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Gedichte über das Aufwachsen – Dichter 1 2 · Titel 1 2 · Beliebteste · Neueste

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Der Weg zur Schule

Im Winter, wenn es frieret,
Im Winter, wenn es schneit,
Dann ist der Weg zur Schule
Fürwahr noch mal so weit.

Und wenn der Kuckuck rufet,
Dann ist der Frühling da,
Dann ist der Weg zur Schule
Fürwahr noch mal so nah.

Wer aber gerne lernet,
Dem ist kein Weg zu fern:
Im Frühling wie im Winter
Geh' ich zur Schule gern.

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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php

Motetto, als der erste Zahn durch war

Victoria! Victoria!
Der kleine weiße Zahn ist da.
Du Mutter! komm, und groß und klein
Im Hause! kommt, und kuckt hinein,
Und seht den hellen weißen Schein.

Der Zahn soll Alexander heißen.
Du liebes Kind! Gott halt ihn Dir gesund,
Und geb Dir Zähne mehr in Deinen kleinen Mund,
Und immer was dafür zu beißen!

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Wilhelm Busch (1832-1908)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/wilhelm_busch.php

Als ich ein kleiner Bube war

Als ich ein kleiner Bube war,
War ich ein kleiner Lump;
Zigarren raucht' ich heimlich schon,
Trank auch schon Bier auf Pump.

Zur Hose hing das Hemd heraus,
Die Stiefel lief ich krumm,
Und statt zur Schule hinzugeh'n,
Strich ich im Wald herum.

Wie hab' ich's doch seit jener Zeit
So herrlich weit gebracht! -
Die Zeit hat aus dem kleinen Lump
'n großen Lump gemacht.

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Heinrich Seidel (1842-1906)

Der kleine Nimmersatt

Ich wünsche mir ein Schaukelpferd,
’ne Festung und Soldaten
und eine Rüstung und ein Schwert,
Wie sie die Ritter hatten.

Drei Märchenbücher wünsch’ ich mir
Und Farbe auch zum Malen
und Bilderbogen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.

Ein Domino, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neuen Pinselstiel
Vergiss nicht, lieber Vater!

Ein Zelt und sechs Kanonen dann
Und einen neuen Wagen
Und ein Geschirr mit Schellen dran,
Beim Pferdespiel zu tragen.

Ein Perspektiv, ein Zootrop,
’ne magische Laterne,
Ein Brennglas, ein Kaleidoskop -
Dies alles hätt’ ich gerne.

Mir fehlt - ihr wisst es sicherlich -
Gar sehr ein neuer Schlitten,
Und auch um Schlittschuh’ möchte ich
Noch ganz besonders bitten.

Um weiße Tiere auch von Holz
Und farbige von Pappe,
Um einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtemappe.

Auch einen großen Tannenbaum,
Dran hundert Lichter glänzen,
Mit Marzipan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Und wollt ihr daraus wählen,
So könnte wohl der Pinselstiel
Und auch die Mappe fehlen.

Als Hänschen so gesprochen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
"Was willst du, kleiner Nimmersatt,
Mit all den vielen Sachen?

Wer so viel wünscht" - der Vater spricht’s -
"Bekommt auch nicht ein Achtel -
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel."

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Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879)

Der erste Zahn

He, groß und klein,
herein, herein!
Es gibt was Neues zu sehen!
Und alles lauft
und rennt und schnauft.
Was Wunder ist geschehen?
Da schaut nur an,
den ersten Zahn
hat unser Schelm bekommen!
Und wie der beißt,
wenn er ihn weist!
Nur ja in acht genommen!
Jetzt sag geschwind:
Wie soll das Kind,
der junge Zahn, denn heißen?
Hans Zwickundzwack
und Knickundknack,
soll hundert Jahre beißen.
Nun sei kein Dalk
und sei kein Schalk
und beiße frisch und munter
vom Fleisch und Brot,
bis in den Tod
dir deinen Teil herunter!

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Erich Mühsam (1878-1934)

Der Faulpelz

Otto, Otto, lerne!
Lerne dein Gedicht!
Tust du es nicht gerne,
Hilft's dir dennoch nicht.

In der Schule morgen
Weißt du dir es Dank. -
Otto sitzt in Sorgen
Auf der Gartenbank.

Otto sitzt in Kummer
Unterm Lindenbaum;
Und er sinkt in Schlummer,
Weiß es selber kaum.

Fanny und Lenore
Treiben mit ihm Spaß,
Kitzeln ihn am Ohre
Mit dem Zittergras.

Ottos Geist ist ferne,
Und er merkt es nicht; -
Otto, Otto, lerne!
Lerne dein Gedicht!

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Paula Dehmel (1862-1918)

Anziehliedchen

Wer strampelt im Bettchen?
Versteckt sich wie’n Dieb?
Das ist der Rumpumpel,
Den haben wir lieb.

Was guckt da für’n Näschen?
Ein Bübchen sitzt dran.
Das ist der Rumpumpel,
Den ziehn wir jetzt an.

Erst wird er gewaschen
Vom Kopf bis zur Zeh;
Er weint nicht, er greint nicht,
Denn es tut ja nicht weh.

Schnell her mit dem Hemdchen:
Da schlüpfen wir fein
Erst rechts und dann links
In die Ärmelchen ’rein.

Fix an noch die Strümpfchen,
Fix an auch die Schuh;
Kommt's Händchen, schnürt’s Bändchen,
Schon sind sie zu.

Nun Leibchen und Höschen,
Ein Röckchen kommt auch;
Sonst friert dem Rumpumpel
Sein kleiner runder Bauch.

Das Kämmchen kämmt sachte,
Aber still muss man stehn;
Zuletzt noch das Kleidchen,
Der Tausend, wie schön!

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Rudolf Presber (1867-1935)

Erinnerung

Der Abend kam. Die Schatten fielen.
Rings an den Fenstern ward es hell.
Die Kleine, müd' von Lauf und Spielen,
Lag mir am Fuß im Bärenfell.

Die nackten Beinchen hochgezogen,
Hielt sie in kleiner Hand den Stift
Und füllte meinen schönsten Bogen
Mit Häkchen einer Runenschrift.

Rings war's so still, wie zum Gebete;
Der ems'ge Stift nur raschelt leis...
Es schrieb kein Dichter und Prophete
Sein Weisheitsbuch mit größrem Fleiß!

Da plötzlich schmeichelnd mit den lieben
Äuglein mein Kindchen zu mir schlich:
"Weißt du, Papa, was ich geschrieben?" -
"Ein Briefchen?" - "Ja." - "An wen?" -
"An dich!"

"Goldkind, an mich? Was steht darinnen?
Der Abend macht die Augen trüb..."
Und sie nach lächelndem Besinnen:
"Dass ich dich lieb hab', furchtbar lieb!"

Es floss ein letzter Sonnenschimmer
Ums Köpfchen ihr mit goldnem Hauch -
"Das schreibst du mir im selben Zimmer?
Sag's mir doch laut, dann weiß ich's auch."

Da sah mich an das kleine Wesen
Und reicht das Blatt mir lächelnd hin:
"Behalt's, Papa, dann kannst du's lesen,
Wenn ich mal nicht im Zimmer bin..."

... O bittres Wort aus lieben Zeiten,
Das du der Sehnsucht Flügel leihst!
Es schlug die Stunde längst zum Scheiden,
Und dieses Zimmer ist verwaist.

Und dieses Herz, die Sorgen machen's
Oft müd' und schwer auf banger Fahrt;
Und kaum ein Echo deines Lachens
Hat sich sein Kämmerchen bewahrt.

Von deinem Jauchzen, deinem Lieben,
Von all dem, was sich nie vergisst,
Ist nur ein Blatt zurückgeblieben,
Das wirr und kraus bekritzelt ist...

Und in der Stille heil'ger Stunden
Ruht lang mein Blick auf dem Papier;
Dann brechen auf die alten Wunden,
Und meine Seele weint nach dir.

Dann will ein heißer Duft mich streifen
Aus meines toten Frühlings Gruft,
Und zitternd meine Hände greifen
In leere Luft.

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Der Mond

Der Mond zieht durch die Wolken,
Er kommt so hell heran.
Ihr Kinder, eilt ins Freie!
O seht den Mond euch an!

Da streckt das kleinste Knäbchen
Die Arm' hinaus gar weit,
Den Mond, den Mond will's haben,
Nach ihm es weint und schreit.

Ich kann ihn dir nicht geben,
Auch wenn du größer bist,
Kann ich kein Glück dir geben,
Das nicht auf Erden ist. -

Denk’ bei dem goldnen Monde,
Der hoch am Himmel schwebt,
Dass Niemand hier auf Erden
Unmögliches erstrebt.

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Paula Dehmel (1862-1918)

Fragefritze und die Plappertasche

Fritz, ich möcht den Spaten haben.
"Mutterchen, warum?"
Möchte eine Grube graben.
"Mutterchen, warum?"

Möchte drin ein Bäumchen pflanzen.
"Mutterchen, warum?"
Wird mein Fritze drunter tanzen.
"Mutterchen, warum?"

Wird das Bäumchen Kirschen tragen.
"Mutterchen, warum?"
Ei, du musst die Spatzen fragen,
die sind nicht so dumm! –

Kommt die kleine Plappertasche:
"Mutterchen, nicht wahr,
ich bin klüger als der Fritze,
bin schon bald sechs Jahr!

Mutterchen, nicht wahr, der Fritze
ist ein Schaf, o je!
Ich kann schon bis zwanzig zählen
und das A-B-C!"

Ih, du kleine Plappertasche,
lass den Fritz in Ruh!
Plappertasche, wische wasche,
halt das Mäulchen zu!

Übermorgen in acht Wochen
kommt der Weihnachtsmann;
wenn du dann noch immer plapperst,
was bekommst du dann?

Einen großen Maulkorb! –

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unbekannt

Ein neuer Abschnitt nun beginnt...

Ein neuer Abschnitt nun beginnt,
wir wünschen, dass es dir gelingt,
stets fröhlich und vergnügt zu bleiben
auch beim Lesen, Rechnen und Schreiben.

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Adelbert von Chamisso (1781-1838)

An meinem Herzen, an meiner Brust...

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!

Das Glück ist die Liebe, die Lieb ist das Glück,
Ich hab es gesagt und nehm's nicht zurück.

Hab überglücklich mich geschätzt,
Bin überglücklich aber jetzt.

Nur die da säugt, nur die da liebt
Das Kind, dem sie die Nahrung gibt;

Nur eine Mutter weiß allein,
Was lieben heißt und glücklich sein.

O wie bedaur ich doch den Mann,
Der Mutterglück nicht fühlen kann!

Du schauest mich an und lächelst dazu,
Du lieber, lieber Engel, du!

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!

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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php

Kindheit

Da rinnt der Schule lange Angst und Zeit
mit Warten hin, mit lauter dumpfen Dingen.
O Einsamkeit, o schweres Zeitverbringen...
Und dann hinaus: die Straßen sprühn und klingen
und auf den Plätzen die Fontänen springen
und in den Gärten wird die Welt so weit –.
Und durch das alles gehn im kleinen Kleid,
ganz anders als die andern gehn und gingen –:
O wunderliche Zeit, o Zeitverbringen,
o Einsamkeit.

Und in das alles fern hinauszuschauen:
Männer und Frauen; Männer, Männer, Frauen
und Kinder, welche anders sind und bunt;
und da ein Haus und dann und wann ein Hund
und Schrecken lautlos wechselnd mit Vertrauen –:
O Trauer ohne Sinn, o Traum, o Grauen,
o Tiefe ohne Grund.

Und so zu spielen: Ball und Ring und Reifen
in einem Garten, welcher sanft verblasst,
und manchmal die Erwachsenen zu streifen,
blind und verwildert in des Haschens Hast,
aber am Abend still, mit kleinen steifen
Schritten nachhaus zu gehn, fest angefasst –:
O immer mehr entweichendes Begreifen,
o Angst, o Last.

Und stundenlang am großen grauen Teiche
mit einem kleinen Segelschiff zu knien;
es zu vergessen, weil noch andre, gleiche
und schönere Segel durch die Ringe ziehn,
und denken müssen an das kleine bleiche
Gesicht, das sinkend aus dem Teiche schien –:
O Kindheit, o entgleitende Vergleiche.
Wohin? Wohin?

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Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879)

Kletterbüblein

Steigt das Büblein auf den Baum,
O so hoch, man sieht es kaum!
Schlüpft
Von Ast zu Ästchen
Hüpft
Zum Vogelnestchen
Ui!
Da lacht es,
Hui!
Da kracht es,
Plumps, da liegt es drunten.

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Detlev von Liliencron (1844-1909)

Kinderland, du Zauberland

Kinderland, du Zauberland,
Haus und Hof und Hecken.
Hinter blauer Wälderwand
spielt die Welt Verstecken.

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