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Wersch (geb. 1964), literaturnische.de
Jauchzer
o wie grün dieser Sommer
nur die Kornfelder flecken
in den smaragdenen Ozean
Feuerwerk tanzen die Pflanzen
unter Blitzen und Schwüle
trunkenen Reigen als wären sie irre
ach wie mischt es uns unter
wie wir schmelzen in Transparenz
ausbrechen in Weite und Schweiß
zu glühenden Schatten überwunden!
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Dr. Erhard Jöst (geb. 1947), www.gauwahnen.de
Blauer Flieder
Leuchtend blüht der blaue Flieder,
der Lavendel duftet stark
und die Amseln pfeifen Lieder.
Rosen locken in den Park.
Schnurrend schmiegt sich Nachbars Katze
an den Stuhl und an dein Bein,
zuckt nach dir mit ihrer Tatze,
zieht die scharfen Krallen ein.
Gehen Tage froh vorüber
ohne Schmerz und ohne Streit:
Freue dich zufrieden über
die erfüllte Lebenszeit.
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Harald Ruks (geb. 1960)
Frühsommertag
Das Leuchten wohnt im Raps, in diesen Tagen,
die Luft ist lau und leicht genug
den schweren Fliederduft zu tragen,
der rüberweht vom Nachbargarten.
Es blüht und duftet, strahlt an allen Enden,
ein Tag, ein Fest voll üppigem Verschwenden.
Der Himmel lichtblau, hoch und meeresweit,
beglänzt von Wolkensegeln leinenweiß.
Traumboote wie aus fernem Königreich,
an Bord Vorahnung Sommers Herrlichkeit.
Mein Herz voll sehnsuchtsbanger Fragen.
Kastanienblütenstolz und Nachtigallenschlagen,
das Leuchten wohnt im Raps, in diesen Tagen!
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Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Glaube nur
Wenn im Sommer der rote Mohn
Wieder glüht im gelben Korn,
Wenn des Finken süßer Ton
Wieder lockt im Hagedorn,
Wenn es wieder weit und breit
Feierklar und fruchtstill ist,
Dann erfüllt sich uns die Zeit,
Die mit vollen Maßen misst,
Dann verebbt, was uns bedroht,
Dann verweht, was uns bedrückt,
Über dem Schlangenkopf der Not
Ist das Sonnenschwert gezückt.
Glaube nur! Es wird geschehn!
Wende nicht den Blick zurück!
Wenn die Sommerwinde wehn,
Werden wir in Rosen gehn,
Und die Sonne lacht uns Glück.
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Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Sommer
Singe, meine liebe Seele,
Denn der Sommer lacht.
Alle Farben sind voll Feuer,
Alle Welt ist eine Scheuer,
Alle Frucht ist aufgewacht.
Singe, meine liebe Seele,
Denn das Glück ist da.
Zwischen Ähren, welch ein Schreiten!
Flimmernd tanzen alle Weiten,
Gott singt selbst Hallelujah.
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Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Spätsommer
Wenn das Gras der grünen Wiesen
Zeitig ist zur großen Mahd,
Wenn der Sommer seine Sense
Singen lässt durch reife Saat:
Dann soll deine Seele Sonne,
Kraft und Frucht und Ernte sein:
Schneide ruhig deine Ähren,
Führe deine Garben ein!
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Ada Christen (1839-1901)
Nach dem Regen
Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.
Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niedern Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.
Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.
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Max Dauthendey (1867-1918)
Die blaue Kornblum wohnt versteckt
Die blaue Kornblum wohnt versteckt,
So hab ich meinen Schatz entdeckt.
Sie kann nicht meinen Händen wehren,
Wiegt sie wie's Sommerfeld die Ähren.
Die Ähren sind jetzt körnerschwer,
Als läg schon Brot mannshoch umher,
Und nahrhaft wie im Bäckerhaus
Sieht's an der langen Landstraß aus.
Mein Schatz die Ähren streicheln tut.
»Nach Leben riechen sie so gut,«
Sagt sie. Und schau ich roten Mohn,
So fang ich auch sein Feuer schon.
Ich gäb gern alle Ähren her,
Und gern wär mir die Hand brotleer,
Blieb mir am Lebensend davon
Liebe betäubend wie der Mohn.
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Felix Dörmann (1870-1928)
Julinacht
Die Mondeslichter rinnen
Aus sterndurchsprengtem Raum
Zur regungslosen Erde,
Die müde atmet kaum.
Wie schlummertrunken schweigen
Die Linden rund umher,
Des Rauschens müde, neigen
Herab sie blütenschwer.
Nur manchmal, traumhaft leise,
Rauscht auf der Wipfel Lied,
Wenn schaurig durchs Geäste
Ein kühler Nachthauch zieht.
Mein Herz ist ruh-umfangen,
Ist weltvergessen still,
Kein Sehnen und Verlangen
Die Brust bewegen will.
Nur manchmal, traumhaft leise,
Durchzieht der alte Schmerz,
Wie Nachtwind durchs Geäste,
Das müdgeliebte Herz.
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Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)
Sommer
Du gute Linde, schüttle dich!
Ein wenig Luft, ein schwacher West!
Wo nicht, dann schließe dein Gezweig
So recht, dass Blatt an Blatt sich presst.
Kein Vogel zirpt, es bellt kein Hund;
Allein die bunte Fliegenbrut
Summt auf und nieder übern Rain
Und lässt sich rösten in der Glut.
Sogar der Bäume dunkles Laub
Erscheint verdickt und atmet Staub.
Ich liege hier wie ausgedorrt
Und scheuche kaum die Mücken fort.
O Säntis, Säntis! läg' ich doch
Dort, - grad' an deinem Felsenjoch,
Wo sich die kalten, weißen Decken
So frisch und saftig drüben strecken,
Viel tausend blanker Tropfen Spiel;
Glücksel'ger Säntis, dir ist kühl!
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Marie Ebner-Eschenbach (1830-1916)
Sommermorgen
Auf Bergeshöhen schneebedeckt,
Auf grünen Hügeln weitgestreckt
Erglänzt die Morgensonne;
Die tauerfrischten Zweige hebt
Der junge Buchenwald und bebt
Und bebt in Daseinswonne.
Es stürzt in ungestümer Lust
Herab aus dunkler Felsenbrust
Der Gießbach mit Getose,
Und blühend Leben weckt sein Hauch
Im stolzen Baum, im niedren Strauch,
In jedem zarten Moose.
Und drüben wo die Wiese liegt,
Im Blütenschmuck, da schwirrt und fliegt
Der Mücken Schwarm und Immen.
Wie sich's im hohen Grase regt
Und froh geschäftig sich bewegt,
Und summt mit feinen Stimmen.
Es steigt die junge Lerche frei
Empor gleich einem Jubelschrei
Im Wirbel ihrer Lieder.
Im nahen Holz der Kuckuck ruft,
Die Amsel segelt durch die Luft
Auf goldenem Gefieder.
O Welt voll Glanz und Sonnenschein,
O rastlos Werden, holdes Sein,
O höchsten Reichtums Fülle!
Und dennoch, ach - vergänglich nur
Und todgeweiht, und die Natur
Ist Schmerz in Schönheitshülle.
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Gustav Falke (1853-1916)
König Sommer
Nun fallen leise die Blüten ab,
Und die jungen Früchte schwellen.
Lächelnd steigt der Frühling ins Grab
Und tritt dem Sommer die Herrschaft ab,
Dem starken, braunen Gesellen.
König Sommer bereist sein Land
Bis an die fernsten Grenzen,
Die Ähren küssen ihm das Gewand,
Er segnet sie alle mit reicher Hand,
Wie stolz sie nun stehen und glänzen.
Es ist eine Pracht unterm neuen Herrn,
Ein sattes Genügen, Genießen,
Und jedes fühlt sich im innersten Kern
So reich und tüchtig. Der Tod ist so fern,
Und des Lebens Quellen fließen.
König Sommer auf rotem Ross
Hält auf der Mittagsheide,
Müdigkeit ihn überfloss,
Er träumt von einem weißen Schloss
Und einem König in weißem Kleide.
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Cäsar Flaischlen (1864-1920)
Ende
Verträumt und müde wie ein Schmetterling im September taumelt der Sommer das Gelände entlang. Altweiberfäden wirren sich um seine zerrissenen Flügel und die Blumen, die noch blühen, haben keinen Honig mehr.
Am Hochwald drüben, hinter dem die Sonne glutet, lauert die Nacht, gleich einer großen Spinne, und wie ein engmaschiges Netz hängt sie die Dämmerung vor das verflackernde Abendrot, nach dem der Schmetterling seinen Flug nimmt.
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Cäsar Flaischlen (1864-1920)
Glück
Nun ward es Sommer und die Rosen blühn und blaue Sterne blitzen durch die Nacht ...
und durch die Nacht und ihre blühenden Rosen und ihre glück-tieffrohe Stille hingehen wir ... zwei selige Kinder ...
und endlos vor uns breitet sich ... in wunderbarer Helle, von reifendem Korn durchrauscht, die schöne Welt.
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Theodor Fontane (1819-1898)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_fontane.php
Mittag
Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur,
Es ist so still, dass ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.
Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen,
Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch, es klingt, als ström' ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.
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