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Johann Christian Günther (1695-1723) · Titel · Beliebteste

Der Schönen in den Armen liegen...

Der Schönen in den Armen liegen,
Wenn draußen Nord und Regen pfeift,
Macht so ein inniglich Vergnügen,
Dergleichen niemand recht begreift.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Wintersprüche

 
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Der Winter zeigt an seinen Gaben...

Der Winter zeigt an seinen Gaben
Die Schätze gütiger Natur,
Er kann mit Most und Äpfeln laben,
Er stärkt den Leib und hilft der Kur.

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Wintersprüche

 
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Die verworfene Liebe

Ich habe genug.
Lust, Flammen und Küsse
Sind giftig und süße
Und machen nicht klug.
Komm, selige Freiheit und dämpfe den Brand,
Der meinem Gemüte die Weisheit entwand.

Was hab ich getan!
Jetzt seh ich die Triebe
Der törichten Liebe
Vernünftiger an;
Ich breche die Fessel, ich löse mein Herz
Und hasse mit Vorsatz den zärtlichen Schmerz.

Was quält mich vor Reu?
Was stört mir vor Kummer
Den nächtlichen Schlummer?
Die Zeit ist vorbei.
O köstliches Kleinod, o teurer Verlust!
O hätt' ich die Falschheit nur eher gewusst!

Geh, Schönheit, und fleuch!
Die artigsten Blicke
Sind schmerzliche Stricke;
Ich merke den Streich.
Es lodern die Briefe, der Ring bricht entzwei
Und zeigt meiner Schönen: Nun leb ich recht frei.

Nun leb ich recht frei
Und schwöre von Herzen,
Dass Küssen und Scherzen
Ein Narrenspiel sei;
Denn wer sich verliebet, der ist wohl nicht klug.
Geh, falsche Syrene, ich habe genug!

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Bittere Liebesgedichte

 
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Ein guter Freund das beste Vergnügen

Mein Vergnügen heißt auf Erden
Ein vertrauter Freund allein;
Wenn ich den kann habhaft werden,
So stimmt Herz und Lippen ein,
Und die Losung ist das Pfand:
Freundschaft ist das schönste Band.

Hier gibt sich ein holdes Gosen
Tausendfacher Anmut an,
Wo man stets die Zuckerrosen
Der Vergnügung brechen kann,
Und ein recht gelobtes Land:
Freundschaft ist das schönste Band.

Strebt vor mir nach eitlem Gute,
Blinde Toren, spat und früh!
Mir ist gar nicht so zu Mute,
Dies verlohnt sich wohl der Müh.
Was ist Geld? Ein glatter Sand.
Freundschaft ist das schönste Band.

Andre mögen sich mit Sorgen
Um des andern Gunst bemühn
Und vom Abend bis an Morgen
An dem Liebesjoche ziehn.
Mir beliebt kein solcher Tand:
Freundschaft ist das schönste Band.

Lieben ist ein stets Leiden,
Das manch heimlich Weh gebiert
Und bei seinen seltnen Freuden
Tausend Kummer mit sich führt,
Ein vermyrther Zuckerkand:
Freundschaft ist das schönste Band.

Freundschaft kann aus allen Sachen,
Wenn der Liebe Garn zerreißt,
Honigseim aus Wermut machen,
Der mit lauter Anmut speist;
Sie hast allen Unbestand:
Freundschaft ist das schönste Band.

An ihr treff ich aller Orten
Ein so groß Vergnügen an,
Das ich gar mit keinen Worten
Nicht genung beschreiben kann.
Dieses Kleinod stiehlt niemand:
Freundschaft ist das schönste Band.

Nichts soll meinen Sinn besiegen,
Wahre Freundschaft soll allein
Auf der Welt hier mein Vergnügen
Und der stete Wahlspruch sein,
Der mir allen Harm entwand:
Freundschaft ist das schönste Band.

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Lobpreis der Freundschaft

 
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Lob der Freundschaft

Kein Mensch hat von des Höchsten Güte
Ein größer Zeugnüß auf der Welt,
Als wem sie ein getreu Gemüte
Durch seltne Führung zugesellt,
Dergleichen Schatz lehrt uns auf Erden,
Viel eitler Wünsche loszuwerden.

Die Güter des bedrängten Lebens
Sind insgemein mehr Schein als Werth.
Man sucht das Glücke da vergebens,
Wo Ehr und Pracht das Haupt beschwert
Und wo Gefahr und Last und Sünden
Im Purpur Platz und Nahrung finden.

Der geile Saft von Sodoms Früchten
Ergötzt uns durch ein süßes Gift,
Bis Zeit und Lust den Leib zernichten
Und Rach und Glut die Seelen trift,
Die mancher schönen Lais Küssen
Zuletzt umsonst verfluchen müssen.

Der Mammon macht in aller Ohren
Den schön- und angenehmsten Klang.
Zählt immerhin, ihr kargen Toren,
Die Finger blau, das Silber blank;
Dies niederträchtige Vergnügen
Soll mich nicht um die Ruh betriegen.

Ein Herz, das mit mir lacht und weinet,
Nachdem sich mein Verhängnüß kehrt,
Das, was es sagt, auch denkt und meinet,
Des Nächsten Heil wie seins begehrt,
Mich freundlich straft und unterrichtet
Und allen Zank mit Sanftmut schlichtet,

Ein solches Herz ist meinem Herzen
Ein Reichtum, den kein Dieb berührt,
Ein Stab und Trost in Fall und Schmerzen,
Ein Anker, den kein Sturm entführt,
Ein Arzt, der Schlag und Wunden heilet
Und allzeit sichern Rath erteilet.

Im Glück ist dies mein größtes Glücke,
Dass so ein Freund es mitgenießt,
Und gibt der Himmel saure Blicke,
So wird die Bitterkeit versüßt,
Wenn Jonathan und David ringen,
Einander ehrlich beizuspringen.

Da trennt kein Eigennutz die Seelen,
Die in zwei Körpern eines sind,
Da darf man nichts aus Furcht verhehlen,
Da kommt die List der Missgunst blind,
Da müssen Argwohn, Neid und Hassen
Den Bund wohl unzerrissen lassen.

Wir setzen uns vertraut zusammen,
Betrachten Gott, uns und die Welt.
Bald fluchen wir den Kriegesflammen,
Wodurch manch schönes Reich zerfällt,
Bald wünschen wir des Friedens wegen
Dem großen Karlen Sieg und Seegen.

Wir richten andre sonder Spotten
Und gehn uns selber nicht vorbei.
Wie mancher Missbrauch auszurotten
Und wie gedrückt die Armut sei,
Das pflegen wir mit treuem Klagen
Einander christlich vorzusagen.

Die Unschuld scherzt mit uns zur Seite,
Die Weisheit gibt uns Licht und Ruh,
Und droht uns auch der Tod noch heute,
So setzt uns sonst kein Kummer zu
Als dieser, dass wir fürchten müssen,
Uns nicht in einen Sarg zu schließen.

Nun mag das Unglück Pfeile schärfen,
Dir, Himmel, hab ich nun nicht mehr
Mein Kreuz und Elend vorzuwerfen:
Ich seh, du liebst mich noch zu sehr
Und lässt mich die versagten Gaben
Durch meinen Freund auf einmahl haben.

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Wert der Freundschaft

 
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Lob des Winters

Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage,
Ihr seid zwar schön, doch nicht vor mich.
Der Sommer macht mir heiße Plage,
Die Herbstluft ist veränderlich;
Drum stimmt die Liebe mit mir ein:
Der Winter soll mein Frühling sein.

Der Winter zeigt an seinen Gaben
Die Schätze gütiger Natur,
Er kann mit Most und Äpfeln laben,
Er stärkt den Leib und hilft der Kur,
Er bricht die Raserei der Pest
Und dient zu Amors Jubelfest.

Der Knaster schmeckt bei kaltem Wetter
Noch halb so kräftig und so rein,
Die Jagd ergötzt der Erden Götter
Und bringt im Schnee mehr Vorteil ein,
Der freien Künste Ruhm und Preis
Erhebt sich durch den Winterfleiß.

Die Zärtlichkeit der süßen Liebe
Erwählt vor andern diese Zeit;
Der Zunder innerlicher Triebe
Verlacht des Frostes Grausamkeit;
Das Morgenrot bricht später an,
Damit man länger küssen kann.

Der Schönen in den Armen liegen,
Wenn draußen Nord und Regen pfeift,
Macht so ein inniglich Vergnügen,
Dergleichen niemand recht begreift,
Er habe denn mit mir gefühlt,
Wie sanfte sich's im Finstern spielt.

Da ringen die getreuen Armen
Mit Eintracht und Ergötzligkeit,
Da lassen sie den Pfiehl erwarmen,
Den oft ein falsches Dach beschneit,
Da streiten sie mit Kuss und Biss
Und wünschen lange Finsternüß.

Das Eis beweist den Hoffnungsspiegel,
Der viel entwirft und leicht zerfällt;
Ich küsse den gefrornen Riegel,
Der mir Amanden vorenthält,
So oft mein Spiel ein Ständchen bringt
Und Sait' und Flöte schärfer klingt.

Ich zieh den Mond- und Sternenschimmer
Dem angenehmsten Tage vor;
Da heb ich oft aus meinem Zimmer
Haupt, Augen, Herz und Geist empor,
Da findet mein Verwundern kaum
In diesem weiten Raume Raum.

Euch Brüder hätt ich bald vergessen,
Euch, die ihr nebst der deutschen Treu
Mit mir viel Nächte durch gesessen;
Sagt, ob wo etwas Bessres sei,
Als hier bei Pfeifen und Kamin
Die Welt mitsamt den Grillen fliehn.

Der Winter bleibt der Kern vom Jahre,
Im Winter bin ich munter dran,
Der Winter ist ein Bild der Bahre
Und lehrt mich leben, weil ich kann;
Ihr Spötter redet mir nicht ein;
Der Winter soll mein Frühling sein.

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Was war das für ein göttlich Paar...

Was war das für ein göttlich Paar?
Wo hat die Welt dergleichen Lüste?
So lacht’ ihr Mund, so flog das Haar,
So hüpften die gefüllten Brüste.
Die Sehnsucht schilt den leeren Raum,
Ich weiß nicht, was ich selbst begehre.
Der Menschen Leben heißt ein Traum,
O wenn doch meins ein solcher wäre!

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