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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Das Lied vom Monde
Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.
Er kommt am späten Abend,
Wann Alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis' und still.
Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.
Sie tun sich nichts zu Leide,
Hat eins das andre gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.
Und soll ich dir eins bringen,
So darfst du niemals schrein,
Musst freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein!
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Wer ist Schuld daran?
Als unser Mops ein Möpschen war,
Da konnt' er freundlich sein;
Jetzt brummt er alle Tage,
Und bellt noch obendrein.
Heidu heidu heidallala
Und bellt noch obendrein.
Du bist ein recht verzogen Tier!
Sonst nahmst du, was ich bot,
Jetzt willst du Leckerbissen
Und magst kein trocken Brot.
Zum Knaben sprach der Mops darauf:
»Wie töricht sprichst du doch!
Hätt'st du mich anders gezogen,
Wär' ich ein Möpschen noch.«
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Volksgut
Das Hungerkind
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir säen geschwind!«
Und als das Korn gesäet war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich:
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir ernten geschwind!«
Und als das Korn geerntet war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir dreschen geschwind!«
Und als das Korn gedroschen war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir mahlen geschwind!«
Und als das Korn gemahlen war,
Da sprach das Kind noch immerdar:
Mutter, ach Mutter, es hungert mich;
Gib mir Brot, sonst sterbe ich!
»Warte nur, mein Kind,
Morgen woll'n wir backen geschwind!«
Und als das Brot gebacken war,
Da lag das Kind auf der Totenbahr'.
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aus Hamburg
Ich geh' mit meiner Laterne...
Ich geh' mit meiner Laterne
Und meine Laterne mit mir.
Dort oben leuchten die Sterne,
Hier unten, da leuchten wir.
Mein Licht ist aus,
Wir gehn nach Haus,
Labimmel, labammel, labum.
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Volksgut
Sankt Martin
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
Sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
Sein Mantel deckt' ihn warm und gut.
Im Schnee saß , im Schnee saß,
Im Schnee, da saß ein alter Mann,
Hatt Kleider nicht, hatt Lumpen an.
"O helft mir doch in meiner Not,
Sonst ist der bittre Frost mein Tod!"
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zog die Zügel an,
Sein Ross stand still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt'
Den warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gab den halben still:
Der Bettler rasch ihm danken will
Sankt Martin aber ritt in Eil'
Hinweg mit seinem Mantelteil.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
A, a, a, der Winter der ist da
A, a, a, der Winter der ist da.
Herbst und Sommer sind vergangen,
Winter, der hat angefangen.
A, a, a, der Winter der ist da.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
Blumen blüh´n an Fensterscheiben,
Sind sonst nirgends aufzutreiben.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
Hat oft nichts, sich zuzudecken,
Wenn nun Frost und Kält´ ihn schrecken.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
O, o, o, wie sind wir alle froh.
Wenn der Niklaus wird was bringen
Und vom Tannenbaum wir singen.
O, o, o, wie sind wir Kinder froh.
U, u, u, die Teiche frieren zu.
Hei, nun geht es wie der Wind
Übers blanke Eis geschwind.
U, u, u, die Teiche frieren zu
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Winters Abschied
Winter, ade!
Scheiden tut weh.
Aber dein Scheiden macht,
Dass jetzt mein Herze lacht.
Winter, ade!
Scheiden tut weh.
Winter, ade!
Scheiden tut weh.
Gerne vergess' ich dein,
Kannst immer ferne sein.
Winter, ade!
Scheiden tut weh.
Winter, ade!
Scheiden tut weh.
Gehst du nicht bald nach Haus,
Lacht dich der Kuckuck aus.
Winter, ade!
Scheiden tut weh.
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Ernst Anschütz (1780-1861)
Fuchs, du hast die Gans gestohlen
Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her,
gib sie wieder her,
sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr,
sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr.
Seine große lange Flinte schießt auf dich den Schrot,
schießt auf dich den Schrot,
dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot,
dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot.
Liebes Füchschen lass dir raten, sei doch nur kein Dieb,
sei doch nur kein Dieb,
nimm, du brauchst kein Gänsebraten, mit der Maus vorlieb,
nimm, du brauchst kein Gänsebraten, mit der Maus vorlieb.
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Carl Hahn (1778-1854)
Das Steckenpferd
Hopp, hopp, hopp!
Pferdchen lauf Galopp!
Über Stock und über Steine,
Aber brich dir nicht die Beine,
Immer im Galopp,
Hopp, hopp, hopp, hopp, hopp!
Tipp, tipp, tapp!
Wirf mich ja nicht ab!
Zähme deine wilden Triebe,
Pferdchen tu es mir zuliebe,
Wirf mich ja nicht ab!
Tipp, tipp, tipp, tipp, tapp!
Brr, brr, he!
Steh, mein Pferdchen steh!
Sollst noch heute weiter springen,
Muss dir nur erst Futter bringen.
Steh doch Pferdchen, steh!
Brr, brr, brr, brr, he!
Pitch, pitsch, patsch!
Klatsche, Peitsche, klatsch!
Musst recht um die Ohren knallen,
Ha! Das kann mir sehr gefallen.
Klatsche, Peitsche, klatsch!
Pitsche, Pitsche, Patsch!
Ha, ha, ha!
Juch, nun wieder da!
Diener! Diener! Liebe Mutter!
Findet auch mein Pferdchen Futter?
Ha, ha, ha, ha, ha.
Juch nun sind wir da!
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Frühlingsbotschaft
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:
Lasset uns singen,
Tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrein:
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen,
Ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld.
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unbekannt
Oh du lieber Augustin
Oh du lieber Augustin,
Augustin, Augustin,
oh du lieber Augustin,
alles ist hin.
Hut ist weg, Stock ist weg,
Geld ist weg, alles weg,
oh du lieber Augustin
alles ist hin.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Summ, summ, summ
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
Ei, wir tun dir nichts zu leide,
Flieg nur aus in Wald und Heide!
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
Such in Blüten, such in Blümchen
Dir ein Tröpfchen, dir ein Krümchen
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
Kehre heim mit reicher Habe,
Bau uns manche volle Wabe,
Summ, summ, summ!
Bienchen summ herum!
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Volkstümlich
Vogelhochzeit
Ein Vogel wollte Hochzeit halten
in dem grünen Walde.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Stieglitz war der Bräutigam,
er singt zu Gottes Gloriam.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Amsel war die Braute,
trug einen Kranz von Raute.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Sperber, der Sperber,
der war der Hochzeitswerber.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Stare, der Stare,
der flocht der Braut die Haare.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Lerche, die Lerche,
die führt’ die Braut zur Kerche.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Auerhahn, der Auerhahn,
der war der würd’ge Herr Kaplan.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Meise, die Meise,
die sang das Kyrieleise.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der schwarze Rab’, das war der Koch,
das sieht man an dem Kleide doch.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der grüne Specht, der grüne Specht,
der war des K¨uchenmeisters Knecht.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Elster, die ist schwarz und weiß,
die bracht’ der Braut die Hochzeitsspeis’.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Wiedehopf, der Wiedehopf,
der brachte gleich den Suppentopf.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Schnepfe, die Schnepfe
setzt’ auf den Tisch die Näpfe.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Finken, die Finken,
die gab’n der Braut zu trinken.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Storch mit seinem Schnabel,
der brachte Messer und Gabel.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Puten, die Puten,
die machten breite Schnuten.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Gänse und die Anten,
die war’n die Musikanten.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Pfau mit seinem bunten Schwanz
tat mit der Braut den ersten Tanz.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Frau Nachtigall, Frau Nachtigall,
die sang mit ihrem schönsten Schall.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Greife, die Greife,
die spielten auf der Pfeife.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Seidenschwanz, der Seidenschwanz,
der singt das Lied vom Jungfernkranz.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Kucku’, der Kucku’,
der spielt’ die Laut’ und sang dazu.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Geier, der Geier,
der spielte auf der Leier.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Papagei, der Papagei,
der machte drob ein groß’ Geschrei.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Taube, die Taube,
die bracht’ der Braut die Haube.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Brautmutter war die Eule,
nahm Abschied mit Geheule.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Das Finkelein, das Finkelein,
das führt’ das Paar zur Kammer rein.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Uhu, der Uhu,
der schlug die Fensterläden zu.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Fledermaus, die Fledermaus,
die zog der Braut die Strümpfe aus.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Hahn, der krähet: ”Gute Nacht!“
Jetzt wird die Kammer zugemacht.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
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Volkstümlich
Wer will fleißige Handwerker sehn
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Stein auf Stein, Stein auf Stein,
das Häuschen wird bald fertig sein.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Oh wie fein, oh wie fein,
der Glaser setzt die Scheiben ein.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Tauchet ein, tauchet ein,
der Maler streicht die Wände fein.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Zisch, zisch, zisch, zisch, zisch, zisch,
der Schreiner hobelt glatt den Tisch.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Poch, poch, poch, poch, poch, poch,
der Schuster schustert zu das Loch.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Stich, stich, stich, stich, stich, stich,
der Schneider näht ein Kleid für mich.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
Tripp, trapp, drein, tripp, trapp, drein,
jetzt gehn wir von der Arbeit heim.
Wer will fleißige Handwerker sehn,
der muss zu uns Kindern gehn.
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Volkstümlich
Widewidewenne
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Kann-nicht-ruhn heißt mein Huhn,
Wackelschwanz heißt meine Gans,
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Schwarz-und-Weiß heißt meine Geiß,
Treibe-ein heißt mein Schwein.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Ehrenwert heißt mein Pferd,
Gute-Muh heißt meine Kuh.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Wettermann heißt mein Hahn,
Kunterbunt heißt mein Hund.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Guck-heraus heißt mein Haus,
Schlupf-hinaus heißt meine Maus.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Widewidewenne heißt mein Puthenne.
Wohl-getan heißt mein Mann,
Sausewind heißt mein Kind.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Lebe-recht heißt mein Knecht,
Spät-betagt heißt meine Magd.
Widewidewenne heißt meine Puthenne.
Nun kennt ihr mich mit Mann und Kind
und meinem ganzen Hofgesind.
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