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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
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Ja, die Augen waren's...
Ja, die Augen waren's, ja, der Mund,
Die mir blickten, die mich küssten.
Hüfte schmal, der Leib so rund
Wie zu Paradieses Lüsten.
War sie da? Wo ist sie hin?
Ja! sie war's, sie hat's gegeben,
Hat gegeben sich im Fliehn
Und gefesselt all mein Leben.
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Franz Grillparzer (1791-1872)
Kuss
Auf die Hände küsst die Achtung,
Freundschaft auf die offne Stirne,
Auf die Wange Wohlgefallen,
Selge Liebe auf den Mund;
Aufs geschlossne Aug die Sehnsucht,
In die hohle Hand Verlangen,
Arm und Nacken die Begierde,
Überall sonst hin Raserei.
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Friedrich von Hagedorn (1708-1754)
Die erste Liebe
O wie viel Leben, wie viel Zeit
Hab' ich, als kaum beseelt, verloren,
Eh' mich die Gunst der Zärtlichkeit
Begeistert und für dich erkoren!
Nun mich dein süßer Kuss erfreut,
O nun belebt sich meine Zeit!
Nun bin ich erst geboren!
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Heinrich Heine (1797-1856)
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Morgens send ich dir die Veilchen...
Morgens send ich dir die Veilchen,
Die ich früh im Wald gefunden,
Und des Abends bring ich Rosen,
Die ich brach in Dämmrungstunden.
Weißt du, was die hübschen Blumen
Dir Verblümtes sagen möchten?
Treu sein sollst du mir am Tage
Und mich lieben in den Nächten.
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Heinrich Heine (1797-1856)
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Wenn ich in deine Augen seh...
Wenn ich in deine Augen seh,
So schwindet all mein Leid und Weh;
Doch wenn ich küsse deinen Mund,
So werd ich ganz und gar gesund.
Wenn ich mich lehn an deine Brust,
Kommt’s über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: »Ich liebe dich!«,
So muss ich weinen bitterlich.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Heinrich Heine (1797-1856)
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Du bist wie eine Blume...
Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein;
Ich schau dich an, und Wehmut
Schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt,
Betend, dass Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.
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Heinrich Heine (1797-1856)
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Andre beten zur Madonne...
Andre beten zur Madonne,
Andre auch zu Paul und Peter;
Ich jedoch, ich will nur beten,
Nur zu dir, du schöne Sonne.
Gib mir Küsse, gib mir Wonne,
Sei mir gütig, sei mir gnädig,
Schönste Sonne unter den Mädchen,
Schönstes Mädchen unter der Sonne!
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Heinrich Heine (1797-1856)
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Hast du die Lippen...
Hast du die Lippen mir wund geküsst,
So küsse sie wieder heil,
Und wenn du bis Abend nicht fertig bist,
So hat es auch keine Eil.
Du hast ja noch die ganze Nacht,
Du Herzallerliebste mein!
Man kann in solch einer ganzen Nacht
Viel küssen und selig sein.
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Hans-Peter Kraus (geb. 1965), www.ziemlichkraus.de
Mein Herz brennt
Hey du, mein Herz brennt,
Feuerwehrautos rasen durch meine Adern,
doch nicht um das Feuer zu löschen.
Oh, nein.
Sie rasen direkt in meinen Kopf,
wo 1000 Trommler die Stimmung anheizen
für die Party, wenn wir uns wiedersehen.
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Der von Kürenberg (um 1150/60)
Fürwahr, ich stand gestern Abend...
Jô stuont ich nehtint spâte vor dînem bette,
dô getorste ich dich, frouwe, niwet wecken.
"des gehazze got den dînen lîp!
jô enwas ich niht ein eber wilde", sô sprach das wîp.
Fürwahr, ich stand gestern Abend spät vor deinem Bett,
traute mich dann nicht, dich, Herrin, zu wecken.
"Dafür soll Gott dein Leben hassen!
Ich war doch wirklich kein wilder Eber", so sprach die Frau.
(aus dem Mittelhochdeutschen von Wersch)
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Else Lasker-Schüler (1869-1945)
An den Gralprinzen
Wenn wir uns ansehn,
Blühn unsere Augen.
Und wie wir staunen
Vor unseren Wundern - nicht?
Und alles wird so süß.
Von Sternen sind wir eingerahmt
Und flüchten aus der Welt.
Ich glaube, wir sind Engel.
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Else Lasker-Schüler (1869-1945)
An den Prinzen Tristan
Auf deiner blauen Seele
Setzen sich die Sterne zur Nacht.
Man muss leise mit dir sein,
O, du mein Tempel,
Meine Gebete erschrecken dich;
Meine Perlen werden wach
Von meinem heiligen Tanz.
Es ist nicht Tag und nicht Stern,
Ich kenne die Welt nicht mehr,
Nur dich - alles ist Himmel.
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Nikolaus Lenau (1802-1850)
Frage nicht
Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?
Ich weiß es nicht und will nicht fragen;
Mein Herz behalte seine Kunde,
Wie tief es dein im Grunde.
O still! ich möchte sonst erschrecken,
Könnt ich die Stelle nicht entdecken,
Die unzerstört für Gott verbliebe
Beim Tode deiner Liebe.
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Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)
Aus ihren Augen lacht die Freude...
Aus ihren Augen lacht die Freude,
Auf ihren Lippen blüht die Lust,
Und unterm Amazonenkleide
Hebt Mut und Stolz und Drang die Brust;
Doch unter Locken, welche fliegen
Um ihrer Schultern Elfenbein,
Verrät ein Seitenblick beim Siegen
Den schönen Wunsch besiegt zu sein.
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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
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Die Küsse
Der Neid, o Kind,
Zählt unsre Küsse:
Drum küss’ geschwind
Ein Tausend Küsse;
Geschwind du mich,
Geschwind ich dich!
Geschwind, geschwind,
O Laura, küsse
Manch Tausend Küsse:
Damit er sich
Verzählen müsse.
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