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Gedichte über das Aufwachsen – Dichter 1 2 · Titel 1 2 · Beliebteste · Neueste

Ernst Moritz Arndt (1769-1860)

Des Knaben Segen

Wir haben den Knaben ins Gras gelegt.
Wie der Schelm sich lustig bewegt!
Wie er strebet mit Händen und Füßen!
Will mit Gewalt hinein in den süßen
Taumel, der um ihn summt und schwirrt!
Wie ihm das Auge lebendig wird!
Lässt es in der Entzückung schweifen
In des Lichts unermesslichem Blau,
Möchte alles so gern genau
Mit den Fingern und Augen greifen,
Möchte in das fröhliche Leben
Hinein mit Schwalben und Bienen schweben,
Möchte sich stürzen nimmersatt
In der Welten unendliches Bad!

(Ausschnitt; zum kompletten Text.)

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Wilhelm Busch (1832-1908)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/wilhelm_busch.php

Als ich ein kleiner Bube war

Als ich ein kleiner Bube war,
War ich ein kleiner Lump;
Zigarren raucht' ich heimlich schon,
Trank auch schon Bier auf Pump.

Zur Hose hing das Hemd heraus,
Die Stiefel lief ich krumm,
Und statt zur Schule hinzugeh'n,
Strich ich im Wald herum.

Wie hab' ich's doch seit jener Zeit
So herrlich weit gebracht! -
Die Zeit hat aus dem kleinen Lump
'n großen Lump gemacht.

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Adelbert von Chamisso (1781-1838)

An meinem Herzen, an meiner Brust...

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!

Das Glück ist die Liebe, die Lieb ist das Glück,
Ich hab es gesagt und nehm's nicht zurück.

Hab überglücklich mich geschätzt,
Bin überglücklich aber jetzt.

Nur die da säugt, nur die da liebt
Das Kind, dem sie die Nahrung gibt;

Nur eine Mutter weiß allein,
Was lieben heißt und glücklich sein.

O wie bedaur ich doch den Mann,
Der Mutterglück nicht fühlen kann!

Du schauest mich an und lächelst dazu,
Du lieber, lieber Engel, du!

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!

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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php

Motetto, als der erste Zahn durch war

Victoria! Victoria!
Der kleine weiße Zahn ist da.
Du Mutter! komm, und groß und klein
Im Hause! kommt, und kuckt hinein,
Und seht den hellen weißen Schein.

Der Zahn soll Alexander heißen.
Du liebes Kind! Gott halt ihn Dir gesund,
Und geb Dir Zähne mehr in Deinen kleinen Mund,
Und immer was dafür zu beißen!

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Matthias Claudius (1740-1815)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/matthias_claudius.php

Das Kind

als der Storch ein neues bringen sollte, für sich allein

Der Storch bringt nun ein Brüderlein –
Er kommt damit ins Fenster herein
Und beißt Mama ein Loch ins Bein,
Das ist so seine Art. – – –

Mama liegt wohl und fürchtet sich ...
O lieber Storch, ich bitte dich,
Beiß doch Mama nicht hart. –

He, he, da kommt Papa herein,
Nun wird er wohl gekommen sein! –
Aber du weinest ja!
Hat er dich auch gebissen, Papa?

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Paula Dehmel (1862-1918)

Anziehliedchen

Wer strampelt im Bettchen?
Versteckt sich wie’n Dieb?
Das ist der Rumpumpel,
Den haben wir lieb.

Was guckt da für’n Näschen?
Ein Bübchen sitzt dran.
Das ist der Rumpumpel,
Den ziehn wir jetzt an.

Erst wird er gewaschen
Vom Kopf bis zur Zeh;
Er weint nicht, er greint nicht,
Denn es tut ja nicht weh.

Schnell her mit dem Hemdchen:
Da schlüpfen wir fein
Erst rechts und dann links
In die Ärmelchen ’rein.

Fix an noch die Strümpfchen,
Fix an auch die Schuh;
Kommt's Händchen, schnürt’s Bändchen,
Schon sind sie zu.

Nun Leibchen und Höschen,
Ein Röckchen kommt auch;
Sonst friert dem Rumpumpel
Sein kleiner runder Bauch.

Das Kämmchen kämmt sachte,
Aber still muss man stehn;
Zuletzt noch das Kleidchen,
Der Tausend, wie schön!

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Richard Dehmel (1863-1920)

Staatsereignis

Hurrra, zum ersten Mal:
Mutter, der Peter,
hurra, jetzt geht er!
Kuck, ganz alleinechen
setzt er die Beinechen,
ganz wie zur Reichstagswahl,
wie Onkel Wackelpfahl!
Aua, Geschrei:
bautz, vorbei!

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Paula Dehmel (1862-1918)

Ereignis

Hurra, zum ersten Mal!
Mutter, der Peter,
hurra, da steht er;
hält sich am Röckchen,
hält sich am Stöckchen,
grade wie'n Licht,
fürchtet sich nicht.

Hurra, zum ersten Mal!
Mutter, der Peter,
hurra, da geht er;
guck, ganz alleinechen
setzt er die Beinechen,
aua, Geschrei –
bautz – vorbei!

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Paula Dehmel (1862-1918)

Fragefritze und die Plappertasche

Fritz, ich möcht den Spaten haben.
"Mutterchen, warum?"
Möchte eine Grube graben.
"Mutterchen, warum?"

Möchte drin ein Bäumchen pflanzen.
"Mutterchen, warum?"
Wird mein Fritze drunter tanzen.
"Mutterchen, warum?"

Wird das Bäumchen Kirschen tragen.
"Mutterchen, warum?"
Ei, du musst die Spatzen fragen,
die sind nicht so dumm! –

Kommt die kleine Plappertasche:
"Mutterchen, nicht wahr,
ich bin klüger als der Fritze,
bin schon bald sechs Jahr!

Mutterchen, nicht wahr, der Fritze
ist ein Schaf, o je!
Ich kann schon bis zwanzig zählen
und das A-B-C!"

Ih, du kleine Plappertasche,
lass den Fritz in Ruh!
Plappertasche, wische wasche,
halt das Mäulchen zu!

Übermorgen in acht Wochen
kommt der Weihnachtsmann;
wenn du dann noch immer plapperst,
was bekommst du dann?

Einen großen Maulkorb! –

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Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879)

Kletterbüblein

Steigt das Büblein auf den Baum,
O so hoch, man sieht es kaum!
Schlüpft
Von Ast zu Ästchen
Hüpft
Zum Vogelnestchen
Ui!
Da lacht es,
Hui!
Da kracht es,
Plumps, da liegt es drunten.

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Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879)

Der erste Zahn

He, groß und klein,
herein, herein!
Es gibt was Neues zu sehen!
Und alles lauft
und rennt und schnauft.
Was Wunder ist geschehen?
Da schaut nur an,
den ersten Zahn
hat unser Schelm bekommen!
Und wie der beißt,
wenn er ihn weist!
Nur ja in acht genommen!
Jetzt sag geschwind:
Wie soll das Kind,
der junge Zahn, denn heißen?
Hans Zwickundzwack
und Knickundknack,
soll hundert Jahre beißen.
Nun sei kein Dalk
und sei kein Schalk
und beiße frisch und munter
vom Fleisch und Brot,
bis in den Tod
dir deinen Teil herunter!

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Der Weg zur Schule

Im Winter, wenn es frieret,
Im Winter, wenn es schneit,
Dann ist der Weg zur Schule
Fürwahr noch mal so weit.

Und wenn der Kuckuck rufet,
Dann ist der Frühling da,
Dann ist der Weg zur Schule
Fürwahr noch mal so nah.

Wer aber gerne lernet,
Dem ist kein Weg zu fern:
Im Frühling wie im Winter
Geh' ich zur Schule gern.

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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Der Mond

Der Mond zieht durch die Wolken,
Er kommt so hell heran.
Ihr Kinder, eilt ins Freie!
O seht den Mond euch an!

Da streckt das kleinste Knäbchen
Die Arm' hinaus gar weit,
Den Mond, den Mond will's haben,
Nach ihm es weint und schreit.

Ich kann ihn dir nicht geben,
Auch wenn du größer bist,
Kann ich kein Glück dir geben,
Das nicht auf Erden ist. -

Denk’ bei dem goldnen Monde,
Der hoch am Himmel schwebt,
Dass Niemand hier auf Erden
Unmögliches erstrebt.

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Detlev von Liliencron (1844-1909)

Kinderland, du Zauberland

Kinderland, du Zauberland,
Haus und Hof und Hecken.
Hinter blauer Wälderwand
spielt die Welt Verstecken.

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Martin Luther (1483-1546)

Liebes Kind, lernest du wohl...

Liebes Kind, lernest du wohl,
so wirst du guter Hühner voll,
Lernest du aber übel,
So musst du mit den Sauen essen aus dem Kübel.

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