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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
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Hans-Rudolf Kruse (geb. 1944), www.krusebuecher.de
Advent
Zwischen allen Leuchtreklamen
Warten auf das eine Licht
das in Kriegs- und Schreckensdramen
Frieden für die Welt verspricht
Unter allen lauten Schreien
die die Ohren zugedröhnt
will ein leiser Ruf befreien
dass die Welt mit Gott versöhnt
Über allen Dunkelheiten
leuchtet still ein neuer Stern
Gottes Sohn will uns begleiten
seine Ankunft ist nicht fern
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Klaus Göltl (geb. 1960)
Advent Advent ein Jeder rennt
Im Kaufhaus sieht man Menschen flitzen
An Fenstern grelle Lichter blitzen
Auch seit November hängt nun schon
Der Weihnachtsmann dort vom Balkon
Die Hausfrau überlegt seit Wochen
Was tut sie wann an Weihnacht kochen.
Wo ist sie die Besinnlichkeit
In dieser Vorweihnachtszeit?
Der Plätzchenduft, der Kerzenschimmer
Geschenke basteln im warmen Zimmer
Weihnachtslieder und Geschichten
Die von der Geburt Jesu berichten.
Ich wünsch euch für die kommende Zeit
Etwas mehr von der Besinnlichkeit.
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Volkstümlich
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt...
Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt!
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür!
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Hans Retep (geb. 1956)
www.ziemlichkraus.de/hans-retep/weihnachtsgedichte.php
Adventsstern
Jedes Jahr seit jener Nacht,
als ein Kind zur Welt gebracht,
sitzt der Mensch beim Kerzenschein.
Still wie damals wird die Welt,
tief so mancher sinnend fällt;
Zweifel nagt am eignen Sein.
Draußen schimmert Sternenlicht,
spricht aus weiter Ferne schlicht:
Du bist niemals ganz allein.
Ja, das Leben, es vergeht,
doch so lang das All besteht,
ist verwandt mit dir ein jeder Stern.
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Anita Menger (geb. 1959), www.meine-festtagsgedichte.de
Adventszeit
Es ist Advent auf uns´rer Welt.
Der Lichter Glanz die Stadt erhellt.
Wir schmücken bunt das Tannengrün
und rote Weihnachtssterne blüh´n.
Wir backen und sind frohgestimmt.
Es riecht nach Anis, Nelken, Zimt,
nach Früchtebrot und Marzipan.
Das Selbstgeback´ne kommt gut an.
Denn Naschkätzchen sind niemals weit
und zum Probieren gern bereit.
Die Kleinen fragen aufgeregt:
"Was ´s Christkind untern Baum wohl legt?"
Die Spannung steigt – wann ist´s soweit?
Nicht schnell genug vergeht die Zeit.
Jedoch viel schneller als man denkt
die vierte Kerze plötzlich brennt.
Schon bald darauf die Glocke klingt.
„Vom Himmel hoch“ man fröhlich singt
und Jesu Christ ist uns ganz nah.
Der Heilig Abend ist nun da.
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Robert Reinick (1805-1852)
Der Weihnachtsaufzug
Bald kommt die liebe Weihnachtszeit,
worauf die ganze Welt sich freut;
das Land, so weit man sehen kann,
sein Winterkleid hat angetan.
Schlaf überall; es hat die Nacht
die laute Welt zur Ruh gebracht -
kein Sternenlicht, kein grünes Reis,
der Himmel schwarz, die Erde weiß.
Da blinkt von fern ein heller Schein -
was mag das für ein Schimmer sein?
Weit übers Feld zieht es daher,
als ob's ein Kranz von Lichtern wär',
und näher rückt es hin zur Stadt,
obgleich verschneit ist jeder Pfad.
Ei seht, ei seht! Es kommt heran!
Oh, schauet doch den Aufzug an!
Zu Ross ein wunderlicher Mann
mit langem Bart und spitzem Hute,
in seinen Händen Sack und Rute.
Sein Gaul hat gar ein bunt Geschirr,
von Schellen dran ein blank Gewirr;
am Kopf des Gauls, statt Federzier,
ein Tannenbaum voll Lichter hier;
der Schnee erglänzt in ihrem Schein,
als wär's ein Meer von Edelstein. -
Wer aber hält den Tannenzweig?
Ein Knabe, schön und wonnereich;
's ist nicht ein Kind von unsrer Art,
hat Flügel an dem Rücken zart. -
Das kann fürwahr nichts andres sein,
als wie vom Himmel ein Engelein!
Nun sagt mir, Kinder, was bedeut't
ein solcher Zug in solcher Zeit? -
Was das bedeut't? Ei, seht doch an,
da frag ich grad beim Rechten an!
Ihr schelmischen Gesichterchen,
ich merk's ihr kennt die Lichterchen,
kennt schon den Mann mit spitzem Hute,
kennt auch den Baum, den Sack, die Rute.
Der alte bärt'ge Ruprecht hier,
er pocht' schon oft an eure Tür;
droht' mit der Rute bösen Buben;
warf Nüss' und Äpfel in die Stuben
für Kinder, die da gut gesinnt. -
Doch kennt ihr auch das Himmelskind?
Oft bracht' es ohne euer Wissen,
wenn ihr noch schlieft in weichen Kissen,
den Weihnachtsbaum zu euch ins Haus,
putzt' wunderherrlich ihn heraus;
Geschenke hing es bunt daran
und steckt' die vielen Lichter an;
flog himmelwärts und schaute wieder
von dort auf euren Jubel nieder.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
so überreich an Lust und Freud'!
Hör doch der Kinder Wünsche an
und komme bald, recht bald heran,
und schick uns doch, wir bitten sehr,
mit vollem Sack den Ruprecht her.
Wir fürchten seine Rute nicht,
wir taten allzeit unsre Pflicht.
Drum schick uns auch den Engel gleich
mit seinem Baum, an Gaben reich.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
worauf die ganze Welt sich freut!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Matthias Jentzsch (geb. 1962)
Erlkönig im Advent
„Komm nun endlich“, schimpft die Mutter,
zeigt dem Kind streng ihre Uhr:
„Lauf doch schon, ich muss nach Hause.
Dunkel ist's! Was guckst du nur?“
Doch das Kind schaut rauf zum Himmel:
„Sieh nur Mama, dort das Licht!“
Und die Mutter folgt den Blicken.
„Wo denn nur? Ich seh' es nicht.“
„Aber ja doch“, ruft das Kleine.
„Da, jetzt hat es einen Schweif.“
„Schluss jetzt endlich mit dem Träumen!
Ab nach Haus! Die Zeit ist reif.“
„Mama, doch! Jetzt seh' ich's wieder!
Jetzt erleuchtet es die Welt.“
„Himmelherr, was soll das heißen?
Nichts ist dort am Sternenzelt.“
„Mama, wie in der Geschichte:
Hirten kommen angerannt.
Kindlein liegt in einer Krippe.
Könige aus Morgenland.“
Eine Mutter senkt die Arme,
schaut hinauf zur schwarzen Nacht.
Endlich schmunzelnd ein Erinnern:
Was das Licht der Weihnacht macht.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Friedrich Wilhelm Kritzinger (1816-1890)
Es ist Advent!
Die Blumen sind verblüht im Tal,
Die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl,
Es brausen kalt die Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt:
Es ist Advent!
Es zieht ein Hoffen durch die Welt,
Ein starkes, frohes Hoffen;
Das schließet auf der Armen Zelt
Und macht Paläste offen;
Das kleinste Kind die Ursach kennt:
Es ist Advent!
Advent, Advent, du Lerchensang
Von Weihnachtsfrühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang
Vom neuem Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesendt!
Es ist Advent.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Max von Schenkendorf (1783-1817)
Im Winter
Die Tage sind so dunkel,
Die Nächte lang und kalt;
Doch übet Sternenfunkel
Noch über uns Gewalt.
Und sehen wir es scheinen
Aus weiter, weiter Fern',
So denken wir, die Seinen,
Der Zukunft unsres Herrn.
Er war einmal erschienen
In ferner sel'ger Zeit,
Da waren, ihm zu dienen,
Die Weisen gleich bereit.
Der Lenz ist fortgezogen,
Der Sommer ist entflohn:
Doch fließen warme Wogen,
Doch klingt ein Liebeston.
Es rinnt aus Jesu Herzen,
Es spricht aus Jesu Mund,
Ein Quell der Lust und Schmerzen,
Wie damals, noch zur Stund'.
Wir wollen nach dir blicken,
O Licht, das ewig brennt,
Wir wollen uns beschicken
Zum seligen Advent!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Alfred Hein (1894-1945)
In der Adventszeit
In unsre gute Stube schauen drei Sterne ein,
Sind gar sicher die Lämpchen dreier Engelein,
Schauen, ob auch Platz und Raum
Für den Weihnachtsbaum.
Drinnen im Ofen, da knisterts fein,
Sicher schickt Niklas einen Windbub hinein,
Der nun lauschen, lauschen will,
Ob wir artig und still.
Horch, die Abendglocken... Nun gehts Christkindlein,
Niemand siehts, am Himmel und schaut in die Fenster ein.
Stille, stille sein!
Das Christkindlein ---
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Theodor Fontane (1819-1898)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_fontane.php
Verse zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
(aus dem Roman "Unwiederbringlich")
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Karl Gerok (1815-1890)
Vor Weihnachten
Die Kindlein sitzen im Zimmer
- Weihnachten ist nicht mehr weit -
bei traulichem Lampenschimmer
und jubeln: "Es schneit, es schneit!"
Das leichte Flockengewimmel,
es schwebt durch die dämmernde Nacht
herunter vom hohen Himmel
vorüber am Fenster so sacht.
Und wo ein Flöckchen im Tanze
den Scheiben vorüberschweift,
da flimmert's in silbernem Glanze,
vom Lichte der Lampe bestreift.
Die Kindlein sehn's mit Frohlocken,
sie drängen ans Fenster sich dicht,
sie verfolgen die silbernen Flocken,
die Mutter lächelt und spricht:
"Wisst, Kinder, die Engelein schneidern
im Himmel jetzt früh und spät;
an Puppenbettchen und Kleidern
wird auf Weihnachten genäht.
Da fällt von Säckchen und Röckchen
manch silberner Flitter beiseit,
von Bettchen manch Federflöckchen;
auf Erden sagt man: es schneit.
Und seid ihr lieb und vernünftig,
ist manches für euch auch bestellt;
wer weiß, was Schönes euch künftig
vom Tische der Engelein fällt!"
Die Mutter spricht's; - vor Entzücken
den Kleinen das Herz da lacht;
sie träumen mit seligen Blicken
hinaus in die zaubrische Nacht.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php
Vorfreude auf Weihnachten
Ein Kind - von einem Schiefertafel-Schwämmchen
Umhüpft - rennt froh durch mein Gemüt.
Bald ist es Weihnacht! - Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. - Es werden Lieder, Düfte fächeln. –
Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann doch gütig lächeln.
Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind - einmal im Jahr! -
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.
Wie es sein soll, wie’s allen einmal war.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Volksgut
Vorweihnacht
Bald ist Weihnacht, wie freu' ich mich drauf,
da putzt uns die Mutter ein Bäumlein schön auf;
es glänzen die Äpfel, es funkeln die Stern',
wie hab'n wir doch alle das Weihnachtsfest gern.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Max von Schenkendorf (1783-1817)
Weihnachtslied
Brich an du schönes Morgenlicht!
Das ist der alte Morgen nicht,
Der täglich wiederkehret.
Es ist ein Leuchten aus der Fern',
Es ist ein Schimmer, ist ein Stern,
Von dem ich längst gehöret.
Nun wird ein König aller Welt,
Von Ewigkeit zum Heil bestellt,
Ein zartes Kind geboren.
Der Teufel hat sein altes Recht
Am ganzen menschlichen Geschlecht
Verspielt schon und verloren.
Der Himmel ist jetzt nimmer weit,
Es naht die sel'ge Gotteszeit,
Der Freiheit und der Liebe.
Wohlauf, du frohe Christenheit!
Dass Jeder sich nach langem Streit
In Friedenswerken übe.
Ein ewig festes Liebesband
Hält jedes Haus und jedes Land
Und alle Welt umfangen,
Wir alle sind ein heil'ger Stamm,
Der Löwe spielet mit dem Lamm,
Das Kind am Nest der Schlangen.
Wer ist noch, welcher sorgt und sinnt?
Hier in der Krippe liegt ein Kind
Mit lächelnder Gebärde.
Wir grüßen dich du Sternenheld!
Willkommen Heiland aller Welt!
Willkommen auf der Erde!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Hans Retep (geb. 1956)
www.ziemlichkraus.de/hans-retep/weihnachtsgedichte.php
Zum Fest bereit
Wenn auf dem Kranz die Lichter scheinen,
Dann wird es hohe Weihnachtszeit;
Voll Freude denkst du an die Deinen,
Die Liebe ist zum Fest bereit.
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