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Tina Laukhardt (geb. 1980)
Ruhestand eines Kollegen/einer Kollegin
Hoch die Hände, Wochenende!
Musst du nicht mehr sagen.
Und dich in Zukunft auch nicht mehr
mit Bescheiden plagen.
Geniess die neue Freiheit,
so weit es eben geht.
Kein Chef kann dann noch schimpfen:
"Das kam jetzt viel zu spät".
Aktenberge, Kundenfragen:
Das willst du nicht mehr hören.
Und ob der Drucker funktioniert,
braucht dich erst recht nicht stören.
Zu protestieren, dass du gehst,
das hat wohl wenig Sinn.
Drum wünschen wir dir ganz im Ernst
den Ruhestand als Hauptgewinn.
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Gottfried August Bürger (1747-1794)
Die Schatzgräber
Ein Winzer, der am Tode lag,
Rief seine Kinder an und sprach:
»In unserm Weinberg liegt ein Schatz,
Grabt nur darnach!« – »An welchem Platz?« –
Schrie alles laut den Vater an.
»Grabt nur!« – O weh! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft,
So grub man nach aus Leibeskraft.
Mit Hacke, Karst und Spaten ward
Der Weinberg um und um gescharrt.
Da war kein Kloß, der ruhig blieb;
Man warf die Erde gar durchs Sieb,
Und zog die Harken kreuz und quer
Nach jedem Steinchen hin und her.
Allein da ward kein Schatz verspürt
Und jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr,
So nahm man mit Erstaunen wahr,
Dass jede Rebe dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug,
Und gruben nun Jahr ein Jahr aus
Des Schatzes immer mehr heraus.
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Fred Endrikat (1890-1942)
Ein Stückchen Sonntag
Hat man bei der Arbeit eine Pause eingeschaltet,
halten die Gedanken eine kleine Weile Rast.
Sieht ganz nebenbei, indem man seine Hände faltet,
durch das Fenster einen Vogel drüben auf dem Ast.
Wie durch dichten Nebel hört man die Fabriksirene.
Sie erinnert an das Meer, an eine ferne Zeit.
Man durchträumt aus vielen Jahren das erlebte Schöne
in den wenigen Minuten der Beschaulichkeit.
Auf dem Hofe spielen, munter lachend, kleine Mädchen.
Durch das Fenster blickt ein heller, zukunftsreicher Schein. In der Pause webt, gleich einem zarten Silberfädchen,
sich ein Stückchen Sonntag in den grauen Alltag ein.
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Theodor Fontane (1819-1898)
Es äfft dich nur dies Rennen, Traben
Es äfft dich nur dies Rennen, Traben
Nach golden mußevoller Zeit,
Wenn du die Ruhe glaubst zu haben,
Dann eben ist sie doppelt weit.
Auf weichem Pfühl, auf samtnen Kissen,
Wenn du sie hältst, wenn du sie hast,
Wirst du die Holde mehr vermissen
Als in des Tages Druck und Last.
All Labsal, was uns hier beschieden,
Fällt nur in Kampf und Streit uns zu,
Nur in der Arbeit wohnt der Frieden,
Und in der Mühe wohnt die Ruh.
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Der Schatzgräber
Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!
Und zu enden meine Schmerzen,
Ging ich, einen Schatz zu graben.
»Meine Seele sollst du haben!«
Schrieb ich hin mit eignem Blut.
Und so zog ich Kreis’ um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze:
Schwarz und stürmisch war die Nacht.
Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten.
Heller ward’s mit einem Male
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.
Holde Augen sah ich blinken
Unter dichtem Blumenkranze;
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken;
Und ich dacht: Es kann der Knabe
Mit der schönen, lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.
»Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens.
Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort.«
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Du musst steigen oder sinken...
Du musst steigen oder sinken,
Du musst herrschen und gewinnen
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboss oder Hammer sein.
(Ausschnitt; zum kompletten Text.)
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Franz Grillparzer (1791-1872)
Poesie der Arbeit
Die Arbeit ist etwa auch poetisch,
Wir wollen da nicht streiten lang;
Doch ist die Wahrheit antithetisch,
Denn poetischer noch ist der Müßiggang.
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Clara Müller-Jahnke (1816-1905)
Zur Arbeit
Aus Morgennebeln leuchtet
der frühe rote Tag;
da treibt mich auf vom Lager
ein dumpfer Glockenschlag.
Der ruft aus süßem Traume
zum trauten Heim hinaus
mich in die Flammenschwüle
ins dunstige Kesselhaus
zur Arbeit.
Ich schreite gleich dem Krieger
in eisenstarrer Wehr,
mit Hammer, Beil und Zange
zum Daseinskampf einher.
Und wo die Bälge sausen,
wo hell das Feuer sprüht,
singt mir die rote Flamme
ein heißes Morgenlied
zur Arbeit.
Des Schweißes schwerer Tropfen,
der von der Stirn mir läuft,
ist Tau, der auf die Saaten
der Zukunft niederträuft.
Kein Mordgewaffen schmiedet
die schwielenharte Hand;
sie dehnt und schweißt und hämmert
ein ehern Friedensband
der Arbeit.
Schlaf ruhig du, mein Knabe,
in treuer Mutterhut;
auch dich ruft einst die Frühe,
auch dich ruft einst die Glut.
Dann wirst in blaue Weiten
auf fernster Brüder Ruf
du die Maschine leiten,
die einst dein Vater schuf,
zur Arbeit.
Zur Arbeit ruft ihr Sausen,
zur Arbeit, nicht zur Fron!
Dann wird die Sonne scheinen
hell auf dein Werk, mein Sohn.
In freier Männer Kreise
klingt dann in Nord und Süd
jauchzend wie Siegesweise
ein frohes Morgenlied.
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Joseph Franz Ratschky (1757-1810)
Ermunterung zur Arbeit
Brüder, lasst mit frohem Mut
Uns die Arbeit nun beginnen!
Denn der Zeiten rasche Flut
Soll uns nicht umsonst verrinnen.
Singt mit freudigem Gefühl:
Arbeit ist des Maurers Ziel.
Diese Schürz’ und Kelle hier
Dienen, nicht, uns bloß zu zieren,
Dienen uns, o Tugend, dir
Einen Tempel aufzuführen:
Drum, ihr lieben Brüder, seid
Stets zu diesem Bau bereit!
Arbeit ist das stärkste Glied
An der Kette dieses Lebens:
Jede leere Stunde flieht
Wie ein Traum, und ist vergebens.
Arbeit ist des Menschen Pflicht;
Wer nicht säet, erntet nicht.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/ringelnatz.php
Blues
Wenn du nicht froh kannst denken,
Obwohl nichts Hartes dich bedrückt,
Sollst du ein Blümchen verschenken,
Aufs Geratewohl von dir gepflückt.
Irgendein staubiger, gelber, –
Sei’s Hahnenfuß – vom Wegesrand.
Und schenke das Blümchen dir selber
Aus linker Hand an die rechte Hand.
Und mache dir eine Verbeugung
Im Spiegel und sage: »Du,
Ich bin der Überzeugung,
Dir setzt man einzig schrecklich zu.
Wie wär’s, wenn du jetzt mal sachlich
Fleißig einfach arbeiten tätst?
Später prahle nicht und jetzt lach nicht,
Dass du nicht in Übermut gerätst.«
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Theodor Storm (1817-1888)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_storm.php
Was du immer kannst...
Was du immer kannst, zu werden,
Arbeit scheue nicht und Wachen;
Aber hüte deine Seele
Vor dem Karrieremachen.
(Ausschnitt; zum kompletten Text.)
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Julius Sturm (1816-1896)
Anfangen immer...
Anfangen immer und niemals vollenden,
heißt Zeit und Kraft als Tor zu verschwenden.
Der Weise erwägt erst seine Kraft,
bevor er etwas beginnt und schafft.
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Georg Weerth (1822-1856)
Arbeite
Du Mann im schlechten blauen Kittel,
Arbeite! Schaffe Salz und Brot!
Arbeite! Arbeit ist ein Mittel,
Probat für Pestilenz und Not.
Arbeite! Rühre deine Arme!
Arbeite sechzehn Stunden so!
Arbeite! Nachts ja lacht das warme,
Das Lager dir von faulem Stroh.
Arbeite! Hast ja straffe Sehnen.
Arbeite! Denk, mit schwangerem Leib
Harrt in der Hütte dein mit Tränen
Ein schönes leichenbleiches Weib.
Arbeite! Gleich der Stirn der Rinder
Ist ja die deine breit und dick.
Arbeite! Deine nackten Kinder,
Die küssen dich, kehrst du zurück.
Arbeite bis die Adern klopfen!
Arbeite bis die Rippe kracht!
Arbeite bis die Schläfen tropfen –
Du bist zur Arbeit ja gemacht!
Arbeite bis die Sinne schwinden!
Arbeite bis die Kraft versiegt!
Arbeite! – Wirst ja Ruhe finden,
Wenn dein Gebein im Grabe liegt.
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Christian Wernicke (1661-1725)
Arbeit und Faulheit
Es kann kein weiser Mann ein Feind der Arbeit sein,
Denn was das Reichtum macht, ist auch der Stärke Grund:
Die Faulheit macht uns nicht allein
Bedürftig; sondern ungesund.
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