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Lustig ist das Dichterleben nicht immer, doch das kann einen Dichter nicht erschüttern, daher ist die Auswahl an lustigen Gedichten umfangreich und vielseitig. Mit dabei sind nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Wilhelm Busch, Ringelnatz oder Morgenstern, auch manch anderer hoch eingeschätzter Dichter hat gerne zwischendurch der komischen Muse ihren Lauf gelassen.
Man muss nicht gleich auf Frauen schießen, um sie zu treffen, das gilt für Männer ebenso. Lustige Gedichte über Frauliches oder Männliches zum Schießen sind folglich nicht wörtlich, sondern sprichwörtlich zu nehmen. Lustiger ist es sowieso, sich knuddelnd zu necken und wenn man gar von Liebe spricht, steht einem Lustiges gut zu Gesicht.
Sprache soll lustig machen? So ein Unsinn, sagt der Sprachbewusste, Humor geht über den Verstand. Mit Sprache spielt man nicht, das ist allseits bekannt. Lustige Gedichte zeigen sich in Satiren und Grotesken, vielleicht noch in politischen Humoresken, doch alles andere zeugt von Faulheit nur, oder noch schlimmer: Getrunken wird ja immer.
Welche Farbe schwarzer Humor hat, ist nicht leicht zu beantworten. Die Experten tippen auf eine größtmögliche Steigerung von grau. Schadenfreude hingegen ist nicht nur im Gedicht prustelrot..
Wer um einen lustigen Spruch verlegen, ist immer noch besser dran, als wenn er vergessen hat, einen Geburtstag gedichtlich zu würdigen. Das wird nicht lustig, weil fürs Geburtstagskind frustig und man steht in der Freundesreihe als Schlusslicht noch weit hinter unwillkommenen Tieren, die zumindest noch zieren manch lustiges Gedicht.
337 Gedichte von 106 Dichtern
Matthias Jentzsch (geb. 1962)
Vom Anfangen
Das Anfangen muss man gut vorbereiten,
nur so kann man dann die Arbeit bestreiten.
Wie soll man denn sonst sein Pensum auch schaffen,
wenn man nicht erst plant, sich bald aufzuraffen?
Zunächst überlegt man, wie es wohl wäre,
nimmt man seinen Beinen die ruhige Schwere.
Drauf kann man vielleicht schon kurz daran denken,
die Augen gedanklich zum Bildschirm zu lenken.
Weil so viel Aktivitätssinn ermattet,
ist hier wohl erst mal eine Pause gestattet.
Doch schon geht es weiter, die Finger sind dran,
denn die sollen jetzt an die Tastatur ran.
Nun ist es recht schwierig, zehn Finger zu planen,
die Komplexizität kann man nur erahnen.
Darum ist es hilfreich, entschließt man sich knapp:
Wir sehen erst mal von dem Finger-Plan ab.
Bis hierhin ist trotzdem schon Vieles gelungen,
und manch guter Plan nach vorne gedrungen.
Wenn man daran denkt, sich zu aktivieren,
Muss man das schlussendlich auch koordinieren.
Dafür schaltet man, jetzt fällt es uns ein,
so nach und nach graue Zellen mit ein.
Ja du lieber Himmel, das wird uns voll stressen!
Weshalb wir den Einsatz vom Kopf rasch vergessen.
Nun fehlt das Gehirn, sich weiter zu kümmern.
Schon hört man ganz tief von drinnen ein Wimmern,
ein Knurren und Rumpeln und flau ist uns auch.
Das ist unser Magen tief drinnen im Bauch.
Den muss man nicht planen, der schafft ganz allein.
Schon stellt sich ein Hungergefühl mit ihm ein.
Na schau, unsere Beine, die kommen in Form,
die Muskeln von denen die schuften enorm
und bringen uns schleunigst zum Futtertrog hin.
Die Augen, die haben das Schnitzel im Sinn.
Ganz flink sind die Finger, sie greifen rasch zu,
und schaffen die Nahrung zum Munde im Nu.
Geschmackszentren sind im Gehirn aktiviert,
damit, wenn es schmeckt, man das auch kapiert.
Der Hunger ist weg, der Magen beglückt.
Man schleppt sich mit Not zum Schreibtisch zurück.
Da hängt man jetzt drinnen, ganz fertig und fix
und sagt sich mit Recht: Nee, heut schaff ich nix.