzchen frei?
Ich will auch ganz bescheiden sein,
doch Wärme brauch’ ich und viel Licht.
Lasst mich in euer Herz hinein
und habt mich lieb – mehr will ich nicht.
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Felicitas Rupprecht (geb. 1976)
Ich bin ich
Es ist unser,
sagen die Eltern.
Ich bin ich,
sagt das Kind.
Es ist Zukunft,
sagen die Alten.
Es ist Rente,
sagt der Minister.
Es ist Liebe,
sagt das Herz.
Ich bin ich,
sagt das Kind
Es ist Ruhestörung,
sagen die Nachbarn.
Es ist Verantwortung,
sagt die Sorge.
Es ist Hoffnung,
sagt das Leben.
Ich bin ich,
sagt das Kind.
(nach Erich Fried)
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Wolfgang Seekamp (geb. 1944)
www.gedichte-wolfgang-seekamp.de
Max und der Ultraschall
Am Anfang war es nur ein Pünktchen,
gesehen mit dem Ultraschall,
dann wurd' es immer größer,
fast wie ein kleiner Ball!
Das Pünktchen wuchs dann weiter,
bekam Kontur und Form,
es gähnte und bewegte sich,
es dehnte und es streckte sich.
Die Eltern waren heiter,
Gewicht war in der Norm!
Die Eltern waren glücklich,
es wird ein Töchterlein!
Doch Ultraschall war unerbittlich,
der Bildschirm zeigt es fein:
Das Pünktchen hat ein "Mäxchen",
... es wird ein Söhnelein!
(Das Gedicht ist das erste einer Reihe von Gedichten, die sich alle um den kleinen Jungen mit dem Namen "Max" drehen)
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Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/geburt
Willkommen an Bord
Willkommen an Bord
Und alles Gute
Dein Schutzengel wache
Jede Minute
Stets finde dein Schifflein
Den sicheren Hafen
Und lass deine Eltern
Auch einmal schlafen
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Adelbert von Chamisso (1781-1838)
Der Klapperstorch
Was klappert im Hause so laut? horch, horch!
Ich glaub, ich glaube, das ist der Storch.
Das war der Storch. Seid, Kinder, nur still,
Und hört, was gern ich erzählen euch will.
Er hat euch gebracht ein Brüderlein
Und hat gebissen Mutter ins Bein.
Sie liegt nun krank, doch freudig dabei,
Sie meint, der Schmerz zu ertragen sei.
Das Brüderlein hat euer gedacht,
Und Zuckerwerk die Menge gebracht,
Doch nur von den süßen Sachen erhält,
Wer artig ist und still sich verhält.
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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php
Das Kind
als der Storch ein neues bringen sollte, für sich allein
Der Storch bringt nun ein Brüderlein –
Er kommt damit ins Fenster herein
Und beißt Mama ein Loch ins Bein,
Das ist so seine Art. – – –
Mama liegt wohl und fürchtet sich ...
O lieber Storch, ich bitte dich,
Beiß doch Mama nicht hart. –
He, he, da kommt Papa herein,
Nun wird er wohl gekommen sein! –
Aber du weinest ja!
Hat er dich auch gebissen, Papa?
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Paula Dehmel (1862-1918)
Geht leise
Geht leise
Es ist müd von der Reise!
Es kommt weit her:
Vom Himmel übers Meer,
Vom Meer den dunklen Weg ins Land,
Bis es die kleine Wiege fand –
Geht leise!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Gerrit Engelke (1890-1918)
Alles in Dir
In Dir, o Mensch, ist alles:
In Dir ist der Schlaf und das Wache:
In Dir ist die Zeit.
Und ohne Dich ist keine Zeit.
In Dir ist die Zeit
Und die Fülle der Zeit:
Der qualmende Dampfer,
Die rollende Bahn,
Der eiserne Lärm
Und das Schweigen des Domes.
Der Stein und der Mörtel:
Das Haus und die Stadt.
In Dir ist die Fülle
Des zeitlichen Werkes.
In Dir, o Mensch, ist alles:
Die mordende Hand
Und das Künstler-Gehirn, –
Das ruchlose, stinkende Wort
Und das schwellende, schwebende Lied.
Die Liebe um Liebe:
Die Liebe der männlichen Stärke
Zu weiblicher Weichheit.
Und trübe verzehrende Liebe
Der Gleichen zu Gleichem.
Ist Beides in Dir:
Der Gott und das Böse.
In Dir, o Mensch, ist Alles:
Das trinkende Ohr
Und der Antworten speiende Mund.
Der nehmende Mund
Und der scheidende Darm –
Der bohrende Keim
Und der schwellende Schoß:
Der aufsaugende Anfang,
Das ausbrechende Sein.
Ist Beides in Dir:
Der schäumende Anfang,
Das reifende Ende,
Das Ende,
Das wieder nur Anfang,
Ist Alles, o Alles in Dir!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
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Gustav Falke (1853-1916)
Stolz und glücklich melden wir...
Stolz und glücklich melden wir,
dass ein Junge, stramm und kräftig,
gestern angekommen hier.
[Name] heißt er und schreit heftig.
Doch wir hoffen, mit der Zeit
wird schon daraus noch Heiterkeit.
Schon jetzt, schon in der Wiege,
sieht man die künftigen Siege.
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Liebe, menschlich...
Liebe, menschlich zu beglücken,
Nähert sie ein edles Zwei,
Doch zu göttlichem Entzücken
Bildet sie ein köstlich Drei.
(aus: Faust II)
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Friedrich Hebbel (1813-1863)
Gottes Rätsel
Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer, als alle, zu lösen,
Aber der Liebe gelingt's wenn sie sich selber bezwingt.
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Friedrich Hebbel (1813-1863)
Zur Geburt
Wir wünschen euch und eurem Kinde
an Glück, soviel das Herz nur fasst.
Und ein Wilkommensangebinde
sei Gruß dem neuen Erdengast.
Er soll ein braver Junge werden
und euch zur Freude gut gedeih’n.
Ihm leuchte im Gestrüpp auf Erden
des Lebens schönster Sonnenschein.
Euch Eltern aber sei beschieden,
was ihr nur wünscht für euch und ihn.
Im kleinen Heim soll Lust und Frieden
bestehen als des Daseins Sinn!
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Johann Gottfried Herder (1744-1803)
An K- -'s Erstgebornen
Wer Du auch seist, Du kleiner Ungeborner,
So wachs' und blühe in der Eltern Brust
Und hüpfe, wie Johannes, vor Lust;
Denn Du bist R- -'s Erstgeborner.
Des Vaters Geist, der Mutter Tugendblicke,
Sie liegen schon im reichen Keim in Dir.
O bitte, Welt, um ihn mit mir,
Dass Gott ihn, Dir zum Heil, beglücke!
Stimm, R- -, zum Geburtsfest Orpheus' Saiten!
Ich seh', Dein Kind drängt weinend sich ans Licht;
Du spielst, es hört und weinet nicht;
Die Mutter fühlt nicht Schmerz, nur Zärtlichkeiten.
Ich seh's, es lallt selbst zum Klavier, zu spielen,
So wie des Helden Kind mit Waffen spielt,
Und zärtlich, wie die Mutter fühlt,
Lehrt sie sein Herz die Tugend fühlen.
O Lust, sein Kind ans Herz zu drücken,
Von süßen Regungen sanft beseelt!
Welch Glück, als wären sie gewählt,
Der Eltern beste zu erblicken!
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Peter Hille (1854-1904)
Kind
Süßer Schwindel schlägt hinüber,
Heiße Blicke gehen über,
Und ein neues Leben rinnt.
Unserer Liebe starke Wonnen
Sammelt ein als starke Sonnen
In die Himmel seiner Augen
Unser Kind.
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Erbschaften
Wann Eltern Kinder wohl erziehn und ihnen guten Namen lassen,
So ists genug, so ist es mehr, als Geld und Gold in Kasten fassen.
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