Startseite ~ Dichter ~ Titel ~ Gedichtanfänge ~ Neues ~ Links ~ Rechtliches |
Fred Endrikat (1890-1942)
Nach meiner ersten Scheidung
Wenn man bedenkt, wie weise, wunderbar und fein
die Weltenordnung schirmt den heilg'gen Ehebund!
Zu deiner Scheidung muss ein Grund vorhanden sein,
doch bei der Heirat glaubt man dir auch ohne Grund.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Otto Erich Hartleben (1864-1905)
Die Düte
Seine hohe, spitze Kappe,
das Symbol erhabner Narrheit,
hat Pierrot im Hochzeitsrausche,
in des Festes Lärm verloren!
Jammernd suchen alle Gäste
unter Tischen, Schränken, Stühlen
seine hohe, spitze Kappe,
das Symbol erhabner Narrheit.
– Nur Pierrot, in sich versunken,
sitzt am Tisch und dreht sich langsam,
ernsthaft eine große Düte
aus dem schönen neuen Trauschein ..
Seht: die hohe, spitze Kappe!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Klabund (1890-1928)
Berliner Ballade
Sie hing wie eine Latte
Vom Schranke steif und stumm.
Am Morgen sah's ihr Gatte,
Lief nach dem Polizeipräsidium.
"Meine Frau", so schrie er, "ist verschieden..."
Doch der Polizeiwachtmeister Schmidt,
Rollte blutig seine Augen:
"Wie denn, ha'm Sie den Jeburtsschein mit?"
Dieses hatte er mitnichten,
Und er setzte sich in Trab,
Spät entsann er sich der ehelichen Pflichten, -
Schnitt sie ab.
Und er legt den Strick an seine Kehle,
Vor dem Spiegel, peinlich und honett.
Nimmt noch einen Schluck, befiehlt Gott seine Seele -
Schwapp, schon baumelt er am Ehebett.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Ernste Mahnung
Deine lachenden Augen ruhen auf mir
Sonnenscheinwarm und trösten mein Herz;
Dein kleines Grübchen der rechten Wange
Macht lustig mein Herz, denk ich bloß seiner;
Dein rascher Schritt belebt mein Auge
Und spendet Flügel meinen Gedanken;
Dein Schelmenkinn dünkt mich so witzig
Wie zehn französische Komödien
Und dreißigtausend urgermanische;
Deiner Lippen geschwungener Liebesbogen
Jagt Kusswild auf in meinem Herzen
(Ich denke du findest das Bildchen zierlich!)
Und wenn du sprichst, schwillt auf mein Fühlen;
Dann bin ich selig ganz, ganz selig,
Die Engel im Himmel dann hör ich ja singen!
Aber nur eins, mein Mauserl, bitte,
Eins vermeide – es macht nervös mich –,
Sprich mir nicht das Hauptwort »Heirat«.
Dieses Hauptwort klingt so ledern,
Wie ein ganzer Leitartikel,
Und ich hasse sehr dergleichen.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php
Ein Taschenkrebs und ein Känguru...
Ein Taschenkrebs und ein Känguru,
Die wollten sich ehelichen.
Das Standesamt gab es nicht zu,
Weil beide einander nicht glichen.
Da riefen sie zornig: »Verflucht und verdammt
Sei dieser Bürokratismus!«
Und hingen sich auf vor dem Standesamt
An einem Türmechanismus.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Heinrich von Kleist (1777-1811)
Das Sprachversehen
Was! Du nimmst sie jetzt nicht, und warst der Dame versprochen?
Antwort: Lieber! vergib, man verspricht sich ja wohl.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/lessing.php
Das Muster der Ehen
Ein rares Beispiel will ich singen,
Wobei die Welt erstaunen wird.
Dass alle Ehen Zwietracht bringen,
Glaubt jeder, aber jeder irrt.
Ich sah das Muster aller Ehen,
Still, wie die stillste Sommernacht.
O! dass sie keiner möge sehen,
Der mich zum frechen Lügner macht!
Und gleichwohl war die Frau kein Engel,
Und der Gemahl kein Heiliger;
Es hatte jedes seine Mängel.
Denn niemand ist von allen leer.
Doch sollte mich ein Spötter fragen,
Wie diese Wunder möglich sind?
Der lasse sich zur Antwort sagen:
Der Mann war taub, die Frau war blind.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php
Genau besehn
Wenn man das zierlichste Näschen
Von seiner liebsten Braut
Durch ein Vergrößerungsgläschen
Näher beschaut,
Dann zeigen sich haarige Berge,
Dass einem graut.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Eduard Mörike (1804-1875)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/moerike.php
Bei einer Trauung
Vor lauter hochadligen Zeugen
Kopuliert man ihrer zwei;
Die Orgel hängt voll Geigen,
Der Himmel nicht, mein’ Treu!
Seht doch, sie weint ja greulich,
Er macht ein Gesicht abscheulich!
Denn leider freilich, freilich
Keine Lieb’ ist nicht dabei.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Friedrich von Hagedorn (1708-1754)
Zu meiner Zeit...
Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
war noch in Ehen Einigkeit.
Jetzt darf der Mann uns fast gebieten,
Uns widersprechen und uns hüten,
Wo man mit Freunden sich erfreut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Mit dieser Neuerung im Lande,
Mit diesem Fluch im Ehestande
Hat ein Komet uns längst bedräut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
(Ausschnitt; zum kompletten Text.)
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Heinrich Heine (1797-1856)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/heinrich_heine.php
Und bist du erst...
Und bist du erst mein eh’lich Weib,
Dann bist du zu beneiden,
Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
In lauter Pläsier und Freuden.
Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
Ich werd es geduldig leiden;
Doch wenn du meine [Verse] nicht lobst,
Lass ich mich von dir scheiden.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/hochzeit/hochzeitseinladungen
Hochzeitseinladung
Hochwerte Frauen, kühne Ritter
Alleinsein ist auf Dauer bitter
Doch dem, der holder Minne frönt
Und wem die schönste Gunst vergönnt
Dem ist das Erdensein verschönt
Und ewiglich von Glück gekrönt
So Recken und ihr Edelfrauen
Kömmt alle um euch zu erbauen
An köstlichem Getränk und Speisen
Die man nicht müde wird zu preisen
So schmauset, bechert und frohlocket
Ein Narr, wer da zu Hause hocket
Gewandet euch, wie es sich ziemt
Recht ritterlich und abgestimmt
Vermerket wohl den Ort, die Stund´
Und gebt uns bitte tunlichst Kund
Wes Anblick uns daselbst erfreut
Und wer sich andernorts zerstreut
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Ludwig Uhland (1787-1862)
Verspätetes Hochzeitlied
Die Muse fehlt nicht selten,
Wenn man sie eben will;
Sie schweift in fernen Welten,
Und nirgends hält sie still.
Die Schwärmerin verträumet
Gar oft den Glockenschlag,
Was sag ich? Sie versäumet
Selbst einen Hochzeittag.
So auch zu eurem Feste
Erscheinet sie zu spät
Und bittet nun aufs Beste
Dass ihr sie nicht verschmäht.
Des schönsten Glückes Schimmer
Erglänzt euch eben dann,
Wenn man euch jetzt und immer
Ein Brautlied singen kann.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
unbekannt
Die Jugend, wie sie immer war
Ein Junge will vom Weihnachtsmann
am liebsten einen Hampelmann.
Die Mädchen, anders als die Knaben,
die möchten gern ein Püppchen haben.
Wenn sie dann groß und aufgeklärt,
ist das Verhältnis umgekehrt.
Ein Püppchen suchen sich die Knaben,
'nen Hampelmann will's Mädchen haben,
den es fest an der Strippe hält
und zappeln lässt, wie's ihr gefällt.
Vielleicht wird mancher protestieren:
"Mir könnte so was nicht passieren,
ich bin ein gewiefter Frauenkenner!"
Das sind die größten Hampelmänner.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Wilhelm Busch (1832-1908)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/wilhelm_busch.php
Vater werden ist nicht schwer…
Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
dass er gar nicht abgeneigt;
nur er will mit seinen Sünden
keinen guten Zweck verbinden,
sondern, wenn die Kosten kommen,
fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
er die fromme Geistlichkeit,
denn ihm sagt ein stilles Grauen:
das sind Leute, welche trauen.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~