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Percy Bysshe Shelley (1792-1822)
Elegie
Wenn die Lampe zerschmettert,
Ist ihr Licht im Staube verglüht;
Wenn die Ros entblättert,
Ist ihr Duft im Winde versprüht;
Wenn die Laute zerbrochen,
Ist ihr lieblicher Klang verhallt;
Wenn die Lippen gesprochen,
Ist ihr Wort vergessen, wie bald!
So wie Klang und Schimmer
Nicht Lampe und Laut überlebt:
Stummer Seel auch nimmer
Sich wieder ein Lied enthebt -
Nur ein trübes Träumen,
Wie der Wind durch Trümmer streift,
Wie der Woge Schäumen
Dem Schiffer sein Grablied pfeift.
Liebten sich zwei Herzen:
Bald flieht, ach! die Lieb aus dem Nest;
Das schwächre hält in Schmerzen
An seiner Liebe noch fest.
O Lieb, die alle Wesen
Der Schwäche du zeihst so arg,
Was hast du dir erlesen
Den Schwächsten zur Wieg und zum Sarg?
Sein Sehnen wird dich wiegen,
Wie der Sturm die Raben wiegt;
Vernunft wird Ruh dir lügen,
Wie die Sonn im Winter lügt.
Dein Nest wird ganz zerfallen,
Deines Adlerhorstes beraubt,
Wirst du ein Spott sein allen,
Wenn der Herbst die Flur entlaubt.
(aus dem Englischen von Adolf Strodtmann)
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August Stramm (1874-1915)
Untreu
Dein Lächeln weint in meiner Brust
Die glutverbissnen Lippen eisen
Im Atem wittert Laubwelk!
Dein Blick versargt
Und
Hastet polternd Worte drauf.
Vergessen
Bröckeln nach die Hände!
Frei
Buhlt dein Kleidsaum
Schlenkrig
Drüber rüber!
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Ludwig Tieck (1773-1853)
Trennung
Muss es eine Trennung geben,
Die das treue Herz zerbricht?
Nein, dies nenne ich nicht leben,
Sterben ist so bitter nicht.
Hör' ich eines Schäfers Flöte,
Härme ich mich inniglich,
Seh ich in die Abendröte,
Denk ich brünstiglich an dich.
Gibt es denn kein wahres Lieben?
Muss denn Schmerz und Trauer sein?
Wär ich ungeliebt geblieben,
Hätt' ich doch noch Hoffnungsschein.
Aber so muss ich nun klagen:
Wo ist Hoffnung, als das Grab?
Fern muss ich mein Elend tragen,
Heimlich stirbt das Herz mir ab.
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Friedrich Wilhelm Wagner (1892-1931)
Die Stunden rinnen...
Die Stunden rinnen - fader Regen,
Darin erloschen alle Gluten.
Wenn wir uns zueinander legen -
Wir fürchten nicht, daß wir verbluten.
War nicht dein Haar einst schwarze Flamme,
Dein Mund ein blutend rotes Tor -
Auf deiner Brüste rosenem Kamme
War ich verirrt, ach ich verlor
Mich ganz in deinen dunklen Buchten,
In deines Leibes wildem Land -
Nun liegen wir gleich den Verruchten
An einem kalten öden Strand.
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Kathinka Zitz (1801-1877)
Was geht es dich an
Wenn dir mein Auge mit trunknem Entzücken
Folget, so weit es dich sehen nur kann.
Wenn deine Worte mich innig beglücken,
Wo ich sie höre - was geht es dich an?
Bist du der Stern mir, der Strahlen versendet
Auf meines Lebens umdüsterte Bahn,
Bist du die Sonne mir, die mich verblendet,
Wenn ich dir gut bin, was geht es dich an?
Bist du die Gottheit, die still ich verehre,
Zu der ich hohes Vertrauen gewann
Und ihr im Herzen errichtet Altäre -
Wenn ich dich liebe, was geht es dich an?
Wenn ich nichts fordre, so musst du es dulden,
Was ich an Opferrauch für dich ersann;
Was ich auch leide, ist nicht dein Verschulden,
Und wenn ich sterbe, so geht's dich nichts an.
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