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Eugen Gottlob Winkler (1912-1936)
Auf die Geburt eines Mädchens
Siehe, ein Flämmlein ward wieder entfacht.
Liebe behüte den milden Schein,
bis es erstarkt zu eigenem Wärmen.
Gerne sei es als frohe Macht
dem Festtisch des Lebens dargebracht.
Und zehrt es am weltlichen Härmen,
kehr' es gesegnet zur Stille ein
und werde mit himmlischem Glanze bedacht.
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Wolfgang Seekamp (geb. 1944)
www.gedichte-wolfgang-seekamp.de
Max und der Ultraschall
Am Anfang war es nur ein Pünktchen,
gesehen mit dem Ultraschall,
dann wurd' es immer größer,
fast wie ein kleiner Ball!
Das Pünktchen wuchs dann weiter,
bekam Kontur und Form,
es gähnte und bewegte sich,
es dehnte und es streckte sich.
Die Eltern waren heiter,
Gewicht war in der Norm!
Die Eltern waren glücklich,
es wird ein Töchterlein!
Doch Ultraschall war unerbittlich,
der Bildschirm zeigt es fein:
Das Pünktchen hat ein "Mäxchen",
... es wird ein Söhnelein!
(Das Gedicht ist das erste einer Reihe von Gedichten, die sich alle um den kleinen Jungen mit dem Namen "Max" drehen)
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Gerrit Engelke (1890-1918)
Alles in Dir
In Dir, o Mensch, ist alles:
In Dir ist der Schlaf und das Wache:
In Dir ist die Zeit.
Und ohne Dich ist keine Zeit.
In Dir ist die Zeit
Und die Fülle der Zeit:
Der qualmende Dampfer,
Die rollende Bahn,
Der eiserne Lärm
Und das Schweigen des Domes.
Der Stein und der Mörtel:
Das Haus und die Stadt.
In Dir ist die Fülle
Des zeitlichen Werkes.
In Dir, o Mensch, ist alles:
Die mordende Hand
Und das Künstler-Gehirn, –
Das ruchlose, stinkende Wort
Und das schwellende, schwebende Lied.
Die Liebe um Liebe:
Die Liebe der männlichen Stärke
Zu weiblicher Weichheit.
Und trübe verzehrende Liebe
Der Gleichen zu Gleichem.
Ist Beides in Dir:
Der Gott und das Böse.
In Dir, o Mensch, ist Alles:
Das trinkende Ohr
Und der Antworten speiende Mund.
Der nehmende Mund
Und der scheidende Darm –
Der bohrende Keim
Und der schwellende Schoß:
Der aufsaugende Anfang,
Das ausbrechende Sein.
Ist Beides in Dir:
Der schäumende Anfang,
Das reifende Ende,
Das Ende,
Das wieder nur Anfang,
Ist Alles, o Alles in Dir!
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Anita Menger (geb. 1959), www.meine-festtagsgedichte.de
Neun Monate - All inklusiv!
Fünf-Sterne-Hotel – exklusiv!
Behaglich warm und sehr bequem.
Neun Monate – All inklusiv,
so lebt es sich recht angenehm.
Doch jetzt hat man mich ausquartiert.
Die Wellnesswochen sind vorbei.
Ich bin noch etwas irritiert -
ist hier für mich ein Plätzchen frei?
Ich will auch ganz bescheiden sein,
doch Wärme brauch’ ich und viel Licht.
Lasst mich in euer Herz hinein
und habt mich lieb – mehr will ich nicht.
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Felicitas Rupprecht (geb. 1976)
Ich bin ich
Es ist unser,
sagen die Eltern.
Ich bin ich,
sagt das Kind.
Es ist Zukunft,
sagen die Alten.
Es ist Rente,
sagt der Minister.
Es ist Liebe,
sagt das Herz.
Ich bin ich,
sagt das Kind
Es ist Ruhestörung,
sagen die Nachbarn.
Es ist Verantwortung,
sagt die Sorge.
Es ist Hoffnung,
sagt das Leben.
Ich bin ich,
sagt das Kind.
(nach Erich Fried)
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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php
Das Kind
als der Storch ein neues bringen sollte, für sich allein
Der Storch bringt nun ein Brüderlein –
Er kommt damit ins Fenster herein
Und beißt Mama ein Loch ins Bein,
Das ist so seine Art. – – –
Mama liegt wohl und fürchtet sich ...
O lieber Storch, ich bitte dich,
Beiß doch Mama nicht hart. –
He, he, da kommt Papa herein,
Nun wird er wohl gekommen sein! –
Aber du weinest ja!
Hat er dich auch gebissen, Papa?
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Adelbert von Chamisso (1781-1838)
Der Klapperstorch
Was klappert im Hause so laut? horch, horch!
Ich glaub, ich glaube, das ist der Storch.
Das war der Storch. Seid, Kinder, nur still,
Und hört, was gern ich erzählen euch will.
Er hat euch gebracht ein Brüderlein
Und hat gebissen Mutter ins Bein.
Sie liegt nun krank, doch freudig dabei,
Sie meint, der Schmerz zu ertragen sei.
Das Brüderlein hat euer gedacht,
Und Zuckerwerk die Menge gebracht,
Doch nur von den süßen Sachen erhält,
Wer artig ist und still sich verhält.
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Kurt Tucholsky (1890-1935)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php
An das Baby
Alle stehn um dich herum:
Fotograf und Mutti
und ein Kasten, schwarz und stumm,
Felix, Tante Putti...
Sie wackeln mit dem Schlüsselbund,
fröhlich quietscht ein Gummihund.
"Baby, lach mal!" ruft Mama.
"Guck", ruft Tante, "eiala!"
Aber du, mein kleiner Mann,
siehst dir die Gesellschaft an...
Na, und dann - was meinste?
Weinste.
Später stehn um dich herum
Vaterland und Fahnen;
Kirche, Ministerium,
Welsche und Germanen.
Jeder stiert nur unverwandt
auf das eigne kleine Land.
Jeder kräht auf seinem Mist,
weiß genau, was Wahrheit ist.
Aber du, mein guter Mann,
siehst dir die Gesellschaft an...
Na, und dann - was machste?
Lachste.
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Liebe, menschlich...
Liebe, menschlich zu beglücken,
Nähert sie ein edles Zwei,
Doch zu göttlichem Entzücken
Bildet sie ein köstlich Drei.
(aus: Faust II)
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Erbschaften
Wann Eltern Kinder wohl erziehn und ihnen guten Namen lassen,
So ists genug, so ist es mehr, als Geld und Gold in Kasten fassen.
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Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/geburt
Willkommen an Bord
Willkommen an Bord
Und alles Gute
Dein Schutzengel wache
Jede Minute
Stets finde dein Schifflein
Den sicheren Hafen
Und lass deine Eltern
Auch einmal schlafen
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Peter Hille (1854-1904)
Kind
Süßer Schwindel schlägt hinüber,
Heiße Blicke gehen über,
Und ein neues Leben rinnt.
Unserer Liebe starke Wonnen
Sammelt ein als starke Sonnen
In die Himmel seiner Augen
Unser Kind.
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Sidonia Hedwig Zäunemann (1711-1740)
Madrigal über die Wiege eines Kindes
Du schläfst in Ruh, und bildest dir nicht ein,
Die kleine Wiege werde
Auf dieser schnöden Erde,
Das Vorbild deines größren Schicksals sein.
Die Wiege wirft dich hin und her:
So wirst Du auch nach mehren Jahren
Des Schicksals Spielwerk wohl erfahren.
Es wird sich stets bemühn,
Dich öfters hin und her zu ziehn.
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unbekannt
Drei Engel
Drei Engel mögen dich begleiten
für deine ganze Lebenszeit.
Die Englein, die ich meine,
sind Frohsinn, Glück, Zufriedenheit.
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unbekannt
Glückliche Kindheit
Wie viel an Glück dieses Kind mag euch schenken,
dabei sollt eines ihr doch stets bedenken:
Es ist Gottes Gabe, euch hat er erkoren,
aus eurer Liebe wurde es geboren.
Drum sollt ihr Liebe horten nicht und sparen,
man kann kein Glück im Banksafe aufbewahren!
Verschwendet man's, verzinst sich's allemal:
Glückliche Kindheit - bestes Kapital!
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