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Arno Holz (1863-1929)
Sieben Septillionen Jahre...
Sieben Septillionen Jahre
zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstraße.
Sie endeten nicht.
Myriaden Äonen
versank ich in die Wunder eines einzigen Tautröpfchens.
Es erschlossen sich immer neue.
Mein Herz erzitterte!
Selig ins Moos
streckte ich mich und wurde Erde.
Jetzt ranken Brombeeren
über mir,
auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig
zwitschert ein Rotkehlchen.
Aus meiner Brust
springt fröhlich ein Quell,
aus meinem Schädel
wachsen Blumen.
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Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)
Spiel
Denkst, Freund, des wilden Knabenspiels du noch,
Das wir getrieben einst am Bergesjoch,
Wann unser freud'ger Wandertag verglomm
Und höher stets und immer höher klomm?
Wir sprangen jubelnd über Stock und Stein
Bergan und wieder in das Licht hinein,
Und noch einmal und noch einmal,
Bis uns entschlüpft' der letzte Sonnenstrahl.
Das Spiel, das wir im Alpentale dort
Getrieben, Freund, wir spielen's heut noch fort.
Wann neben uns das süße Licht erbleicht,
Wir steigen, bis von neuem wir's erreicht.
Wir springen rüstig über Stock und Stein
Und mitten wieder in den Tag hinein,
Und noch einmal und noch einmal,
Bis uns entschlüpft der letzte Lebensstrahl.
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Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633-1714)
Sterbelied
Es ist genug, mein matter Sinn
Sehnt sich dahin, wo meine Väter schlaffen.
Ich hab es endlich guten Fug,
Es ist genug! Ich muss mir Rast verschaffen.
Ich bin ermüdt, ich hab geführt
Die Tages Bürd: Es muss eins Abend werden.
Erlös mich, Herr, spann aus den Pflug,
Es ist genug! Nimm von mir die Beschwerden.
Die große Last hat mich gedrückt,
Ja schier erstickt, so viele lange Jahre.
Ach lass mich finden, was ich such:
Es ist genug! Mit solcher Kreuzes Ware.
Nun gute Nacht, ihr meine Freund,
Ihr meine Feind, ihr Guten und ihr Bösen,
Euch folg die Treu, euch folg der Trug -
Es ist genug! Mein Gott will mich auflösen.
So nimm nun, Herr, hin meine Seel,
Die ich befehl in deine Händ und Pflege.
Schreib sie ein in dein Lebens-Buch.
Es ist genug! Dass ich mich schlafen lege.
Nicht besser soll es mir ergehn,
Als wie geschehn den Vätern, die erworben
Durch ihren Tod des Lebens Ruch.
Es ist genug! Es sei also gestorben.
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Wandrers Nachtlied
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde,
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
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Theodor Storm (1817-1888)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_storm.php
Wer je gelebt in Liebesarmen
Wer je gelebt in Liebesarmen,
Der kann im Leben nie verarmen;
Und müsst er sterben fern, allein,
Er fühlte noch die sel'ge Stunde,
Wo er gelebt an ihrem Munde,
Und noch im Tode ist sie sein.
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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php
Zum Tode der Schwester
Der Säemann säet den Samen,
Die Erde empfängt ihn, und über ein kleines
Keimet die Blume heraus -
Du liebtest sie. Was auch dies Leben
Sonst für Gewinn hat, war klein dir geachtet,
Und sie entschlummerte dir!
Was weinest du neben dem Grabe,
Und hebst die Hände zur Wolke des Todes
Und der Verwesung empor?
Wie Gras auf dem Felde sind Menschen
Dahin, wie Blätter! Nur wenige Tage
gehn wir verkleidet einher!
Der Adler besuchet die Erde,
Doch säumt nicht, schüttelt vom Flügel den Staub und
Kehret zur Sonne zurück!
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