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Trinklieder – Dichter 1 2 · Titel 1 2 · Beliebteste · Neueste

Heinrich Seidel (1842-1906)

Auf eine Nase

Wie ein Rubin auf rosenfarb'gem Grunde
In mildverklärtem Flammenscheine sprüht sie,
Wie eine Purpurros' mit sanftem Runde
Vergnüglich heiter freuderweckend blüht sie.
Im Abendrot manch froh durchschwärmter Stunde
Im Wiederschein viel roten Weines glüht sie!
O welche Fluten flossen schon zusammen
Zu schaffen dieses wundervolle Flammen!

Wie viele Lasten Silbers oder Goldes
Dies Kupfer zu erzeugen sind verschwendet,
Wie viele Länder haben schon ihr holdes
Getränk zu ihrem Wohlgedeihn gespendet!
Hinab von Kap-, Bordeaux- und Rheinwein rollt' es
Ohn' Unterlass, bis endlich sie vollendet:
Ein Flammenhügel, eine wundervolle
Mit innrer Glut getränkte Purpurknolle!

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Anakreonteia (1. Jh. v.u.Z. bis 5.)

Das Trinken

Die Erde trinkt für sich, die Bäume trinken Erde,
Vom Meere pflegt die Luft auch zu getrunken werden,
Die Sonne trinkt das Meer, der Monde trinkt die Sonnen;
Wollt dann, ihr Freunde, mir das Trinken nicht vergonnen?

(Aus dem Altgriechischen von Martin Opitz)

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Paul Scheerbart (1863-1915)

Der lachende Engel

Wie war's doch nur?
Im Himmel schwebten
Große blanke Diskusscheiben –
Auf denen drehten sich blutrote Nüsse.
Doch alles schlug ein böser Geist entzwei.
Ein Engel lacht dazu
Und spritzt mit Vitriol.
Jawohl! Jawohl!

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Johann Peter Uz (1720-1796)

Der Sommer und der Wein

In diesen schwülen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kühler Nacht,
Und schlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muse träumt nur matte Klagen.
Ich hänge mit verdrossner Hand
Die träge Leier an die Wand.

Doch, Freund! in schwülen Sommertagen,
(Zischt mir Lyäus in das Ohr:)
Hebt sich der Weinstock stolz empor,
Den Frost und Regen niederschlagen:
Und nur der höhern Sonne Glut
Kocht seiner Trauben göttlich Blut.

So mag in schwülen Sommertagen
Der Weichling, Amor, schüchtern fliehn,
Und Scherz und Muse sich entziehn:
Der Wein wird sie zurücke jagen.
Es reife nur der frohe Wein:
Was kann mir unerträglich sein?

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Fred Endrikat (1890-1942)

Der triftige Grund

Freunde, die Sonne scheint, lasset uns trinken,
hebet die Becher und führt sie zum Mund.
Seht, wie die Strahlen im Wein lieblich blinken,
Sonne ist immer ein triftiger Grund.
Trinket den goldnen Wein,
trínket den Sonnenschein.
Rund ist die Erde, die Erde ist rund.
Freunde, die Sonne scheint, das ist ein Grund.

Freunde, der Regen fällt, lasset uns trinken.
Glaubt mir, im Herbst ist das Trinken gesund.
Seht, wie die feindlichen Nebel dort sinken,
Regen ist immer ein triftiger Grund.
Träufelt das edle Nass
wie in ein Regenfass.
Rund ist die Traube, die Traube ist rund.
Freunde, der Regen fällt, das ist ein Grund.

Freunde, bald schneit es, drum lasset uns trinken,
lasst uns genießen die fröhliche Stund.
Seht, wie die Nasen im Kerzenschein blinken,
Schnee ist zum Trinken ein triftiger Grund.
Trinke im Lenz und Herbst,
trinke, bis dass du sterbst.
Bunt ist das Leben, das Leben ist bunt.
Freunde, zum Trinken ist immer ein Grund.

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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/lessing.php

Der trunkne Dichter lobt den Wein

Mit Ehren, Wein, von dir bemeistert,
Und deinem flüss'gen Feu'r begeistert,
Stimm ich zum Danke, wenn ich kann,
Ein dir geheiligt Loblied an.

Doch wie? in was für kühnen Weisen
Werd' ich, o Göttertrank, dich preisen?
Dein Ruhm, hör' ihn summarisch an,
Ist, dass ich ihn nicht singen kann.

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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/lessing.php

Die Beredsamkeit

Freunde, Wasser machet stumm:
Lernet dieses an den Fischen.
Doch beim Weine kehrt sichs um:
Dieses lernt an unsern Tischen.
Was für Redner sind wir nicht,
Wenn der Rheinwein aus uns spricht!
Wir ermahnen, streiten, lehren;
Keiner will den andern hören.

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Paul Scheerbart (1863-1915)

Die große Sehnsucht

Wenn die große Sehnsucht wieder kommt,
Wird mein ganzes Wesen wieder weich.
Und ich möchte weinend niedersinken -
Und dann möcht ich wieder maßlos trinken.

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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/lessing.php

Die Stärke des Weins

Wein ist stärker als das Wasser:
Dies gestehn auch seine Hasser.
Wasser reißt wohl Eichen um,
Und hat Häuser umgerissen:
Und ihr wundert euch darum,
Dass der Wein mich umgerissen?

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Hans Aßmann von Abschatz (1646-1699)

Ein Glas

Man lösche, weil es geht, des Durstes strenge Flammen,
Wir kommen doch so jung nicht wiederum zusammen.

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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php

Ergo bibamus!

Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun,
Drum, Brüderchen! Ergo bibamus.
Die Gläser, sie klingen, Gespräche, sie ruhn,
Beherziget Ergo bibamus.
Das heißt noch ein altes, ein tüchtiges Wort:
Es passet zum ersten und passet so fort,
Und schallet ein Echo vom festlichen Ort,
Ein herrliches Ergo bibamus.

Ich hatte mein freundliches Liebchen gesehn,
Da dacht ich mir: Ergo bibamus.
Und nahte mich traulich; da ließ sie mich stehn.
Ich half mir und dachte: Bibamus.
Und wenn sie versöhnet euch herzet und küsst
Und wenn ihr das Herzen und Küssen vermisst,
So bleibet nur, bis ihr was Besseres wisst,
Beim tröstlichen Ergo bibamus.

Mich ruft mein Geschick von den Freunden hinweg;
Ihr Redlichen! Ergo bibamus.
Ich scheide von hinnen mit leichtem Gepäck;
Drum doppeltes Ergo bibamus.
Und was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt,
So bleibt für den Heitern doch immer gesorgt,
Weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt;
Drum, Brüderchen! Ergo bibamus.

Was sollen wir sagen zum heutigen Tag!
Ich dächte nur: Ergo bibamus.
Er ist nun einmal von besonderem Schlag;
Drum immer aufs neue: Bibamus.
Er führet die Freude durchs offene Tor,
Es glänzen die Wolken, es teilt sich der Flor,
Da scheint uns ein Bildchen, ein göttliches, vor;
Wir klingen und singen: Bibamus.

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Fred Endrikat (1890-1942)

Gedanken beim steifen Grog

Wo ein Grog ist - da ist auch ein Keller.
Wo eine Zeche - ist auch ein Preller.
Wo ein Tsching - da ist auch ein Bum.
Wo ein Kümmel - da ist auch ein Rum.

Wo ein Mat ist - ist auch ein rose.
Wo ein Wind - ist auch eine Hose.
Wo ein Luv ist - ist auch ein Lee.
Wo ein W - da ist auch ein C.

Wo eine Ana - ist auch die lyse.
Wo eine Kom ist - ist auch die büse.
Wo ein Kauta - da ist auch ein bak.
Wo ein Dudel - da ist auch ein Sack.

Wo ein Säbel - da ist auch die Scheide.
Wo ein Schorf ist - da ist auch die Heide.
Wo ein Labs ist - da ist auch ein kaus.
Wo eine Freude - da ist auch ein Haus.

Wo ein Stein ist - da ist auch ein häger.
Wo ein Schorn - ist auch ein steinfeger.
Wo ein Kampf ist - da ist auch ein Sieg.
Wo eine Jungfer - da ist auch ein Stieg.

Wo ein Amboss - da ist auch ein Hammer.
Wo eine Katze - ist auch ein Jammer.
Wo eine Hexe - da ist auch ein Schuss.
Wo ein Kurz ist - da ist auch ein Schluss.

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Franz Graf von Pocci (1807-1876)

Hans Teuerlich

Mich dünkt, es war ganz neuerlich
ein Wirt, der hieß Hans Teuerlich;
sein Braten war nicht käuerlich,
sein Wein war etwas säuerlich.
Drei Wandrer traten da herein,
die riefen: "Wirt, nun schenk uns ein!
Wir wurden müd im Sonnenschein,
drum gib uns echten guten Wein!"

Hans Teuerlich lief schlau und fein
zum Keller mit dem Krug von Stein;
dort stand ein Fass mit saurem Wein
und neben floss der tiefe Rhein.
Bedachtsam wie eine Nuss
Zapft er vom Weine mit Verdruss.
Lässt dann herein in vollem Schuss
Den hochberühmten klaren Fluss.

Er bringt den Wein den Gästen dar
und schwört bei seiner Ehr fürwahr,
dass Wein sein rein, so hell und klar
noch nie in einem Fasse war.
Die durst'gen Drei, die freuen sich,
sie danken erst Hans Teuerlich
und trinken drauf ganz feierlich
den Wein, so matt und säuerlich!

Wohl werfen sie die Becher fort,
doch schwört der Wirt bei seinem Wort,
der Wein sei von der besten Sort',
ein wahrer, echter Niblungshort.
Und schenket dann noch einmal ein
Den Gästen von dem klaren Wein.
Doch sieh! Drei Fischlein, nett und klein,
die hüpfen aus dem Krug herein.

Die drehen gar behendiglich
Im Becher dort inwendig sich;
es ward darum elendiglich
der Wirt verlacht beständiglich.
Sie zahlten ihm den Wein nicht schlecht,
auf dass er stets der Fisch gedächt';
er tat's nicht mehr, doch hör ich recht,
dann ist gar groß des Wirts Geschlecht.

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August Kopisch (1799-1853)

Historie von Noah

Als Noah aus dem Kasten war,
Da trat zu ihm der Herre dar;
Der roch des Noäh Opfer fein
Und sprach: "Ich will dir gnädig sein,
Und, weil du ein so frommes Haus,
So bitt’ dir eine Gnade aus!"

Fromm Noah sprach: "Ach lieber Herr,
Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr,
Dieweil darin ersäufet sind
All’ sündhaft Vieh und Menschenkind:
Drum möcht’ ich armer, alter Mann,
Ein anderweit Getranke ha’n!"

Da griff der Herr ins Paradies
Und gab ihm einen Weinstock süß:
Und sprach: "Den sollst du pflegen sehr."
Und gab ihm guten Rat und Lehr’
Und wies ihm Alles so und so,
Der Noah ward ohn’ Maßen froh.

Und rief zusammen Weib und Kind,
Darzu sein ganzes Hausgesind’,
Pflanzt’ Weinberg rings um sich herum;
Der Noah war fürwahr nicht dumm!
Baut’ Keller dann und presst den Wein
Und füllt ihn gar in Fässer ein.

Der Noah war ein frommer Mann,
Stach ein Fass nach dem andern an
Und trank es aus, zu Gottes Ehr’:
Das macht’ ihm eben kein Beschwer.
Er trank, nachdem die Sündflut war,
Dreihundert noch und fünfzig Jahr.

Nützliche Lehre
Ein kluger Mann hieraus ersicht,
Dass Weins Genuss ihm schadet nicht;
Und item, dass ein guter Christ
In Wein niemalen Wasser gießt:
Dieweil darin eräaufet sind
All’ sündhaft Vieh und Menschenkind.

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Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

Im Winter trink ich ...

Im Winter trink ich und singe Lieder
Aus Freude, dass der Frühling nah ist -
Und kommt der Frühling, trink ich wieder
Aus Freude, dass er endlich da ist.

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