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Ochs und Esel
Ochs und Esel zankten sich
Beim Spaziergang um die Wette,
Wer am meisten Weisheit hätte:
Keiner siegte, keiner wich.
Endlich kam man überein,
Dass der Löwe, wenn er wollte,
Diesen Streit entscheiden sollte;
Und was konnte klüger sein?
Beide reden tief gebückt
Vor des Tierbeherrschers Throne,
Der mit einem edeln Hohne
Auf das Paar herunter blickt.
Endlich sprach die Majestät
Zu dem Esel und dem Farren:
Ihr seid alle beide Narren.
Jeder gafft ihn an und geht.
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Das ertrunkene Weib
Ein böses Weib, das keinem Drachen wich,
Die schrecklichste von allen Ruten
Des strafenden Geschicks, ersäufte sich
Und ward ein Spiel der Fluten.
Ihr Mann sucht den entseelten Leib,
Den er mit Sang und Klang begraben wollte,
Damit als Poltergeist auch nach dem Tod sein Weib
Ihn ja nicht plagen sollte.
Er fuhr in einem Kahn mit bangem Fleiß
Den Fluss hinab: er wühlt in Moor und Schlünden,
Fand ihren Modehut und ihren Modesteiß;
Sie selbst war nicht zu finden.
Lasst uns die Gondel drehn, rief endlich Nachbar Veit,
Sein Bootsmann, aus: ist sie sich gleich geblieben,
So hat sie wohl der Geist der Widerspenstigkeit
Den Strom hinaufgetrieben.
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Die Maden
Ein wimmelnder Konvent von Käsemaden
Ergoss bei seinem Abendschmaus
Sich in bitterste Jeremiaden:
Man muss gestehn, so rief er aus,
Dass niemand in der Kunst zu schaden
Dem Menschen gleicht. Es ist ihm nicht genug,
Dass er sich von dem Käse nähret,
Der uns beherbergt; oft wird ohne Fug
Auch unsre ganze Brut mit aufgezehret,
Die Kannibalen! Ei ihr dürftet sie,
Sprach hier das Oberhaupt der Kolonie,
Im Grunde darum nicht beneiden;
Denn wisst, wenn sie zu Grabe gehen,
So werden wir in ihren Eingeweiden
Nach wenig Tagen auferstehn,
Und unsere Rache nicht vergessen,
Wer andre frisst, wird endlich auch gefressen.
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Die Freundschaft
An Zoe
Zeus gab an einem Galatage
In seinem blauen Sternensaal
Dem Götterchor ein Mittagsmahl,
So recht nach altem deutschen Schlage.
Erbaulich war Prinz Ganymed
Mit seinem Becher anzusehen;
Er musste stets, wie ein Planet,
Sich um die runde Tafel drehen:
Auch wies der Nektar seine Kraft;
Die Damen lüfteten das Mieder
Und Zeus, beim Klange froher Lieder,
Trank mit den Herren Brüderschaft
Und küsste sie mit heißem Munde.
Herr Momus, dem, wie jeder weiß,
Nichts recht ist, machte seine Runde
Und nahte höhnisch sich dem Kreis:
Darf ich, o Jupiter, es wagen
Ein kleines Wörtchen dich zu fragen? ...
»Laß hören, Herr geheimer Rath!«
Da doch der Krieg, der Sturm, die Liebe,
Die Reimer, Ärzte, Kuppler, Diebe,
Kurz alles seine Gottheit hat;
So möcht ich unmaßgeblich wissen,
Warum wir wohl an deinem Hof
Der Freundschaft Göttin bloß vermissen?
Zum Glück bin ich kein Philosoph,
Sonst würd ich aus dem Umstand schließen,
Dass Wesen aus der Oberwelt
Zur Freundschaft nicht gestimmt sein müssen;
Allein das Gegenteil erhellt
Aus euren brüderlichen Küssen.
Beim Styx! rief Zeus, dass Tisch und Saal
Vom Schwur erbebten, diesesmal
Hat Momus Recht! Ihr Herrn, ich dächte,
Wir hälfen stracks dem Mangel ab.
Er sprach es und erhob die Rechte,
Die der Natur ihr Dasein gab.
Flugs stand ein Bild, die holdste Dirne,
Die der Olymp noch werden sah,
Mit Venus Reiz, mit Lunens Stirne
Und Pallas stiller Würde da.
Ha bravo! rief der helle Haufen.
Sie kommen in gedrängten Reihn
Der neuen Schwester zugelaufen
Und weihen sie mit Küssen ein.
Zeus macht sie sich zur Seite sitzen,
Drückt zehnmal ihr die weiße Hand,
Und tändelt mit des Halstuchs Spitzen.
Frau Juno roch die Lunte gleich;
Sie zittert, wird bald rot, bald bleich,
Und raunt den Schwestern in die Ohren.
Im Hui entspinnt sich ein Komplott;
Der Schönen wird der Sturz geschworen;
Und kurz, man zwang den armen Gott,
Durch List und Lärm, nach wenig Tagen
Die Freundschaft von Olymp zu jagen.
Sie flieht ins Tal der Sterblichkeit,
Besucht verkappt die niedern Dächer,
Und mischet in den Wermutsbecher
Des Lebens hohe Seligkeit.
Auch mir erschien sie im Gefilde
Des Jammers unter deinem Bilde,
O Zoe! Segnend schloss ich dich
In meinen Arm, da schwand mein Leiden.
Hört auf die Götter zu beneiden,
Ihr Sterblichen, beneidet mich.
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