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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
A, a, a, der Winter der ist da
A, a, a, der Winter der ist da.
Herbst und Sommer sind vergangen,
Winter, der hat angefangen.
A, a, a, der Winter der ist da.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
Blumen blüh´n an Fensterscheiben,
Sind sonst nirgends aufzutreiben.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
Hat oft nichts, sich zuzudecken,
Wenn nun Frost und Kält´ ihn schrecken.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
O, o, o, wie sind wir alle froh.
Wenn der Niklaus wird was bringen
Und vom Tannenbaum wir singen.
O, o, o, wie sind wir Kinder froh.
U, u, u, die Teiche frieren zu.
Hei, nun geht es wie der Wind
Übers blanke Eis geschwind.
U, u, u, die Teiche frieren zu
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aus Thüringen
A, B, C, die Katze lief im Schnee...
A B C, die Katze lief im Schnee,
und als sie dann nach Hause kam,
da hatt' sie weiße Stiefel an.
O jemine, o jemine,
die Katze lief im Schnee.
A B C, die Katze lief zur Höh!
Sie leckt ihr kaltes Pfötchen rein
und putzt sich auch die Stiefelein
und ging nicht mehr, und ging nicht mehr,
ging nicht mehr in den Schnee.
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Gustav Eskuche (1865-1917)
Alle meine Entchen...
Alle meine Entchen
schwimmen auf dem See,
schwimmen auf dem See.
Köpfchen in dem Wasser,
Schwänzchen in die Höh.
Köpfchen in dem Wasser,
Schwänzchen in die Höh.
Alle meine Täubchen
gurren auf dem Dach,
gurren auf dem Dach.
Fliegt eins in die Lüfte,
fliegen alle nach.
Fliegt eins in die Lüfte,
fliegen alle nach.
Alle meine Hühner
scharren in dem Stroh,
scharren in dem Stroh.
Finden sie ein Körnchen,
sind sie alle froh.
Finden sie ein Körnchen,
sind sie alle froh.
Alle meine Gänschen
watscheln durch den Grund,
watscheln durch den Grund.
Suchen in dem Tümpel,
werden kugelrund.
Suchen in dem Tümpel,
werden kugelrund.
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Gustav Falke (1853-1916)
Alle unsre Tauben
Alle unsre Tauben sind schon lange wach,
sitzen auf den Lauben, sitzen auf dem Dach,
sitzen auf dem Regenfass:
Wer gibt denn uns Tauben was,
wer gibt denn uns Tauben was?
Tauben, Hühner, kleine Kind'
jeden Morgen hungrig sind.
Alle unsre Hennen sind schon aus dem Stall,
gackeln schon und rennen, scharren überall.
Und der Hahn kräht: Futter her!
Immer mehr, nur immer mehr,
immer mehr, nur immer mehr!
Tauben, Hühner, kleine Kind'
jeden Morgen hungrig sind.
Alle unsre Kleinen machen ein Geschrei,
strampeln mit den Beinen, wollen ihren Brei.
Lirum, larum, Löffelstiel,
wer krakeelt, der kriegt nicht viel,
wer krakeelt, der kriegt nicht viel!
Tauben, Hühner, kleine Kind'
jeden Morgen hungrig sind.
(Musik: M. Georg Winter)
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Christian Adolph Overbeck (1755-1821)
An den Mai
Komm lieber Mai und mache
Die Bäume wieder grün
Und lass mir an dem Bache
Die kleinen Veilchen blühn.
Wie möcht ich doch so gerne
Ein Blümchen wieder sehn!
Ach, lieber Mai, wie gerne,
Einmal spazieren gehn.
In unsrer Kinderstube
Wird mir die Zeit zu lang;
Bald werd ich armer Bube
Vor Ungeduld noch krank.
Ach, bei den kurzen Tagen
Muss ich mich obendrein
Mit den Vokablen plagen
Und immer fleißig sein.
Mein neues Steckenpferdchen
Muss im Winkel stehn,
Denn draußen in dem Gärtchen
Kann man vor Schnee nicht gehn.
Im Zimmer ist's zu enge
Und sträubt auch gar zu viel,
Und die Mama ist strenge,
Sie schilt aufs Kinderspiel.
Am meisten aber dauret
Mich Lottchens Herzeleid;
Das arme Mädchen lauret
Recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol ich ihr Spielchen
Zum Zeitvertreib heran;
Sie sitzt in ihrem Stühlchen,
Und sieht mich kläglich an.
Ach, wenn's doch erst gelinder
Und grüner draußen wär!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
Wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring vor allem
Uns viele Rosen mit,
Bring auch viel Nachtigallen,
Und schöne Kuckucks mit.
(Musik: Wolfgang Amadeus Mozart)
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Heinrich Seidel (1842-1906)
April
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schaun die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!
Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch Gesaus zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist's, man glaubt es kaum:
Heut Frost und gestern Hitze,
Heut Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und kriegt der raue Wintersmann
Auch seinen Freund, den Nordwind, an
Und wehrt er sich, so gut er kann,
Es soll ihm nicht gelingen;
Denn alle Knospen springen,
Und alle Vöglein singen.
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
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Volkstümlich
Auf einem Baum ein Kuckuck saß
Auf einem Baum ein Kuckuck,
simsaladim, bamba, saladu saladim,
auf einem Baum ein Kuckuck saß.
Da kam ein junger Jäger,
simsaladim, bamba, saladu saladim,
da kam ein junger Jägersmann.
Der schoss den armen Kuckuck,
simsaladim, bamba, saladu saladim,
der schoss den armen Kuckuck tot.
Und als ein Jahr vergangen,
simsaladim, bamba, saladu saladim,
da war der Kuckuck wieder da.
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Volksgut
Das Hungerkind
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir säen geschwind!«
Und als das Korn gesäet war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich:
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir ernten geschwind!«
Und als das Korn geerntet war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir dreschen geschwind!«
Und als das Korn gedroschen war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir mahlen geschwind!«
Und als das Korn gemahlen war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir backen geschwind!«
Und als das Brot gebacken war,
Da lag das Kind auf der Totenbahr'.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Das Lied vom Monde
Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.
Er kommt am späten Abend,
Wann Alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis' und still.
Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.
Sie tun sich nichts zu Leide,
Hat eins das andre gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.
Und soll ich dir eins bringen,
So darfst du niemals schrein,
Musst freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein!
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Carl Hahn (1778-1854)
Das Steckenpferd
Hopp, hopp, hopp!
Pferdchen lauf Galopp!
Über Stock und über Steine,
Aber brich dir nicht die Beine,
Immer im Galopp,
Hopp, hopp, hopp, hopp, hopp!
Tipp, tipp, tapp!
Wirf mich ja nicht ab!
Zähme deine wilden Triebe,
Pferdchen tu es mir zuliebe,
Wirf mich ja nicht ab!
Tipp, tipp, tipp, tipp, tapp!
Brr, brr, he!
Steh, mein Pferdchen steh!
Sollst noch heute weiter springen,
Muss dir nur erst Futter bringen.
Steh doch Pferdchen, steh!
Brr, brr, brr, brr, he!
Pitch, pitsch, patsch!
Klatsche, Peitsche, klatsch!
Musst recht um die Ohren knallen,
Ha! Das kann mir sehr gefallen.
Klatsche, Peitsche, klatsch!
Pitsche, Pitsche, Patsch!
Ha, ha, ha!
Juch, nun wieder da!
Diener! Diener! Liebe Mutter!
Findet auch mein Pferdchen Futter?
Ha, ha, ha, ha, ha.
Juch nun sind wir da!
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Ein Männlein steht im Walde...
Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem purpurroten Mäntelein?
Das Männlein steht im Walde auf einem Bein,
Und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen, schwarzen Käppelein?
(Musik: Volkslied vom Niederrhein)
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Ernst Anschütz (1780-1861)
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: klipp, klapp!
Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach: klipp, klapp!
Er mahlet das Korn zu dem kräftigen Brot,
und haben wir dieses, dann hat's keine Not.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
Flink laufen die Räder und drehen den Stein: klipp, klapp!
Und mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein: klipp, klapp!
Der Müller, der füllt uns den schweren Sack,
der Bäcker das Brot und den Kuchen uns backt.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
Wenn goldene Körner das Ackerfeld trägt, klipp, klapp!
Die Mühle dann flink ihre Räder bewegt, klipp, klapp!
Und schenkt uns der Himmel nur immer das Brot,
so sind wir geborgen und leiden nicht Not.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
(Musik: Volkslied)
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volkstümlich
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann...
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum, bidebum,
es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum.
Er rüttelt sich, er schüttelt sich,
er wirft sein Säcklein hinter sich.
Es tanzt ein Bi-ba-Butzemann
in unserm Haus herum.
Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum, bidebum,
es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann
in unserm Haus herum.
Er wirft sein Säcklein her und hin,
was ist wohl in dem Säcklein drin?
Es tanzt ein Bi-ba-Butzemann
in unserm Haus herum.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Frühlings Ankunft
Alle Vögel sind schon da,
Alle Vögel, alle!
Welch ein Singen, Musizirn,
Pfeifen, Zwitschern, Tirelirn,
Frühling will nun einmarschirn,
Kommt mit Sang und Schalle.
Wie sie alle lustig sind,
Flink und froh sich regen!
Amsel, Drossel, Fink und Star,
Und die ganze Vogelschar
Wünschet uns ein frohes Jahr,
Lauter Heil und Segen.
Was sie uns verkündet nun,
Nehmen wir zu Herzen:
Wir auch wollen lustig sein,
Lustig wie die Vögelein,
Hier und dort, feldaus, feldein
Singen, springen, scherzen!
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Frühlingsbotschaft
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:
Lasset uns singen,
Tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrein:
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen,
Ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld.
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