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Fred Endrikat (1890-1942)
Höhere Gewalt
Wenn Stürme brausen und Gewitter dräun,
gefährden sie zuerst des Turmes Spitze.
Der Maulwurfshügel drunten kann sich freun,
in einen Misthauf' schlagen keine Blitze.
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unbekannt
Willst du glücklich sein...
Willst du glücklich sein im Leben,
trage bei zu andrer Glück;
denn die Freude, die wir geben,
kehrt ins eigene Herz zurück.
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Wilhelm Müller (1794-1827)
Alles zu seiner Zeit
Ach, wie treiben’s doch die Narren mit den Weisen hier auf Erden!
Weiser, lern’ zu rechter Zeit auch einmal ein Narr zu werden.
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Friede mit der Welt
Lebe von der Welt geschieden,
Und du lebst mit ihr in Frieden.
Willst du dich mit ihr befassen,
Höre, was dir widerfährt!
Du musst lieben oder hassen;
Keines ist der Mühe wert.
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Julius Sturm (1816-1896)
Anfangen immer...
Anfangen immer und niemals vollenden,
heißt Zeit und Kraft als Tor zu verschwenden.
Der Weise erwägt erst seine Kraft,
bevor er etwas beginnt und schafft.
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Julius Lohmeyer (1834-1903)
Lass nicht von jedem Ungemach...
Lass nicht von jedem Ungemach
dir saure Wochen machen,
was du verlachst ein Jahr danach,
kannst du schon heut verlachen.
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Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/goethe.php
Leise müsst ihr...
Leise müsst ihr das vollbringen,
Die gelinde Macht ist groß;
Wurzelfasern, wie sie dringen,
Sprengen wohl die Felsen los.
(Aus dem Festspiel "Des Epimenides Erwachen".)
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Güter
Dass man ohne Sorgen lebe, sorgt man stets um Gut und Geld,
Das doch den, der es ersorget, immerdar in Sorgen hält.
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Emanuel Geibel (1815-1884)
Liebe, die von Herzen...
Liebe, die von Herzen liebt,
Ist am reichsten, wenn sie gibt;
Liebe, die von Opfern spricht,
Ist schon rechte Liebe nicht.
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Menschliche Unvollkommenheit
Dass wir unvollkommen sind, wann wir dies erkennen,
Kann man solch Erkenntnis schon eine Bessrung nennen.
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Ludwig Thoma (1867-1921)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/thoma.php
Spruchweisheit
Zu Zeiten, da man seine Weisheit nicht
Aus Leitartikeln schöpfte, wo die Alten,
Weil sie das wechselvolle Leben kannten,
Für sehr viel klüger als die Jungen galten,
Zu jenen Zeiten hat sich unser Volk
An guten Regeln einen Schatz gegründet,
Hat an der Väter Klugheit sich gehalten
Und nicht an schönen Reden sich entzündet.
Das war wohl gut so, und ich möchte euch,
Ihr Herrn vom grünen Tisch, ihr Diplomaten,
Von Herzen bitten, bringt sie ab und zu
Zum allerhöchsten Ohr der Potentaten.
In allem halte Maß. Das Wort
Ist wirklich wert, dass man es oft verwende,
Den Kopf behalte kühl und warm den Fuß,
Denn blinder Eifer führt zu schlechtem Ende.
Dann heißt es weiter: Schweigen ist wie Gold,
Die Red' ist silbern, manchmal auch von Bleche,
Es ist nicht nötig und es ist nicht gut,
Dass vor dem Handeln man geschwollen spreche.
Gelingt dir etwas oder scheint es so,
Dann musst du nicht in lauter Freude toben,
Denn nichts Gewisses weiß man nicht, und auch
Soll man den Tag nicht vor dem Abend loben.
Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht,
Was dich nicht selber brennt, sollst du nicht blasen,
Man muss nicht überall dabei sein, und
In fremde Töpfe steckt nicht eure Nasen.
Ich wüsste noch so manches kluge Wort,
Doch hab' ich eine Weisheit nicht vergessen,
Die auch die Alten manchmal schon verspürt:
Mit großen Herrn ist nicht gut Kirschen essen.
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Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Weisheit
Der ist fürwahr ein weiser Mann,
Der weiß, dass er nichts weiß noch kann,
Der auch nichts wissen will auf Erden,
Als mit der Weisheit eins zu werden.
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Wilhelm Müller (1794-1827)
Die Weisheit, ein Edelstein
Kannst die Weisheit du vergleichen einem reinen Edelstein,
So begreifst du auch, weswegen Wenige sie kaufen ein.
Dieser weiß sie nicht zu schätzen, misst sie mit des Kiesels Maß,
Und, weil scheckiger es schimmert, wählt er buntes Flitterglas.
Jener möchte sie wohl haben, doch sein Beutel ist nicht schwer,
Und ein blindes Huhn nur findet sie in Spreu von ungefähr.
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Menschliche Weisheit
Sie sei gleich, wie sie will, die Weisheit in der Zeit,
So steckt sie doch zu tief im Wust der Eitelkeit.
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Paul Heyse (1839-1914)
Eignes Haus
Die Welt zerstreut oder engt dich ein;
Musst in dir selbst zu Hause sein.
Der wird von Unrast nicht verschont,
Der bei sich selbst zur Miete wohnt.
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