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Dörte Müller (geb. 1967)
Weihnachtsgans im Ofen schmort...
Weihnachtsgans im Ofen schmort
Junge in der Nase bohrt
Tochter hat ein Lied gesungen
alle Gläser sind zersprungen.
Weihnachtsbowle schmeckt famos.
Wo steckt denn der Opa bloß?
Oma hat ganz ungeniert
die Hälfte ganz allein probiert.
Draußen klingelt's, wer wird's sein?
Lasst den Weihnachtsmann doch rein!
Dicker Bauch und weißer Bart
mit Geschenken nicht gespart.
Ho, Ho, Ho hört man ihn rufen
Vorsicht! Hier sind glatte Stufen!
Weihnachtsmann ist hingefallen
Katze zeigt ihm scharfe Krallen.
Weihnachtsmann trägt Opas Schuh
geht das mit rechten Dingen zu?
Eilig muss er wieder fort
noch an einen andren Ort.
Opa ist jetzt wieder da
Weihnachten ist wunderbar!
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Jörg Dahlbeck (geb. 1964)
Schneewittchen, der weiße Hai und Weihnachten
Der Himmel schneit still Funkeldiamanten,
die Glocken läuten nach dem lieben Gott.
Der hat Besuch von dicken, alten Tanten
und isst Zimtsterne mit Kompott.
Die Kinder erträumen sich Geschenkeberge.
Und Ferien, bis in den Mai!
Schneewittchen und die sieben Zwerge
bauen aus Schnee den weißen Hai.
Der Mond trägt stolz sein Honigkleid,
Glühbirnen wollen Sterne sein.
Ein Augenblick vergisst die Zeit,
die große Welt ist heute klein.
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Heinrich Seidel (1842-1906)
Der kleine Nimmersatt
Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
’ne Festung und Soldaten
und eine Rüstung und ein Schwert,
Wie sie die Ritter hatten.
Drei Märchenbücher wünsch’ ich mir
Und Farbe auch zum Malen
und Bilderbogen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.
Ein Domino, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neuen Pinselstiel
Vergiss nicht, lieber Vater!
Ein Zelt und sechs Kanonen dann
Und einen neuen Wagen
Und ein Geschirr mit Schellen dran,
Beim Pferdespiel zu tragen.
Ein Perspektiv, ein Zootrop,
’ne magische Laterne,
Ein Brennglas, ein Kaleidoskop -
Dies alles hätt’ ich gerne.
Mir fehlt - ihr wisst es sicherlich -
Gar sehr ein neuer Schlitten,
Und auch um Schlittschuh’ möchte ich
Noch ganz besonders bitten.
Um weiße Tiere auch von Holz
Und farbige von Pappe,
Um einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtemappe.
Auch einen großen Tannenbaum,
Dran hundert Lichter glänzen,
Mit Marzipan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.
Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Und wollt ihr daraus wählen,
So könnte wohl der Pinselstiel
Und auch die Mappe fehlen.
Als Hänschen so gesprochen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
"Was willst du, kleiner Nimmersatt,
Mit all den vielen Sachen?
Wer so viel wünscht" - der Vater spricht’s -
"Bekommt auch nicht ein Achtel -
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel."
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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de
Verklingelglöckchen
Kling, Glöckchen, klinge-linge-ling,
kling, Glöckchen kling!
Stopft euch voll, ihr Kinder,
kommt nur nicht dahinter:
Wer zu viel gefressen,
platzt nach dem Festessen.
Riesl, Flöckchen, riesl-riesl-ries,
riesl, Flöckchen ries!
Mädchen, seht, und Bübchen,
strenget an das Rübchen,
wie euch wird der Gaben
Lawine bald begraben?
Stink, Söckchen, stinke-tinke-tink,
stink, Söckchen stink!
Stellet ´naus die Stiefel,
s’ist ein starker Miefel;
Käs’ und Schokolade
duften schlecht gerade.
Kling, Glöckchen, klinge-linge-ling,
kling, Glöckchen kling!
Lasst mich raus, ihr Kinder,
lieber ist mir Winter
kalt und ohne Glocken,
die uns alle verbocken.
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Tudelka (geb. 1977)
Weihnachtsumtrunk
Weihnachten steht vor der Tür:
"Komm herein und trink ein Bier!" -
"Ich will nicht eins, ich brauche vier!"
Jedem Licht, das für uns brennt
An einem Sonntag im Advent,
Gebührt ein Glas des edlen Tropfen
Aus Wasser, Gerste, Malz und Hopfen.
Nach dem Genuss kehrt Ruhe ein,
Es könnte gar nicht schöner sein!
Die Lampen brennen lichterloh,
Weihnachten ist da, und wir sind froh!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Kurt Tucholsky (1890-1935)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php
Weihnachten
Nikolaus der Gute
kommt mit einer Rute,
greift in seinen vollen Sack –
dir ein Päckchen – mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch
und ein Baumwolltaschentuch,
Noske einen Ehrensäbel
und ein Buch vom alten Bebel,
sozusagen zur Erheiterung,
zur Gelehrsamkeitserweiterung ...
Marloh kriegt ein Kaiserbild
und nen blanken Ehrenschild.
Oberst Reinhard kriegt zum Hohn
die gesetzliche Pension ...
Tante Lo, die, wie ihr wisst,
immer, immer müde ist,
kriegt von mir ein dickes Kissen. –
Und auch hinter die Kulissen
kommt der gute Weihnachtsmann:
Nimmt sich mancher Leute an,
schenkt da einen ganzen Sack
guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen
Wedekinder, kesse Bollen –
(Hosenrollen mag sie nicht:
dabei sieht man nur Gesicht ...).
Der kriegt eine Bauerntruhe,
Fräulein Hippel neue Schuhe,
jener hält die liebste Hand –
Und das Land? Und das Land?
Bitt ich dich, so sehr ich kann:
Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!
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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php
Happy Christmas...
Happy Christmas, dear old Un!
Will Dir wer was Böses tun,
Drücke kalten Blutes
Beide Augen zu.
Tu dann dafür doppelt Gutes
Deinem Kuttel Daddeldu.
(als Widmung in einem Kuttel Daddeldu-Buch für Max Unold)
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Erich Mühsam (1878-1934)
Weihnachtslied
O Tannenbaum, o Tannenbaum -
sechs Zweiglein sind dein Alles.
So klein und dürr - man sieht dich kaum;
du hast in einem Stiefel Raum.
O Tannenbaum, o Tannenbaum, du Sinnbild unsres Dalles!
O Weihnachtsmann, o Weihnachtsmann -
du gehst vorbei ins Weite.
Hast ein zerfetztes Röcklein an,
bringst nichts, was Kinder freuen kann.
OWeihnächtsmann, o Weihnachtsmann,
auch dein Geschäft ist pleite.
O stille Nacht, o heilige Nacht -
in ungeheizter Stube!
Das Christkind hat sich fortgemacht.
Es schläft das Recht, die Feme wacht.
O stille Nacht, o heilige Nacht,
o Wulle und o Kube! +
O Friedensfest, o Liebesfest -
in Not und Angst Millionen! '
Und wer sich's nicht gefallen lässt,
den setzt die Republike fest.
O Friedensfest, o Liebesfest -
meim Rumfutsch oder Bohnen.
O Weihnachtszeit, o selige Zeit -
es hungern selbst die Flöhe. -
Doch ob nach Milch der Säugling schreit,
der Stahlhelmbund steht putschbereit. -
O Weihnachtszeit, o selige Zeit -
Hosianna in der Höhe!
(+ geschrieben 1925; Wulle und Kube waren Deutschnationale.)
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Das Männlein in der Gans
Das Männlein ging spazieren einmal
Auf dem Dach, ei seht doch!
Das Männlein ist hurtig, das Dach ist schmal,
Gib acht, es fällt noch.
Eh' sich's versieht, fällt's vom Dach herunter
Und bricht den Hals nicht, das ist ein Wunder.
Unter dem Dach steht ein Wasserzuber,
Hineinfällt's nicht schlecht;
Da wird es nass über und über,
Ei, das geschieht ihm recht.
Da kommt die Gans gelaufen,
Die wird's Männlein saufen.
Die Gans hat's Männlein 'nuntergeschluckt,
Sie hat einen guten Magen;
Aber das Männlein hat sie doch gedruckt,
Das wollt' ich sagen.
Da schreit die Gans ganz jämmerlich;
Das ist der Köchin ärgerlich.
Die Köchin wetzt das Messer,
Sonst schneidt's ja nicht:
Die Gans schreit so, es ist nicht besser,
Als dass man sie sticht;
Wir wollen sie nehmen und schlachten
Zum Braten auf Weihnachten.
Sie rupft die Gans und nimmt sie aus
Und brät sie,
Aber das Männlein darf nicht 'raus,
Versteht sich.
Die Gans wird eben gebraten;
Was kann's dem Männlein schaden?
Weihnachten kommt die Gans auf den Tisch
Im Pfännlein;
Der Vater tut sie 'raus und zerschneid't sie frisch.
Und das Männlein?
Wie die Gans ist zerschnitten,
Kriecht's Männlein aus der Mitten.
Da springt der Vater vom Tisch auf,
Da wird der Stuhl leer;
Da setzt das Männlein sich drauf
Und macht sich über die Gans her.
Es sagt: »Du hast mich gefressen,
Jetzt will ich dafür dich essen.«
Da isst das Männlein gewaltig drauf los,
Als wären's seiner sieben;
Da essen wir alle dem Männlein zum Trotz,
Da ist nichts übergeblieben
Von der ganzen Gans, als ein Tätzlein,
Das kriegen dort hinten die Kätzlein.
Nichts kriegt die Maus,
Das Märlein ist aus.
Was ist denn das?
Ein Weihnachts-Spaß;
Aufs Neujahr lernst
Du, was?
Den Ernst.
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Hans Retep (geb. 1956)
www.das-poetische-stacheltier.de/dichter-einzeln-3.php
Frohe Tanne
Stehet eine Tanne
nächst der Blumenwanne
festlich schmuckbehangen,
stolz und kühn ihr Prangen.
Froh, sei froh, oh Tanne
nächst der Blumenwanne,
dass du stehst im Garten
vor dem Haus!
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Adolf Glaßbrenner (1810-1876)
Zwei Wünsche
Ach, zwei Wünsche wünscht’ ich immer
Leider immer noch vergebens.
Und doch sind’s die innig-frommsten,
Schönsten meines ganzen Lebens!
Dass ich alle, alle Menschen
Könnt’ mit gleicher Lieb’ umfassen,
Und dass Ein’ge ich von ihnen
Morgen dürfte hängen lassen.
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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de
Festliche Andacht
O stille mich du Fröhliche
O drille mich du Höhliche
O grille mich du Röhliche
O hülle mich du Hehlige
O kühle mich du Schneeliche
O fülle mich du Pröstliche
O schwüle mich du Röstliche
O knülle mich du Frötzliche
O spüle mich du Rötzliche
O schwiele mich du Fröstige
O pille mich du Kötzliche
O schwille mich du Tröstliche
O rille mich du Höllische
O spiele mich du Sprödliche
O schiele mich du Schnödliche
O spille mich du Nötliche
O mille mich du Ödliche
O wühle mich du Tönliche
O mülle mich du Tötliche
O quille mich du Blödliche
O gülle mich du Kötliche
O mühle mich du Tröttlige
O stiele mich du Trötzliche
O nülle mich du Törige
O brülle mich du Kehlige
O knille mich du Dröhliche
O tille mich du Gröhliche
O kille mich du Wehliche
O stille mich du fröhliche
Weihnachtszeit
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Das Weinacht-Fest
Kümmt vom Weinen, kümmt vom Weihen, kümmt vom Wein Weinachten her?
So wie jeder ihm sie brauchte, kamen sie ihm ohn Gefehr.
Weil der Welt-Erlöser drinnen in die Welt ist kummen ein,
Sollten sie Frei-nachten heißen, sollten sie Freu-nachten sein.
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Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php
Die Heil'gen Drei Könige...
Die Heil'gen Drei Könige aus Morgenland,
Sie frugen in jedem Städtchen:
"Wo geht der Weg nach Bethlehem,
Ihr lieben Buben und Mädchen?"
Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht,
Die Könige zogen weiter;
Sie folgten einem goldenen Stern,
Der leuchtete lieblich und heiter.
Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
Da sind sie hineingegangen;
Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie,
Die Heil'gen Drei Könige sangen.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Epiphaniasfest
Die heiligen drei König' mit ihrem Stern,
sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern;
sie essen gern, sie trinken gern,
sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.
Die heilgen drei König' sind gekommen allhier,
es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
und wenn zu dreien der vierte wär,
so wär ein heilger drei König mehr.
Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
bei Tage solltet ihr mich erst sehn!
Doch ach, mit allen Spezerein
werd ich sein Tag kein Mädchen mir erfreun.
Ich aber bin der braun' und bin der lang',
bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Spezerein,
da werd ich überall willkommen sein.
Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein',
und mag auch wohl einmal recht lustig sein.
Ich esse gern ich trinke gern,
ich esse, trinke und bedank mich gern.
Die heilgen drei König' sind wohlgesinnt,
sie suchen die Mutter und das Kind;
der Joseph fromm sitzt auch dabei,
der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
dem Weihrauch sind die Damen hold;
und haben wir Wein von gutem Gewächs,
so trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
aber keine Ochsen und Esel schaun;
so sind wir nicht am rechten Ort
und ziehen unseres Weges weiter fort.
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