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Bruno Wille (1860-1928) · Titel · Beliebteste

Berg

Über Felsen, windumflattert,
Klimm ich hoch hinan zum Freien;
Droben will ich mich entladen
Dieser Qual, im Sturme baden,
Neugeboren meine Seele weihen.

Berg, vor deinem Riesenantlitz
Kann mein Kleinmut nicht bestehen.
Sturm, im Brausen deiner Kraft,
Die den Forst zusammenrafft,
Muss mein Seufzer wie ein Staub verwehen.

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Berggedichte

 
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Dämmerstündchen

Dämmerstündchen im frostigen Winter,
Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ...
Wenn da draußen über den harten
Knarrenden Schnee ein kragenvermummter
Mann mit dampfendem Atem eilt,
Ohren und Nase rotgezwickt ...
Wolkig umhüllt, mit Schnauben und Stampfen
Ziehn zwei Pferde den wuchtigen Wagen ...
Und der Schusterjunge im Schurzfell
Trabt und haucht in die klamme Hand ...
Rötlich strahlt die Straßenlaterne;
Über dem schneebelasteten Hausdach
Blinzelt der Abendstern.

Dämmerstündchen im frostigen Winter,
Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ...
Wärme strahlt der gewaltige Ofen,
Muntre Flammen durchäugeln den Spalt;
Und ich dehne behaglich die Glieder,
Lausche dem lieblich summenden Singsang
Des melodisch sinnigen Kessels;
Hitzig brät indessen der Apfel,
Den lieb Mütterchen mir verehrte.
Fernher klingelt ein Schlitten - fernhin;
Und die ruhige Seele träumt.

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Wintergedichte

 
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Des Knappen Eifersucht

Was spornest du den Rappen?
Wohin die blinde Flucht?
Es narrt dich tollen Knappen
Ein Traum der Eifersucht./

"Als Geier möcht ich steigen,
Mein Flug ging’ hoch hinaus
Und sollte dann sich neigen
Zu meiner Gräfin Haus.

Ich schlüge mit dem Flügel
An ihre Kammertür,
Bis aufgesprengt der Riegel,
Und bleich sie träte für.

Bei ihrem stolzen Nacken
Wollt ich die Flechten fest
Mit starkem Schnabel packen:
Nun komm ins Geiernest!

Ich wollt aus scharfen Augen
Ihr spähen seelenwärts.
Fänd ich den Grund nicht taugen,
Zerhackt ich ihr das Herz.

Und aber aus den Lüften
Ich kreischend niederstieß
Und wollte mich zerklüften
Am Wetterfahnenspieß."

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Eifersucht im Gedicht

 
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Novemberlaub

Auf stöhnender Föhre fiedelt der Sturm
Heulende düstre Balladen;
Es schnaubt sein Odem, nebelfeucht
Von nordischen Seegestaden.

So trübe der Himmel, als wär's schon spät.
Die Wolken pilgern traurig.
Im Strudel taumelt verkommenes Laub
Um Baumgerippe so schaurig.

Ein letztes Blättchen am Dornenstrauch
Fröstelt in starrem Weh ...
O mach ein Ende, Novembersturm!
Deck zu, du wogender Schnee!

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Herbstgedichte

 
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Traum von heimlicher Hochzeit

So heimlich süß war unsre Hochzeitsfeier:
Wir lagen dicht
Beisammen, überwallt von einem Schleier;
Man sah uns nicht.

Wir hörten, wie die Leute nach uns fragten
Im gleichen Raum.
Wir unterm Flore blieben reglos, wagten
Zu atmen kaum.

Nur unsre Hände durften sacht sich drücken,
Wie küssend fand
Sich Hauch zu Hauch, mein Knie war mit Entzücken
An deins gebannt.

Mein glühend Auge, das im Dunkeln schaute,
Versank in deins;
Ich war in dir, du warst in mir, uns traute
Die heilige Eins.

Wohlan, was Edens Glut zusammenglühte,
Trennt keine Welt.
Hinweg denn, Angst, da uns die Hand der Güte
Geborgen hält.

Wir ruhn verhüllt; zum Baldachin, zum Himmel
Ward unser Flor.
Uns singt von Flügelköpfchen ein Gewimmel
Den Minnechor.

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Weihnachtsidylle

Aus Rauhreif ragt ein Gartenhaus,
Das schaut so schmuck, so sonnig aus.

An blanken Giebel schmiegt sich hold
Der Wintersonne Abendgold.

Eiszapfen, Scheiben in rotem Glanz,
Die Fenster umrahmt von Waldmooskranz.

Blattgrün, Gelbkrokus, ein rosiger Bube
Lächeln aus frühlingswarmer Stube.

Kanarienvogel schmettert so hell,
Kinderlachen und Hundegebell.

Klein Hansemann und Ami spielen
Wolfsjagd, sie balgen sich auf den Dielen.

Die Mutter ging holen den Weihnachtsmann.
Der klopft an die Türe brummend an.

Und sieh, vermummt, ein bärtiger Greis,
Ein Sack voll Nüsse, ein Tannenreis.

"Seid ihr auch artig?" Stumm nicken die Kleinen
Und reichen die Patschhand; eins möchte weinen.

Da prasseln die Nüsse, das gibt ein Haschen!
Der süße Hagel füllt die Taschen ...

Fort ist der Mann. Mit Lampenschein
Tritt nun die liebe Mutter herein.

Gejubel: "Der Weihnachtsmann war da!
O, Nüsse hat er gebracht, Mama!"

Den großen Tisch umringt ein Schwatzen,
Schalenknacken, behaglich Schmatzen.

Die Mutter klatscht in die Hände und zieht
Die Spieluhr auf: "Nun singt ein Lied!"

"Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all,
Zur Krippe her kommet, in Bethlehems Stall!"

Fromm tönt's in die frostige Nacht hinaus.
Ein Stern steht selig über dem Haus.

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Bruno Wille (1860-1928) · Titel · Beliebteste

 

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