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August von Platen (1796-1835)
Mein Herz ist zerrissen...
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!
Du ließest mich’s wissen, du liebst mich nicht!
Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,
Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!
Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,
Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!
So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,
Die Sonne vermissen? Du liebst mich nicht!
Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?
Was blühn die Narzissen? Du liebst mich nicht!
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Francesco Petrarca (1304-1374)
Mir träufeln bittre Tränen...
Mir träufeln bittre Tränen von den Wangen,
Angstvoll beginnt der Seufzer Sturm zu wehen,
Geschieht es, dass nach euch die Augen sehen,
Durch die allein der Welt ich bin entgangen.
Wahr ist's, es muss mein glühendes Verlangen
Vor süßem Lächeln allgemach vergehen;
Gerettet muss ich aus der Glut erstehen,
Wenn meine Blicke forschend an euch hangen.
Doch bald zu Eis erstarren die Gedanken,
Seh' ich beim Scheiden, wie mit holder Sitte
Ihr von mir lenket meine Schicksalsterne.
Öffnen der Liebe Schlüssel dann die Schranken,
Entflieht die Seel', und aus des Herzens Mitte
Folgt sie gedankenschwer euch in die Ferne.
(aus dem Italienischen von Carl Förster)
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Hermann Löns (1866-1914)
Mohnblumen
Mit roten Feldmohnblüten
Hatt' ich dein Haar geschmückt,
Die roten Blumenblätter
Die sind nun alle zerdrückt.
Du bist zu mir gekommen
Beim Abendsonnenschein,
Und als die Nacht hereinbrach,
Da ließest du mich allein.
Ich höre die Stille rauschen
Und sehe die Dunkelheit sprühn,
Vor meinen träumenden Augen
Purpurne Mohnblumen blühn.
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Christian Morgenstern (1871-1914)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/morgenstern.php
Nun hast auch du ...
Nun hast auch du, mein Herze,
dein großes Liebesleid,
nun bist auch du vom Schmerze
gesegnet und geweiht.
Von heut ab wird dein Klagen
nicht tändeln mehr wie einst,
und auch dein schönstes Sagen
wird sein, als ob du weinst.
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Nur wer die Sehnsucht kennt...
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
Allein und abgetrennt
Von aller Freude,
Seh ich ans Firmament
Nach jener Seite.
Ach! der mich liebt und kennt,
Ist in der Weite.
Es schwindelt mir, es brennt.
Mein Eingeweide.
Nur wer die Sehnsucht kennt,
Weiß, was ich leide!
(eines der Lieder der Mignon aus dem Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre")
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Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php
Still ist die Nacht...
Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe -
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.
Du Doppeltgänger! du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht, in alter Zeit?
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Johann Georg Jacobi (1740-1814)
Trauer der Liebe
Wo die Taub' in stillen Buchen
Ihren Tauber sich erwählt,
Wo sich Nachtigallen suchen,
Und die Rebe sich vermählt;
Wo die Bäche sich vereinen,
Ging ich oft mit leichtem Scherz,
Ging ich oft mit bangem Weinen,
Suchte mir ein liebend Herz.
O, da gab die finstre Laube
Leisen Trost im Abendschein;
O, da kam ein süßer Glaube
Mit dem Morgenglanz im Hain;
Da vernahm ich's in den Winden,
Ihr Geflüster lehrte mich:
Dass ich suchen sollt', und finden,
Finden, holde Liebe! dich.
Aber ach! wo blieb auf Erden,
Holde Liebe, deine Spur?
Lieben, um geliebt zu werden,
Ist das Los der Engel nur.
Statt der Wonne fand' ich Schmerzen,
Hing an dem, was mich verließ;
Frieden gibt den treuen Herzen
Nur ein künftig Paradies.
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Joseph von Eichendorff (1788-1857)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/eichendorff.php
Trauriger Frühling
Mir ist's im Kopf so wüste,
Die Zeit wird mir so lang,
Wie auch der Lenz mich grüßte
Mit Glanz und frischem Klang,
Das Herz bleibt mir so wüste,
Mir ist so sterbensbang.
Viel Vöglein lockend sangen
Im blühenden Revier,
Ich hatt mir eins gefangen,
Jetzt ist es weit von mir,
Viel Vöglein draußen sangen,
Ach, hätt ich meins nur hier!
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Ludwig Tieck (1773-1853)
Trennung
Muss es eine Trennung geben,
Die das treue Herz zerbricht?
Nein, dies nenne ich nicht leben,
Sterben ist so bitter nicht.
Hör' ich eines Schäfers Flöte,
Härme ich mich inniglich,
Seh ich in die Abendröte,
Denk ich brünstiglich an dich.
Gibt es denn kein wahres Lieben?
Muss denn Schmerz und Trauer sein?
Wär ich ungeliebt geblieben,
Hätt' ich doch noch Hoffnungsschein.
Aber so muss ich nun klagen:
Wo ist Hoffnung, als das Grab?
Fern muss ich mein Elend tragen,
Heimlich stirbt das Herz mir ab.
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Ludwig Eichrodt (1827-1892)
Trennung
Ich steh bei meinen vielen Büchern;
Ich geh spazieren durch den Wald -
Und weiß dabei von keinem klügern,
Von keinem schönern Aufenthalt.
Ich sitz in meiner trauten Schenke,
Bei lieben Freunden und beim Wein,
Und weil ich just nicht an dich denke,
So glaub ich überfroh zu sein.
Da übermannt mich oft ein Sehnen,
Der Zufall hat mirs angetan,
Und mir entstürzen schier die Tränen,
Und bittre Wehmut fasst mich an.
Dann kann mich, ach, nur das erfreuen,
Dass gleicher Schmerz zu dir auch spricht,
Dass er sich täglich wird erneuen -
Und dennoch, wünsch ich dir ihn nicht.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php
Und wüssten's die Blumen...
Und wüssten's die Blumen, die kleinen,
Wie tief verwundet mein Herz,
Sie würden mit mir weinen,
Zu heilen meinen Schmerz.
Und wüssten's die Nachtigallen,
Wie ich so traurig und krank,
Sie ließen fröhlich erschallen
Erquickenden Gesang.
Und wüssten sie mein Wehe,
Die goldnen Sternelein,
Sie kämen aus ihrer Höhe,
Und sprächen Trost mir ein.
Die alle können's nicht wissen,
Nur Eine kennt meinen Schmerz:
Sie hat ja selbst zerrissen,
Zerrissen mir das Herz.
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Tobias Deger (geb. 1982)
Unerfüllte Liebe
Ich werde nicht wie Glas zerscherben,
das unter einem Schlage birst.
Ich kann so leise, leise sterben,
dass Du es nie erahnen wirst.
Ich werde nicht von Windeshieben
mich brechen lassen wie ein Ast –
ich kann so leise, leise lieben,
dass Dein Blick mich nie erfasst...
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Emanuel Geibel (1815-1884)
Unruhe
An Wunden, schweren,
Langsam verbluten,
In heimlichen Gluten
Still sich verzehren,
Täglich voll Reue
Den Wahnsinn verschwören.
Täglich aufs neue
Sich wieder betören,
Ewig zum Meiden
Die Schritte wenden
Und doch nicht scheiden -
O Lieb', o Leiden,
Wann wirst du enden!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Richard Dehmel (1863-1920)
Venus Homo
Bettle nicht vor mir mit deinen Brüsten,
deinen Brüsten bin ich kalt;
tausend Jahre alt
ist dein Blick mit seinen Lüsten.
Sieh mich an, wie Du als Braut getan:
mit dem Blick des Grauens vor der Schlange!
Viel zu lange
war ich, Weib, dein Mann.
Willst du Gift aus meiner Wurzel saugen?
unverwundbar bin ich deinem Biss!
Folge mir ins Paradies:
sieh mich an mit deinen Menschenaugen...
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Ernst Blass (1890-1939)
Verlust
Der Tag ist draußen weiß. Ich hör ihn rauschen.
Ich bin im Zimmer wieder ganz allein.
Die Augen zu. Nur meine Ohren lauschen.
Vorhin schlief ich sogar ein wenig ein ...
Der Tag singt weiter. Worte! weiße! neue!
Tonfälle, Lachen! ... und Bewegungen ...
Erglänzen irgendwo fern .. (Mich zu verlassen!
Geliebte Freundin, die ich einst besungen!)
Und Augen, die ich niemals werde hassen,
Fühlen mich nun nicht mehr. O Durst nach Treue!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~