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Joseph von Eichendorff (1788-1857)
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Glückwunsch
Brech der lustige Sonnenschein
Mit der Tür Euch ins Haus hinein,
Dass alle Stuben so frühlingshelle;
Ein Engel auf des Hauses Schwelle
Mit seinem Glanze säume
Hof, Garten, Feld und Bäume,
Und geht die Sonne abends nie aus,
Führ er die Müden mild nach Haus.
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Joseph von Eichendorff (1788-1857)
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Gottes Segen
Das Kind ruht aus vom Spielen,
Am Fenster rauscht die Nacht,
Die Engel Gotts im Kühlen
Getreulich halten Wacht.
Am Bettlein still sie stehen,
Der Morgen graut noch kaum.
Sie küssen's, eh sie gehen,
Das Kindlein lacht im Traum.
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Christoph August Tiedge (1752-1841)
Jedoch wer Engel sucht...
Jedoch wer Engel sucht in dieses Lebens Gründen,
Der findet nie, was ihm genügt.
Wer Menschen sucht, der wird den Engel finden,
Der sich an seine Seele schmiegt.
(aus dem Gedicht "An Gleim")
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Karl May (1842-1912)
Mein Engel
Ich saß im lieben, trauten Stübchen,
grad als der Tag dem Abend wich.
Mein kleines, süßes Herzensbübchen
schlang seine Ärmchen warm um mich.
Da strich, nicht etwa von der Sonne,
an uns vorbei ein lichter Schein,
und ich gedachte voller Wonne:
»Das wird des Kindes Engel sein!«
Ich wachte an dem Krankenlager.
es war so düster in dem Raum!
Der Leidenden Gesicht so hager;
man unterschied die Züge kaum.
Wir beteten; da plötzlich legte
sich um ihr Haupt ein lichter Schein,
der den Gedanken in mir regte:
»Das wird der Kranken Engel sein!«
Er stand vor mir im halben Dunkel,
die Klinge in der Faust bereit;
des Aug's verräterisch Gefunkel
gab mir zum Weichen nicht mehr Zeit.
Da, als er auszuholen wagte,
floss zwischen uns ein heller Schein;
es sank die Hand; ich aber sagte:
»Das wird vielleicht dein Engel sein!«
Es lag die Bibel aufgeschlagen,
und der Verleumder stand dabei,
um auf das heilge Buch zu sagen,
dass seine Lüge Wahrheit sei.
Da war ein fremder Ton zu hören,
wie überirdisch, warnend, fein.
Der Mann schrie auf: »Ich will nicht schwören,
denn das, das wird mein Engel sein!«
Bin ich dereinst bereit zum Scheiden,
und ihr steht weinend um mich her,
so mag es Tröstung euch bereiten,
dass ich zurück zum Vater kehr.
Habt Acht auf einen lichten Schimmer;
auf einen Ton, ersterbend lind,
und trifft es ein, so zweifelt nimmer,
dass dies dann meine Engel sind!
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Mein Engelchen...
Mein Engelchen, mein Engelchen,
Du willst gewiss entfliegen!
Gefällt dir's nicht bei uns? o sprich!
So ungeduldig seh' ich dich
Auf deinen Schwingen wiegen.
Mein Engelchen, mein Engelchen,
Du willst gewiss entschweben!
Du wirst ja schöner jeden Tag,
Es zittert meines Herzens Schlag,
Du wirst zu schön für's Leben.
Mein Engelchen, mein Engelchen,
Du willst gewiss entwallen!
Wirst jede Stunde lieber mir,
Ich fühl's mit Furcht, ich hab' an dir
Zu großes Wohlgefallen.
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René Schickele (1883-1940)
Ode an die Engel
Ihr wart das erste, was ich sah
von der großen Welt!
Kunde von den breiten Strömen,
von den tiefen Wäldern
und der Ebene dazwischen,
die mit ihrer Seelenglut,
was war und ist, erhellt.
Dort brannte lichterloh die Liebe
aller Menschen,
die je geliebt,
heller als die Sonne,
länger als Erde und Sterne,
in Ewigkeit.
Dort wart ihr zu Hause, von dort
kamt ihr zu uns.
Eure Hand kannte jede Stelle,
wo ein Herz schlug.
Eure Flügel deckten jedes Leiden.
Eure Stirn leuchtete
von den vielen Geheimnissen der Lebenden,
die ihr geduldig wusstet,
und von der Seligkeit der Toten.
Eine leise Trauer in Euern Augen
machte Euch besonders schön:
das Wissen um die Verdammten.
Ich hab Euch gesehn,
leibhaftig gesehn!
Ihr knietet neben mir im Gebet,
Ihr standet im Zimmer,
wenn ich nachts erwachte.
Ich schickte Euch meine Freunde beschützen.
Ihr setztet Euch mit übergeschlagenen Beinen,
unendlich ernst, wie eine ältere Schwester,
auf mein Bett und teiltet
meine ersten Liebesnöte.
Wie eine ältere Schwester, ja, aber
Ihr wart zugleich nicht älter als ich
und meine kleinen Freundinnen,
Ihr trugt offenes Haar
und einen kurzen Rock
und gabt mir Eure weichen Hände
zum Kosten: «Soviel du willst!»
Ich legte sie unter mich, an mein Herz,
wie schlief ich ein!
Später wart Ihr überall,
wo Taten vollbracht wurden.
Gewalttaten aller Art,
Taten, die zum Himmel brannten.
Ihr zeigtet Euch einem, prächtig gekleidet
in seinen Entsagungen, die andre nicht kannten.
Ihr wart furchtbar und wart zart.
Ihr wart, wo Menschen die wilden Funken
aus der Erde zogen,
wo Samen über die Furchen flogen,
wo die Schalen von Früchten platzten,
bei schwellenden Traubenstöcken,
an reifen Feldern, die rot und schwer
unter einem nassen Himmel
wie Sauerteig aufgingen —
und in allen Frauenröcken.
Von stählernem Glanz umwittert
taucht Ihr aus den Staubwolken
hinter den Automobilen auf,
man hört Euern Gesang,
der wie hohe Harfentöne
im Luftzug zittert.
Ihr lächelt den Fliegern zu,
die sich neben Euch erheben,
Ihr seid da, wenn sie wiederkommen,
und Euer Mund ist irdisch rot
vor ihnen, die sich das Licht und den Schrecken
der Himmel mit beiden Händen
aus dem Antlitz streichen,
irdisch rot Euer Mund und halbgeöffnet,
und Eure Hüften sind gebogen,
damit sie, noch an ihrem Sitze festgebunden,
gleich aufatmend froh
die Früchte der Erde erkennen.
Ihr seid der Schwung hinauf und hinüber,
seid alles, was stärker ist als der Tod.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Joseph von Eichendorff (1788-1857)
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Von Engeln und von Bengeln
Im Frühling auf grünem Hügel
Da saßen viel Engelein,
Die putzten sich ihre Flügel
Und spielten im Sonnenschein.
Da kamen Störche gezogen,
Und jeder sich eines nahm,
Und ist damit fortgeflogen,
Bis dass er zu Menschen kam.
Und wo er anklopft' bescheiden
Der kluge Adebar,
Da war das Haus voller Freuden –
So geht es noch alle Jahr.
Die Engel weinten und lachten
Und wussten nicht, wie ihn'n geschehn. –
Die einen doch bald sich bedachten,
Und meinten: das wird wohl gehn!
Die machten bald wichtige Mienen
Und wurden erstaunlich klug,
Die Flügel gar unnütz ihn'n schienen,
Sie schämten sich deren genug.
Und mit dem Flügelkleide
Sie ließen den Flügelschnack,
Das war keine kleine Freude:
Nun stattlich in Hosen und Frack!
So wurden sie immer gescheuter
Und applizierten sich recht –
Das wurden ansehnliche Leute,
Befanden sich gar nicht schlecht.
Den andern war's, wenn die Aue
Noch dämmert' im Frühlingsschein,
Als zöge ein Engel durchs Blaue
Und rief' die Gesellen sein.
Die suchten den alten Hügel,
Der lag so hoch und weit –
Und dehnten sehnsüchtig die Flügel
Mit jeder Frühlingszeit.
Die Flügeldecken zersprangen,
Weit, morgenschön strahlt' die Welt,
Und übers Grün sie sich schwangen
Bis an das Himmelszelt.
Das fanden sie droben verschlossen,
Versäumten unten die Zeit –
So irrten die kühnen Genossen,
Verlassen in Lust und Leid. –
Und als es nun kam zum Sterben,
Gott Vater zur Erden trat,
Seine Kinder wieder zu werben,
Die der Storch vertragen hat.
Die einen konnten nicht fliegen,
So wohlleibig, träg und schwer,
Die musst Er da lassen liegen,
Das tat ihm leid so sehr.
Die andern streckten die Schwingen
In den Morgenglanz hinaus,
Und hörten die Engel singen,
Und flogen jauchzend nach Haus!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Susanne Ulrike Maria Albrecht (geb. 1967)
susanne-ulrike-maria-albrecht.over-blog.de
Wie sprichst du zu einem Engel?
Wie sprichst du zu einem Engel?
Für einen Moment sind wir allein
Verirren uns in den Wolken
Überlege
Wenn du weißt, du bist einem
Engel begegnet, flüsterst du dann
Oder sprichst du laut?
Ich erinnere mich und sage:
Ich liebe dich!
Frei heraus
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