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Heinrich Seidel (1842-1906)
April
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schaun die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!
Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch Gesaus zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist's, man glaubt es kaum:
Heut Frost und gestern Hitze,
Heut Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und kriegt der raue Wintersmann
Auch seinen Freund, den Nordwind, an
Und wehrt er sich, so gut er kann,
Es soll ihm nicht gelingen;
Denn alle Knospen springen,
Und alle Vöglein singen.
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
A, a, a, der Winter der ist da
A, a, a, der Winter der ist da.
Herbst und Sommer sind vergangen,
Winter, der hat angefangen.
A, a, a, der Winter der ist da.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
Blumen blüh´n an Fensterscheiben,
Sind sonst nirgends aufzutreiben.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
Hat oft nichts, sich zuzudecken,
Wenn nun Frost und Kält´ ihn schrecken.
I, i, i, vergiss des Armen nie.
O, o, o, wie sind wir alle froh.
Wenn der Niklaus wird was bringen
Und vom Tannenbaum wir singen.
O, o, o, wie sind wir Kinder froh.
U, u, u, die Teiche frieren zu.
Hei, nun geht es wie der Wind
Übers blanke Eis geschwind.
U, u, u, die Teiche frieren zu
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Volkstümlich
Vogelhochzeit
Ein Vogel wollte Hochzeit halten
in dem grünen Walde.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Stieglitz war der Bräutigam,
er singt zu Gottes Gloriam.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Amsel war die Braute,
trug einen Kranz von Raute.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Sperber, der Sperber,
der war der Hochzeitswerber.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Stare, der Stare,
der flocht der Braut die Haare.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Lerche, die Lerche,
die führt’ die Braut zur Kerche.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Auerhahn, der Auerhahn,
der war der würd’ge Herr Kaplan.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Meise, die Meise,
die sang das Kyrieleise.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der schwarze Rab’, das war der Koch,
das sieht man an dem Kleide doch.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der grüne Specht, der grüne Specht,
der war des K¨uchenmeisters Knecht.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Elster, die ist schwarz und weiß,
die bracht’ der Braut die Hochzeitsspeis’.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Wiedehopf, der Wiedehopf,
der brachte gleich den Suppentopf.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Schnepfe, die Schnepfe
setzt’ auf den Tisch die Näpfe.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Finken, die Finken,
die gab’n der Braut zu trinken.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Storch mit seinem Schnabel,
der brachte Messer und Gabel.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Puten, die Puten,
die machten breite Schnuten.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Gänse und die Anten,
die war’n die Musikanten.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Pfau mit seinem bunten Schwanz
tat mit der Braut den ersten Tanz.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Frau Nachtigall, Frau Nachtigall,
die sang mit ihrem schönsten Schall.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Greife, die Greife,
die spielten auf der Pfeife.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Seidenschwanz, der Seidenschwanz,
der singt das Lied vom Jungfernkranz.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Kucku’, der Kucku’,
der spielt’ die Laut’ und sang dazu.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Geier, der Geier,
der spielte auf der Leier.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Papagei, der Papagei,
der machte drob ein groß’ Geschrei.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Taube, die Taube,
die bracht’ der Braut die Haube.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Brautmutter war die Eule,
nahm Abschied mit Geheule.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Das Finkelein, das Finkelein,
das führt’ das Paar zur Kammer rein.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Uhu, der Uhu,
der schlug die Fensterläden zu.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Die Fledermaus, die Fledermaus,
die zog der Braut die Strümpfe aus.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
Der Hahn, der krähet: ”Gute Nacht!“
Jetzt wird die Kammer zugemacht.
Fide rallala, fide rallala, fide rallalalala.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Zur Fastnachtszeit
Und beut der Winter auch manche Leiden,
So will er doch nicht traurig scheiden:
Er bringt uns erst noch die Fastnachtszeit
Mit aller ihrer Lustigkeit.
Da gibt es Kurzweil mancherlei,
Musik und Tanz und Mummerei,
Pfannkuchen, Brezel, Kuchen und Weck',
Und Eier und Würste, Schinken und Speck.
Wir Kinder singen von Haus zu Haus
Und bitten uns eine Gabe aus,
Und machen's hinterdrein wie die Alten
Und wollen heuer auch Fastnacht halten.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Frühlings Ankunft
Alle Vögel sind schon da,
Alle Vögel, alle!
Welch ein Singen, Musizirn,
Pfeifen, Zwitschern, Tirelirn,
Frühling will nun einmarschirn,
Kommt mit Sang und Schalle.
Wie sie alle lustig sind,
Flink und froh sich regen!
Amsel, Drossel, Fink und Star,
Und die ganze Vogelschar
Wünschet uns ein frohes Jahr,
Lauter Heil und Segen.
Was sie uns verkündet nun,
Nehmen wir zu Herzen:
Wir auch wollen lustig sein,
Lustig wie die Vögelein,
Hier und dort, feldaus, feldein
Singen, springen, scherzen!
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Christian Adolph Overbeck (1755-1821)
An den Mai
Komm lieber Mai und mache
Die Bäume wieder grün
Und lass mir an dem Bache
Die kleinen Veilchen blühn.
Wie möcht ich doch so gerne
Ein Blümchen wieder sehn!
Ach, lieber Mai, wie gerne,
Einmal spazieren gehn.
In unsrer Kinderstube
Wird mir die Zeit zu lang;
Bald werd ich armer Bube
Vor Ungeduld noch krank.
Ach, bei den kurzen Tagen
Muss ich mich obendrein
Mit den Vokablen plagen
Und immer fleißig sein.
Mein neues Steckenpferdchen
Muss im Winkel stehn,
Denn draußen in dem Gärtchen
Kann man vor Schnee nicht gehn.
Im Zimmer ist's zu enge
Und sträubt auch gar zu viel,
Und die Mama ist strenge,
Sie schilt aufs Kinderspiel.
Am meisten aber dauret
Mich Lottchens Herzeleid;
Das arme Mädchen lauret
Recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol ich ihr Spielchen
Zum Zeitvertreib heran;
Sie sitzt in ihrem Stühlchen,
Und sieht mich kläglich an.
Ach, wenn's doch erst gelinder
Und grüner draußen wär!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
Wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring vor allem
Uns viele Rosen mit,
Bring auch viel Nachtigallen,
Und schöne Kuckucks mit.
(Musik: Wolfgang Amadeus Mozart)
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Wettstreit
Der Kuckuck und der Esel,
Die hatten großen Streit,
Wer wohl am besten sänge
Zur schönen Maienzeit.
Der Kuckuck sprach: »das kann ich!«
Und hub gleich an zu schrei'n.
»Ich aber kann es besser!«
Fiel gleich der Esel ein.
Das klang so schön und lieblich,
So schön von fern und nah;
Sie sangen Alle beide:
Kuku Kuku ia!
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Volksgut
Zehn kleine Zappelmänner
Zehn kleine Zappelmänner zappeln hin und her,
zehn kleinen Zappelmännern fällt das gar nicht schwer.
Zehn kleine Zappelmänner zappeln auf und nieder,
zehn kleine Zappelmänner tun das immer wieder.
Zehn kleine Zappelmänner zappeln ringsherum,
zehn kleine Zappelmänner, die sind gar nicht dumm.
Zehn kleine Zappelmänner spielen gern Versteck,
zehn kleine Zappelmänner sind auf einmal weg.
Zehn kleine Zappelmänner sind nun wieder da,
zehn kleine Zappelmänner rufen laut: Hurra!
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Ernst Anschütz (1780-1861)
Fuchs, du hast die Gans gestohlen
Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her,
gib sie wieder her,
sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr,
sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr.
Seine große lange Flinte schießt auf dich den Schrot,
schießt auf dich den Schrot,
dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot,
dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot.
Liebes Füchschen lass dir raten, sei doch nur kein Dieb,
sei doch nur kein Dieb,
nimm, du brauchst kein Gänsebraten, mit der Maus vorlieb,
nimm, du brauchst kein Gänsebraten, mit der Maus vorlieb.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Wer ist Schuld daran?
Als unser Mops ein Möpschen war,
Da konnt' er freundlich sein;
Jetzt brummt er alle Tage,
Und bellt noch obendrein.
Heidu heidu heidallala
Und bellt noch obendrein.
Du bist ein recht verzogen Tier!
Sonst nahmst du, was ich bot,
Jetzt willst du Leckerbissen
Und magst kein trocken Brot.
Zum Knaben sprach der Mops darauf:
»Wie töricht sprichst du doch!
Hätt'st du mich anders gezogen,
Wär' ich ein Möpschen noch.«
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Ernst Anschütz (1780-1861)
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: klipp, klapp!
Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach: klipp, klapp!
Er mahlet das Korn zu dem kräftigen Brot,
und haben wir dieses, dann hat's keine Not.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
Flink laufen die Räder und drehen den Stein: klipp, klapp!
Und mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein: klipp, klapp!
Der Müller, der füllt uns den schweren Sack,
der Bäcker das Brot und den Kuchen uns backt.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
Wenn goldene Körner das Ackerfeld trägt, klipp, klapp!
Die Mühle dann flink ihre Räder bewegt, klipp, klapp!
Und schenkt uns der Himmel nur immer das Brot,
so sind wir geborgen und leiden nicht Not.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
(Musik: Volkslied)
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Volksgut
Sankt Martin
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
Sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
Sein Mantel deckt' ihn warm und gut.
Im Schnee saß , im Schnee saß,
Im Schnee, da saß ein alter Mann,
Hatt Kleider nicht, hatt Lumpen an.
"O helft mir doch in meiner Not,
Sonst ist der bittre Frost mein Tod!"
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zog die Zügel an,
Sein Ross stand still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt'
Den warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gab den halben still:
Der Bettler rasch ihm danken will
Sankt Martin aber ritt in Eil'
Hinweg mit seinem Mantelteil.
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Wilhelm Hey (1789-1854)
Weißt du, wie viel Sternlein stehen
Weißt du, wie viel Sternlein stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wie viel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet
an der ganzen großen Zahl.
Weißt du, wie viel Mücklein spielen
in der heißen Sonnenglut?
Wie viel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott, der Herr, rief sie mit Namen,
dass sie all ins Leben kamen,
dass sie nun so fröhlich sind.
Weißt du, wie viel Kinder frühe
stehn aus ihrem Bettlein auf,
dass sie ohne Sorg und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
kennt auch dich und hat dich lieb.
(Musik: Volkslied)
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Gustav Falke (1853-1916)
Alle unsre Tauben
Alle unsre Tauben sind schon lange wach,
sitzen auf den Lauben, sitzen auf dem Dach,
sitzen auf dem Regenfass:
Wer gibt denn uns Tauben was,
wer gibt denn uns Tauben was?
Tauben, Hühner, kleine Kind'
jeden Morgen hungrig sind.
Alle unsre Hennen sind schon aus dem Stall,
gackeln schon und rennen, scharren überall.
Und der Hahn kräht: Futter her!
Immer mehr, nur immer mehr,
immer mehr, nur immer mehr!
Tauben, Hühner, kleine Kind'
jeden Morgen hungrig sind.
Alle unsre Kleinen machen ein Geschrei,
strampeln mit den Beinen, wollen ihren Brei.
Lirum, larum, Löffelstiel,
wer krakeelt, der kriegt nicht viel,
wer krakeelt, der kriegt nicht viel!
Tauben, Hühner, kleine Kind'
jeden Morgen hungrig sind.
(Musik: M. Georg Winter)
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Frühlingsbotschaft
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:
Lasset uns singen,
Tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrein:
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen,
Ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld.
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