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Nikolaus Lenau (1802-1850) · Titel: 1 2 3 · Beliebteste

Frage nicht

Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?
Ich weiß es nicht und will nicht fragen;
Mein Herz behalte seine Kunde,
Wie tief es dein im Grunde.

O still! ich möchte sonst erschrecken,
Könnt ich die Stelle nicht entdecken,
Die unzerstört für Gott verbliebe
Beim Tode deiner Liebe.

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Liebeserklärungen

 
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Guter Rat

Willst du richten
Unser Dichten,
Obs geflattert
Und geschnattert,
Obs geschwungen
Und gesungen,
Birg doch klüglich
Unverzüglich
Deinen Ungeschmack,
Und verscharre
Das Geschnarre:
Deinen Dudelsack.

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Über Humor und Verstand

 
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Herbstgefühl

Mürrisch braust der Eichenwald,
Aller Himmel ist umzogen,
Und dem Wandrer, rauh und kalt,
Kommt der Herbstwind nachgeflogen.

Wie der Wind zu Herbsteszeit
Mordend hinsaust in den Wäldern,
Weht mir die Vergangenheit
Von des Glückes Stoppelfeldern.

An den Bäumen, welk und matt,
Schwebt des Laubes letzte Neige,
Niedertaumelt Blatt auf Blatt
Und verhüllt die Waldessteige;

Immer dichter fällt es, will
Mir den Reisepfad verderben,
Dass ich lieber halte still,
Gleich am Orte hier zu sterben.

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Herbstgedichte

 
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Herbstklage

Holder Lenz, du bist dahin!
Nirgends, nirgends darfst du bleiben!
Wo ich sah dein frohes Blühn,
Braust des Herbstes banges Treiben.

Wie der Wind so traurig fuhr
Durch den Strauch, als ob er weine;
Sterbeseufzer der Natur
Schauern durch die welken Haine.

Wieder ist, wie bald! wie bald!
Mir ein Jahr dahingeschwunden.
Fragend rauscht es aus dem Wald:
'Hat dein Herz sein Glück gefunden?'

Waldesrauschen, wunderbar
Hast du mir das Herz getroffen!
Treulich bringt ein jedes Jahr
Welkes Laub und welkes Hoffen.

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Herbstgedichte

 
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Himmelstrauer

Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke,
Die düstre Wolke dort, so bang, so schwer;
Wie auf dem Lager sich der Seelenkranke,
Wirft sich der Strauch im Winde hin und her.

Vom Himmel tönt ein schwermutmattes Grollen,
Die dunkle Wimper blinzet manches Mal, -
So blinzen Augen, wenn sie weinen wollen, -
Und aus der Wimper zuckt ein schwacher Strahl. -

Nun schleichen aus dem Moore kühle Schauer
Und leise Nebel übers Heideland;
Der Himmel ließ, nachsinnend seiner Trauer,
Die Sonne lässig fallen aus der Hand.

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Trauergedichte

 
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Lebewohl an Eugenie

Lebewohl! ach, jene Abendstunde
Und mein Glück ist schnell verrauscht,
Wie das holde Wort aus deinem Munde,
Dem mein zitternd Herz gelauscht;
Wie der Wellen dunkle Sprachen,
Die umbrausten unsern Nachen.

Lebewohl! kein räuberisch Geschicke
Meinem Herzen rauben kann,
Wie in deinem seelentiefen Blicke
Auf mein Glück der Himmel sann.
Stund und Welle rauschten nieder,
Und wir sehen uns nicht wieder!

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Trennung für immer

 
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Nebel

Du, trüber Nebel, hüllest mir
Das Tal mit seinem Fluss,
Den Berg mit seinem Waldrevier
Und jeden Sonnengruß.

Nimm fort in deine graue Nacht
Die Erde weit und breit!
Nimm fort, was mich so traurig macht,
Auch die Vergangenheit!

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Herbstgedichte

 
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Neid der Sehnsucht

Die Bäche rauschen
Der Frühlingssonne,
Hell singen die Vögel,
Es lauschen die Blüten,
Und sprachlos ringen
Sich Wonnedüfte
Aus ihrem Busen;
Und ich muss trauern,
Denn nimmer strahlt mir
Dein Aug, o Geliebte! –
Nicht über den Wellen
Des Ozeanes,
Nicht über den Sternen
Und nicht im Lande
Der Phantasien
Ist meine Heimat;
Ich finde sie nur
In deinem Auge!
Was je mir freudig
Beseelte das Leben,
Was nach dem Tode
Mir weckte die Sehnsucht,
Entschwundner Kindheit
Fröhliche Tage
Und meiner Jugend
Himmlische Träume,
Von meinen Toten
Trauliche Grüße
Und meiner Gottheit
Stärkenden Anblick,
Das alles find ich
In deinem Auge,
O meine Geliebte!
Nun bist du ferne,
Und bitter beneiden
Muss jeden Stein ich
Und jede Blume,
Beneiden die kalten
Menschen und Sterne,
An die du vergeudest
Die süßen Blicke.

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Sehnsucht im Gedicht

 
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Nie soll weiter sich ins Land...

Nie soll weiter sich ins Land
Lieb von Liebe wagen,
Als sich blühend in der Hand
Lässt die Rose tragen.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Liebessprüche

 
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Ohne Wunsch

Ja, mich rührt dein Angesicht
Und dein Herz, das liebevolle,
Aber, Mädchen, glaube nicht,
Dass ich dich besitzen wolle.

Kamst mir durch die Seele wie
Ein süßholdes Lied gedrungen,
Aber wie die Melodie
Musst du wieder sein verklungen.

Meine Freuden starben mir
In der Brust, bestürmt, gespalten,
An den Bahren könnten wir
Nur mit Grauen Hochzeit halten.

Ein zu trüber Lebensgang
Führte mich an steile Ränder,
Kind, mir würde um dich bang,
Flieh, es krachen die Geländer!

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Bittere Liebesgedichte

 
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Scheideblick

Als ein unergründlich Wonnemeer
Strahlte mir dein tiefer Seelenblick;
Scheiden musst ich ohne Wiederkehr,
Und ich habe scheidend all mein Glück
Still versenkt in dieses tiefe Meer.

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Trennungssprüche

 
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Scheiden

Dahin sind Blüten jetzt und Nachtigallen,
Und durch den kahlen, sangverlassnen Strauch
Weht nun des Herbstes einsam kühler Hauch;
Mein Glück ist mit dem Laube abgefallen!

Das ist der Hain, wo ich mit dir oft weilte,
Das ist der Büsche wonnigliche Haft,
Wo uns am Flehen süßer Leidenschaft
Unfesselbar die Zeit vorübereilte.

Du wanderst fort, du willst die Welt durchmessen;
Hier ist der Pfad, so schlangenkrumm und kalt,
Der dich, Geliebter, locket mit Gewalt
Und fortführt in die Fremde, ins Vergessen! -

"Das Schiff bewegt mit seinem Reisedrange
Und stört empor die See aus glatter Ruh;
Doch ist es fort, schließt sich die Welle zu,
Gleichgültig wallt sie fort im alten Gange.

Siehst du von jenem Baum den Raben fliegen?
Von seinem Fortschwung wankt und bebt der Ast
Ein Weilchen noch und kehrt zur alten Rast;
Und deine Klagen werden bald versiegen!"

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Trennung im Guten

 
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Seemorgen

Der Morgen frisch, die Winde gut,
Die Sonne glüht so helle,
Und brausend geht es durch die Flut;
Wie wandern wir so schnelle!

Die Wogen stürzen sich heran;
Doch wie sie auch sich bäumen,
Dem Schiff sich werfend in die Bahn,
In toller Mühe schäumen:

Das Schiff voll froher Wanderlust
Zieht fort unaufzuhalten,
Und mächtig wird von seiner Brust
Der Wogendrang gespalten;

Gewirkt von goldner Strahlenhand
Aus dem Gesprüh der Wogen,
Kommt ihm zur Seit ein Irisband
Hellflatternd nachgeflogen.

So weit nach Land mein Auge schweift,
Seh ich die Flut sich dehnen,
Die uferlose; mich ergreift
Ein ungeduldig Sehnen.

Dass ich so lang euch meiden muss,
Berg, Wiese, Laub und Blüte! –
Da lächelt seinen Morgengruß
Ein Kind aus der Kajüte.

Wo fremd die Luft, das Himmelslicht,
Im kalten Wogenlärme,
Wie wohl tut Menschenangesicht
Mit seiner stillen Wärme!

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Meergedichte

 
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Stimme des Kindes

Ein schlafend Kind! o still! in diesen Zügen
Könnt ihr das Paradies zurückbeschwören;
Es lächelt süß, als lauscht es Engelchören,
Den Mund umsäuselt himmlisches Vergnügen.

O schweige, Welt, mit deinen lauten Lügen,
Die Wahrheit dieses Traumes nicht zu stören!
Lass mich das Kind im Traume sprechen hören
Und mich, vergessend, in die Unschuld fügen!

Das Kind, nicht ahnend mein bewegtes Lauschen,
Mit dunklen Leuten hat mein Herz gesegnet,
Mehr als im stillen Wald des Baumes Rauschen;

Ein tiefres Heimweh hat mich überfallen,
Als wenn es auf die stille Heide regnet,
Wenn im Gebirg die fernen Glocken hallen.

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Gedichte über Kinder

 
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Stimme des Kindes

Ein schlafend Kind! o still! in diesen Zügen
Könnt ihr das Paradies zurückbeschwören;
Es lächelt süß, als lauscht es Engelchören,
Den Mund umsäuselt himmlisches Vergnügen.

O schweige, Welt, mit deinen lauten Lügen,
Die Wahrheit dieses Traumes nicht zu stören!
Lass mich das Kind im Traume sprechen hören
Und mich, vergessend, in die Unschuld fügen!

Das Kind, nicht ahnend mein bewegtes Lauschen,
Mit dunklen Leuten hat mein Herz gesegnet,
Mehr als im stillen Wald des Baumes Rauschen;

Ein tiefres Heimweh hat mich überfallen,
Als wenn es auf die stille Heide regnet,
Wenn im Gebirg die fernen Glocken hallen.

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