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Li-hung-tschang (gest. 1901)
In den Wind gesungen
Wenn ich, an ihren Brüsten hingesunken,
Den heiligsten der Tränke tief getrunken:
Komm, Drache Tod, lass mit dem letzten Hauch
Uns in die Luft vergehn wie blasser Rauch,
Und lass uns noch nach hunderttausend Jahren
Vereint als Sturmwind durch die Lüfte fahren!
(aus dem Chinesischen von Klabund)
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Alfred Lichtenstein (1889-1914)
Liebeslied
Helle Länder sind deine Augen.
Vögelchen sind deine Blicke,
Zierliche Winke aus Tüchern beim Abschied.
In deinem Lächeln ruh ich wie in spielenden Booten.
Deine kleinen Geschichten sind aus Seide.
Ich muss dich immer ansehen.
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Ernst Wilhelm Lotz (1890-1914)
Meine Arme breiten sich...
Meine Arme breiten sich,
Meine Pupillen weiten sich:
Die Liebe hat ich heut Nacht
Mit pulsenden Fingern berührt,
Da bin ich aufgewacht
Und habe allen Zauber der Liebe gespürt.
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Christian Morgenstern (1871-1914)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/morgenstern.php
Hier im Wald...
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich - unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergessne, weltvergessne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet...
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Christian Morgenstern (1871-1914)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/morgenstern.php
Ich liebe dich, du Seele...
Ich liebe dich, du Seele, die da irrt
im Tal des Lebens nach dem rechten Glücke,
ich liebe dich, die manch ein Wahn verwirrt,
der manch ein Traum zerbrach in Staub und Stücke.
Ich liebe deine armen wunden Schwingen,
die ungestoßen in mir möchten wohnen;
ich möchte dich mit Güte ganz durchdringen;
ich möchte dich in allen Tiefen schonen.
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Christian Morgenstern (1871-1914)
Du bist mein Land...
Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
Du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn’ Ende wiederkehret.
An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.
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Erich Mühsam (1878-1934)
E. B.
Du bist nicht schön, und dennoch lieb ich dich.
Du lügst, und dennoch glaub ich deinen Worten.
Nie öffnest du mir deiner Gnadenpforten
Geheiligtes, und dennoch lockst du mich.
Warum verwirrst du, was mein Wesen ist,
machst meine Wege strauchelnd und gefährlich?
Weil du mir unergründlich, unerklärlich -
und dennoch aller Rätsel Lösung bist.
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Clara Müller-Jahnke (1860-1905)
Das ist der Schatten
Magst du mich ganz in deine Flammen hüllen
und mag das Blut, das deinen Leib durchmisst,
mein Herz durchpulsen, meine Adern füllen -
es bleibt ein Rest, ein Rest, der du nicht bist!
Das ist der Schatten unsrer Sonnenliebe,
auf unsern Himmelstraum, der Erdenspott.
Wenn dieser Rest, du, dieser Rest nicht bliebe:
wir wären Gott. -
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Novalis (1772-1801)
Ich sehe dich...
Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.
Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüte steht.
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August von Platen (1796-1835)
Ich bin wie Leib dem Geist
Ich bin wie Leib dem Geist, wie Geist dem Leibe dir;
Ich bin wie Weib dem Mann, wie Mann dem Weibe dir,
Wen darfst du lieben sonst, da von der Lippe weg
Mit ew’gen Küssen ich den Tod vertreibe dir?
Ich bin dir Rosenduft, dir Nachtigallgesang,
Ich bin der Sonne Pfeil, des Mondes Scheibe dir;
Was willst du noch? Was blickt die Sehnsucht noch umher?
Wirf alles, alles hin: du weißt, ich bleibe dir!
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Edgar Allan Poe (1809-1849)
An Frances S. Osgood
Dein Herz sucht Liebe? – So möge es nie
Vom jetzigen Pfade weichen,
Sei, was du bist, und wolle nie
Dem, was du nicht bist, gleichen –
So wird die Welt deinem sanften Sein,
Deiner Anmut ein unendlich
Und freudevolles Preislied weihn,
Und Liebe wird selbstverständlich.
(aus dem Englischen von Theodor Etzel)
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Du bist die Rose meiner Liebe...
Du bist die Rose meiner Liebe,
Die Ros’ auf meines Herzens Flur
Es waren andre Blumentriebe
Vorahnung meiner Rose nur.
Es kam der Flor, dass er zerstiebe,
Verschwinden musste jede Spur,
Dass Raum für meine Rose bliebe,
Die mir zu bleiben ewig schwur.
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muss...
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muss;
Ich liebe dich, weil ich nichts anders kann;
Ich liebe dich nach einem Himmelschluss;
Ich liebe dich durch einen Zauberbann.
Dich lieb’ ich, wie die Rose ihren Strauch;
Dich lieb’ ich, wie die Sonne ihren Schein;
Dich lieb’ ich, weil du bist mein Lebenshauch;
Dich lieb’ ich, weil dich lieben ist mein Sein.
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Paul Scheerbart (1863-1915)
Noch ein Mal!
Lass dich noch ein Mal
im tollsten Rausche
Verzückt umfangen –
Lass dir noch ein Mal
So selig küssen
Auf Hals und Wangen –
Lass mich noch ein Mal,
Ach nur noch ein Mal
Zu dir gelangen –
Hurrah!
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Theodor Storm (1817-1888)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_storm.php
Trost
So komme, was da kommen mag!
Solang du lebest, ist es Tag.
Und geht es in die Welt hinaus,
Wo du mir bist, bin ich zu Haus.
Ich seh dein liebes Angesicht,
Ich sehe die Schatten der Zukunft nicht.
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Theodor Storm (1817-1888)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_storm.php
Ich bin mir meiner Seele...
Ich bin mir meiner Seele
In deiner nur bewusst,
Mein Herz kann nimmer ruhen
Als nur an deiner Brust!
Mein Herz kann nimmer schlagen
Als nur für dich allein.
Ich bin so ganz dein eigen,
So ganz auf immer dein. --
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Ludwig Uhland (1787-1862)
Seliger Tod
Gestorben war ich
Vor Liebeswonne:
Begraben lag ich
In ihren Armen;
Erwecket ward ich
Von ihren Küssen;
Den Himmel sah ich
In ihren Augen.
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