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Fred Endrikat (1890-1942)
Gleichschaltung
Jeder fasse sich an seine eigne Neese,
jeder fege vor dem eigenen Portal.
Was des einen Veilchen, ist des andern Käse,
und im Himmel riechen alle ganz egal.
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Fred Endrikat (1890-1942)
Schnapsgebet
Wenn sich mein Affe und mein Kater guten Morgen sagen -
der eine grinst, der andere faucht und spuckt -
dann habe ich ein solch Gefühl im Magen,
als hätt' ich eines Landbriefträgers Fuß verschluckt.
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Fred Endrikat (1890-1942)
Stammbuchvers
Wenn etwas schön ist, komme nicht in Wut
durch irgendeinen kleinen Zwischenfall.
Kackt dir mal eine Nachtigall auf deinen Hut -
dann freu dich an dem Lied der Nachtigall.
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Fred Endrikat (1890-1942)
Höhere Gewalt
Wenn Stürme brausen und Gewitter dräun,
gefährden sie zuerst des Turmes Spitze.
Der Maulwurfshügel drunten kann sich freun,
in einen Misthauf' schlagen keine Blitze.
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Oskar Blumenthal (1852-1917)
Meine Antikritik
"Was machst du, wenn die Kritik dich kränkt?"
Meine Antikritik: ich bleibe heiter.
"Und wenn sie dich an den Galgen gehängt?"
Meine Antikritik: ich lebe weiter.
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Theodor Storm (1817-1888)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_storm.php
August (Inserat)
Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Wo möglich insoweit sich zu beschränken,
Dass sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
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Wolfgang Lörzer (geb. 1950)
Nur ein Einzelfall
Der Einzelfall - das ist erschreckend -
erweist sich oft als flächendeckend.
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Marie Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Im Kreise
Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
wie Sturmwind geflogen.
Mit Jubel verkünden der Stimmen gar viele:
Wir nahen dem Ziele!
Der Fährmann am Steuer nur stöhnet leise:
Wir segeln im Kreise! –
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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de
Ein Lichtlein
Wo wieder trübe ist
der Tag, da bleib du heiter!
Wenn du ein Glühwurm bist
im Sarg, ist das gescheiter.
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Heinrich Zille (1858-1929)
Wie herrlich ist es, nichts zu tun ...
Wie herrlich ist es, nichts zu tun
und dann vom Nichtstun auszuruhn.
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Hans Aßmann von Abschatz (1646-1699)
Ein Glas
Man lösche, weil es geht, des Durstes strenge Flammen,
Wir kommen doch so jung nicht wiederum zusammen.
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Auf einen Ehrgeizigen
Alle Menschen gönnen dir, dass du möchtest Cäsar werden,
Doch mit dreiundzwanzig Wunden nieder liegend auf der Erden.
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Franz Grillparzer (1791-1872)
Regen und Unmut
Böses Wetter, böses Wetter!
Es entladen sich die Götter,
Reinigen ihr Wolkenhaus,
Und die Menschen badens aus.
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Erich Mühsam (1878-1934)
Das war das Fräulein Liebetraut...
Das war das Fräulein Liebetraut,
das an den Folgen einer Traube litt.
Quälend rumorten ihre Triebe laut,
weshalb sie schnell in jene Laube tritt.
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unbekannt
Zwei Knaben stiegen auf einen Gletscher...
Zwei Knaben stiegen auf einen Gletscher,
sie wurden matsch und immer mätscher.
Da sprach der Matschere zum Matschen:
Komm, lass uns wieder runterlatschen.
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