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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de
Babel
di schanoli makroni pomm fritt
schnabrafski ulureirei zick
krasipöff zerroi-rui pitsch
sili ogo tse verloiterkrätsch
krabbl nabbl oi moi braddl
oh zamburgin pryzitoff schitt
knackzich knoll knaratzmurus
mirabellerando uru uri platsch
zumbru schuhu igi zwicki
krogskach zwehweh ack ock
paff puff piff au-dipatschis
thörkel schoanti knatschkof ach
krbrrznk un krummbieär. Amen!
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Arne Arotnow (geb. 1968)
Jahreszeiten
Wohlig wärmen Winterherde.
Wieder wackeln Weihnachtsglocken.
Wallend wirbeln Wolkenflocken -
weißlich werde Wiesenerde!
Fruchtbar färben Frühlingsregen.
Falter fluten Frühjahrslüfte.
Frohmut feiert Freudendüfte.
Freude, Freude, Florasegen!
Strahlend schön sind Sommertage.
Seelen spüren Siedehitze.
Schwitzend strotzen Sonnenblitze.
Schmerzlich surrt stets Stecherplage.
Heftig heulen Herbstunwetter.
Herzen hassen Himmelstrauer.
Häufig harren Hadesschauer.
Herren hacken Heizungsbretter.
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Wolfgang Lörzer (geb. 1950)
Geständnis
Ich bin ein Freund der Poesie
und sag' ganz unpathetisch:
Ich liebe sie, die Poesie.
Sie wirkt so energetisch.
Ich liebe sie satirisch fein,
pointiert und melancholisch.
Auch kann sie durchaus kritisch sein,
natürlich auch symbolisch.
Seit ein'ger Zeit bin ich per du
mit der von mir Verehrten.
Ich nenn' sie nur noch P o e d u .
Das stört nur die Gelehrten.
Und was die denken, ist mir Wurst,
in meinem Poedusendurst!
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Wolfgang Lörzer (geb. 1950)
Learn English!
Please, learn English, that is wichtig!
And when you learn it, learn it richtig!
Denn when you in the Ausland go,
makes you your English-Kenntnis froh.
Can you the language ungefähr,
can you speak with Tony Blair.
Please, wend the grammar richtig an,
damit we all verstehen kann!
And speak deutlich, when you speak,
because I sonst Zustände krieg.
And when you sometimes Wörter such,
look einfach in the Wörterbuch!
Take you a By-Spiel not on me!
Otherfalls you learn it nie.
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Wolfgang Lörzer (geb. 1950)
Überall ist Leben
Das Brot verkrümelt sich im Haus.
Die Matte fühlt sich matt.
Der Beutel sieht gebeutelt aus.
Er hat sein Dasein satt.
Die Dose döst dumpf vor sich hin.
Sie fühlt sich schrecklich leer.
Sie sieht im Leben keinen Sinn.
Sie kann und mag nicht mehr.
Die Schere schert das einen Dreck.
Sie will, was sie nicht darf.
Liegt lüstern lauernd im Versteck
und ist aufs Tischtuch scharf.
Die Kuckucksuhr beginnt zu schrein.
Sie findet kein Gehör.
Der Teppich schaut betreten drein
und fürchtet ein Malheur.
Da, plötzlich tritt die Hausfrau ein
und macht es sich bequem.
Im Haus herrscht eitel Sonnenschein.
Wie ist die Welt so schön!
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Hugo Ball (1886-1927)
Karawane
jolifanto bambia o falli bambla
großgiga m'pfa habla horem
egiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa olobo
hej tatta gorem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluwu ssubudu
tumba ba-umf
kusa gauma
ba - umf
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Hugo Ball (1886-1927)
Seepferdchen und Flugfische
tressli bessli nebogen leila
flusch kata
ballubasch
zack hitti zopp
zack hitti zopp
hitti betzli betzli
prusch kata
ballubasch
fasch kitti bimm
zitti kitillabi billabi billabi
zikko di zakkobam
fisch kitti bisch
bumbalo bumbalo bumbalo bambo
zitti kitillabi
zack hitti zopp
treßli beßli nebogen grügü
blaulala violabimini bisch
violabimini bimini bimini
fusch kata
ballubasch
zick hiti zopp
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Aloys Blumauer (1755-1798)
Ode auf das Schwein
Heil dir, geborstetes
Ewig geworstetes,
Dutzend geborenes
Niemals geschorenes,
Liebliches Schwein.
Dichter begeisterst du,
Eicheln bemeisterst du,
Alles verzehrest du,
Christen ernährest du,
Gütiges Schwein.
Heil dir drum, ewiges,
Immerfort schäbiges,
Niemals gereinigtes,
Vielfach gebeinigtes,
Liebliches Schwein.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Ludwig Eichrodt (1827-1892)
Wanderwurstig
Nach Kamtschatka, nach Kamtschatka,
Drückt mich lang schon die Krawatka,
Wo der Wendegreis sich narrt;
Wo der Russe endlich endigt,
Wo der Wandrer verelendigt,
Und der Mutterwitz erstarrt -
Dahin -
Nach Gorillien, nach Gorillien
Tu' das Budget mir verwilligen,
Wo der Waldmensch lebt und leibt;
Wo die Muse, die verirrte,
Mit Gewalt verliert die Myrthe,
Und der Wechselbalg sich sträubt -
Dahin -
Auf dem Dawala-lackhieri
War ich auch schon schneeblind schieri,
Wo die Pore rötlich rinnt;
Wo der Mensch gen Himmel zipfelt,
Wo der Unsinn grausam gipfelt,
Und das Bohnenlied beginnt -
Dahin komm' ich schließlich hin!
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Fred Endrikat (1890-1942)
Sprichwörter
Man darf dem Tag nicht vor dem Abend dankbar sein
und soll das Schicksal nicht für alles loben.
Ein Gutes kommt niemals allein,
und alles Unglück kommt von oben.
Die Peitsche liegt im Weine.
Die Wahrheit liegt beim Hund.
Morgenstund hat kurze Beine.
Lügen haben Gold im Mund.
Ein Meister nie alleine bellt.
Vom Himmel fallen keine Hunde.
Dem Glücklichen gehört die Welt.
Dem Mutigen schlägt keine Stunde.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Fred Endrikat (1890-1942)
Gedanken beim steifen Grog
Wo ein Grog ist - da ist auch ein Keller.
Wo eine Zeche - ist auch ein Preller.
Wo ein Tsching - da ist auch ein Bum.
Wo ein Kümmel - da ist auch ein Rum.
Wo ein Mat ist - ist auch ein rose.
Wo ein Wind - ist auch eine Hose.
Wo ein Luv ist - ist auch ein Lee.
Wo ein W - da ist auch ein C.
Wo eine Ana - ist auch die lyse.
Wo eine Kom ist - ist auch die büse.
Wo ein Kauta - da ist auch ein bak.
Wo ein Dudel - da ist auch ein Sack.
Wo ein Säbel - da ist auch die Scheide.
Wo ein Schorf ist - da ist auch die Heide.
Wo ein Labs ist - da ist auch ein kaus.
Wo eine Freude - da ist auch ein Haus.
Wo ein Stein ist - da ist auch ein häger.
Wo ein Schorn - ist auch ein steinfeger.
Wo ein Kampf ist - da ist auch ein Sieg.
Wo eine Jungfer - da ist auch ein Stieg.
Wo ein Amboss - da ist auch ein Hammer.
Wo eine Katze - ist auch ein Jammer.
Wo eine Hexe - da ist auch ein Schuss.
Wo ein Kurz ist - da ist auch ein Schluss.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Fred Endrikat (1890-1942)
Schwermütiger Abend
Ich habe mir den Abend, ach, so wundervoll gedacht,
jedoch das Schicksal hat ihn mir komplett kaputtgemacht.
Der Himmel hängt voll grauer Tränensäcke.
Ein Windbeinkleid pfeift stürmisch um die Ecke.
Die Zitterpappel zittert mit dem Hinterteil.
Die Trauerweide grüßt mich: Trauerweidmannsheil!
Es schluchzt die Nachtigall beim Mondenscheine,
sie klagt so über Nachtigallensteine.
Auch die Glühwürmchen funktionieren nicht,
dieweil es ihnen an dem Hinterlicht gebricht.
Und dann die Mücken - Mücken -, nichts als Mücken.
Man soll's nicht glauben, wie die Mücken jücken.
Sogar der gute Mond nimmt ab - statt zu,
und über allen Wipfeln ist mehr Un- als Ruh.
Im Teiche höre ich die bösen Unken unken.
Es klingt, als lachten sie mich aus, diese Halunken.
Doch tröst ich mich: O armes Herz, verzage nicht.
Der Esel geht so lang zum Brunnen, bis er bricht.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Fred Endrikat (1890-1942)
Seufzerfamilie
Ein Seufzer schwebte ganz allein
hoch über einem Birkenhain.
Der Seufzer seufzte tief und schwer:
»O weh, o weh, es quält mich sehr,
dass ich ein männlicher Seufz-er.
Ich wünsche Seelensympathie
mit einer weiblichen Seufz-sie.«
Der Seufzer war so intensiv,
dass er sein Weib ins Leben rief.
Bevor der Mond am Himmel hing,
der Seufz-er die Seufz-sie umfing.
Er herzte sie und küsste sie:
»Du meine einzige Seufz-sie.«
Sie seufzten glücklich alle zwei,
ach, war das eine Seufzerei.
Sie gingen ineinander auf,
und, siehe da - am Morgen drauf
thront auf der Birke als Prinzess
ein kleines, winziges Seufz-es.
Es tönte lieblich durch den Mai
jetzt die Familienseufzerei
wie ein gefühlsharmonisches
Konzert von Seufz-er, -sie und -es.
So war es - so wird's immer sein:
Ein Seufzer kommt niemals allein.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Gustav Falke (1853-1916)
Aus allen Zweigen
Gedüftel.
Getüftel,
Gedächtel,
Gemächtel,
Ein Dudel, ein Didel
Ein wunderschön's Liedel.
Ei ja!
Ein Tonnerl,
Ein Wonnerl,
Ein Herzerl,
Ein Schmerzerl,
Ein Veigerl, ein Röserl,
Ein Schürzerl, ein Höserl,
Ei ja!
Ein Dornerl,
Ein Zornerl,
Ein Witzerl,
Ein Blitzerl,
Ein Dudel, ein Didel
Ein wunderschön's Liedel.
Piep! Piep! -
(Allen sangesfrohen Goldschnittlyrikern gewidmet.)
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Christian Morgenstern (1871-1914)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/morgenstern.php
Der Werwolf
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!
Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:
"Der Werwolf" - sprach der gute Mann,
"des Weswolfs, Genitiv sodann,
dem Wemwolf, Dativ, wie man's nennt,
den Wenwolf, - damit hat's ein End."
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!
Der Dorfschulmeister aber musste
gestehn, daß er von ihr nichts wusste.
Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
doch "Wer" gäb's nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~