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Die wahre Liebe
Auf einer alten Mauer saßen
Zwei junge treue Turteltauben,
Die, voll von innerlicher Liebe,
Die Augen auf einander wandten,
Und dann und wann die Flügel zuckten.
Ein Sperling auf dem nächsten Dache
Voll buhlerischer Brunst und Schalkheit,
Hieß dieses Paars verliebte Ruhe,
Frost, Schläfrigkeit und Unvermögen.
Da sprach der Täuber, doch mit Sanfmut:
Sprich nicht so schlimm von unsrer Liebe.
Horch! deine junge Gattin seufzet.
Sie heißt dich einen Ungetreuen.
Sie, die du gestern erst geehlicht,
Wird heute schon von dir verlassen!
Du liebest freilich stark und feurig:
Wir lieben sittsam, aber ewig.
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Kunz und Görgel
Welch süße Wohllust, so zu trinken!
Sprach Kunz, und rückte seinen Hut,
Bei neuem Wein und jungen Schinken
Sind allemal die Zeiten gut!
Die Steuer scheinet viel gelinder,
Die Stunden fließen viel geschwinder,
Wenn man bei vollem Glase spricht;
Denn an die Schulden denkt man nicht;
Noch weniger an Weib und Kinder.
Gefiel es, Nachbar Görgel, dir,
Wir blieben bis zum Morgen hier?
Rasch fing sich Görgel an zu blähen;
(Er hatte, wie ein Seraskier,
Den Kopf voll Stangen und voll Höhen)
Ich halte, Vetter Kunz, dafür,
Ihr scheint das Ding nicht zu verstehen,
Und raisonieret, wie ein Tier.
Wir bleiben rechter immer hier:
Es kostet nichts, als wann wir gehen!
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