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Joachim Ringelnatz (1883-1934)
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Es ist besser so
Es ist besser so.
Reich mir die Hand. Wir wollen froh
Und lachend voneinandergehn.
Wir würden uns vielleicht nach Jahren
Nicht mehr so gut wie heut verstehn.
So lass uns bis auf Wiedersehn
Ein reines, treues Bild bewahren.
Du wirst in meiner Seele lesen,
Wie mich ergreift dies harte Wort.
Doch unsre Freundschaft dauert fort.
Und ist kein leerer Traum gewesen,
Aus dem wir einst getäuscht erwachen.
Nun weine nicht; wir wollen froh
Noch einmal miteinander lachen. ---
Es ist besser so.
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Otto Roquette (1824-1896)
Scheiden ohne Leiden
Liebster Schatz, nun sei getrost,
Traure nicht ums Scheiden,
Hab' das Wandern nun erlost,
Und du musst es leiden.
Schau, es ist die ganze Welt,
Sonne, Mond und Sterne,
Auf das Wandern ja gestellt,
Auf die weite Ferne.
Und das Meer hat Ebb' und Flut,
Wind und Wolken ziehen,
Winterschnee und Sommerglut
Kommen und entfliehen.
Wird die Welt nun alt und neu,
Sei du auch nicht strenger,
Lange Zeit war ich dir treu,
Aber nun nicht länger.
Weil mein Herz nicht mehr verlangt,
Dass ich bei dir bliebe,
Lieber Schatz, so sei bedankt
Für die schöne Liebe!
Sieh, der Mai ist vor der Tür,
Lass die Augen wandern!
Komm ich einst zurück zu dir,
Hast du längst 'nen Andern.
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Nicht doch...
Nicht doch! Sie steht in ihrer stillen schönen
Gleichgült'gen Unbefangenheit noch immer!
O lern' von ihr, nimm ohne Klaggewimmer
Den Abschied, geh' und nimm ihn ohne Höhnen.
Sprich ruhig: Uns zusammen zu gewöhnen
Auf läng're Zeit in deinem engen Zimmer,
Nie ging es gut, nun geht es immer schlimmer;
Leb' wohl! und laß die Trennung uns versöhnen.
Ich habe dir einmal ein Lied gegeben,
Behalt's und denk' dabei zu Zeiten meiner,
Wenn du einst einen hast, der keine singet.
Du gabest mir nach kurzem Widerstreben
Einst diesen Ring; gedenken will ich deiner,
Wenn ich damit wo anstoß' und er klinget.
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Theodor Storm (1817-1888)
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Die Zeit ist hin
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewusst
Und leise mehr und mehr von meiner Brust;
Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,
Doch fühl ich wohl, ich muss dich gehen lassen.
So lass mich denn, bevor du weit von mir
Im Leben gehst, noch einmal danken dir;
Und magst du nie, was rettungslos vergangen,
In schlummerlosen Nächten heimverlangen.
Hier steh ich nun und schaue bang zurück;
Vorüber rinnt auch dieser Augenblick,
Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,
Wir werden keine mehr zusammen leben.
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Kurt Tucholsky (1890-1935)
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Aus!
Einmal müssen zwei auseinandergehn;
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn - -
einmal gabelt sich jeder Weg - und jeder geht allein -
wer ist daran schuld?
Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit.
Solche Straßen schneiden sich in der Unendlichkeit.
Jeder trägt den andern mit sich herum -
etwas bleibt immer zurück.
Einmal hat es euch zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen, und dann erkühlt -
Ihr wart euer Kind. Jede Hälfte sinkt nun herab -:
ein neuer Mensch.
Jeder geht seinem Schicksal zu.
Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du.
Jeder sucht seine Zukunft. Und geht mit stockendem Fuß,
vorwärtsgerissen vom Willen, ohne Erklärung und Gruß
in ein fernes Land.
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