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Philosophie im Gedicht – Dichter 1 2 · Titel 1 2 · Beliebteste · Neueste

Daniel Czepko von Reigersfeld (1605-1660)

Sei mehr als ein Mensch

Erkenne selber dich. Wer sich erkennen kann,
Trifft inner sich oft mehr als einen Menschen an.

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Laotse (zwischen 600 u. 400)

Taoteking 2

Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen,
so ist dadurch schon das Hässliche gesetzt.
Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen,
so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.
Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander.
Schwer und Leicht vollenden einander.
Lang und Kurz gestalten einander.
Hoch und Tief verkehren einander.
Stimme und Ton sich vermählen einander.
Vorher und Nachher folgen einander.

Also auch der Berufene:
Er verweilt im Wirken ohne Handeln.
Er übt Belehrung ohne Reden.
Alle Wesen treten hervor,
und er verweigert sich ihnen nicht.
Er erzeugt und besitzt nicht.
Er wirkt und behält nicht.
Ist das Werk vollbracht,
so verharrt er nicht dabei,
Und eben weil er nicht verharrt,
bleibt er nicht verlassen.

(aus dem Chinesischen von Richard Wilhelm)

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Laotse (zwischen 600 u. 400)

Taoteking 7

Der Himmel ist bleibend und die Erde dauernd.
Himmel und Erde können deshalb bleibend und dauernd sein,
weil sie sich nicht selbst leben.

Darum können sie bleiben und dauern.

Daher:
Der heilige Mensch setzt sein Selbst hintan,
und sein Selbst kommt voran;

er entäußert sich seines Selbst,
und sein Selbst wird bewahrt.

Ist es etwa nicht so,
weil er nichts eigen hat,
darum kann er sein Eigen vollenden.

(aus dem Chinesischen von Victor von Strauß und Torney)

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Laotse (zwischen 600 u. 400)

Taoteking 80

Ein Land mag klein sein
und seine Bewohner wenig.
Geräte, die der Menschen Kraft vervielfältigen,
lasse man nicht gebrauchen.
Man lasse das Volk den Tod wichtig nehmen
und nicht in die Ferne reisen.
Ob auch Schiffe und Wagen vorhanden wären,
sei niemand, der darin fahre.
Ob auch Panzer und Waffen da wären,
sei niemand, der sie entfalte.
Man lasse das Volk wieder Stricke knoten
und sie gebrauchen statt der Schrift.
Mach süß seine Speise
und schön seine Kleidung,
friedlich seine Wohnung
und fröhlich seine Sitten.
Nachbarländer mögen in Sehweite liegen,
daß man den Ruf der Hähne und Hunde
gegenseitig hören kann:
und doch sollen die Leute im höchsten Alter sterben,
ohne hin und her gereist zu sein.

(aus dem Chinesischen von Richard Wilhelm)

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Laotse (zwischen 600 u. 400)

Taoteking 81

Wahre Worte sind nicht schön,
schöne Worte sind nicht wahr.
Tüchtigkeit überredet nicht,
Überredung ist nicht tüchtig.
Der Weise ist nicht gelehrt,
der Gelehrte ist nicht weise.
Der Berufene häuft keinen Besitz auf.
Je mehr er für andere tut,
desto mehr besitzt er.
Je mehr er anderen gibt,
desto mehr hat er.
Des Himmels SINN ist segnen ohne zu schaden.
Des Berufenen SINN ist wirken ohne zu streiten.

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Theodor Fontane (1819-1898)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_fontane.php

Umsonst

Immer rascher fliegt der Funke,
Jede Dschunke und Spelunke
Wird auf Wissenschaft bereist,
Jede Sonne wird gewogen
Und in Rechnung selbst gezogen,
Was noch sonnenjenseits kreist.

Immer höhre Wissenstempel,
Immer richt'ger die Exempel,
Wie Natur es draußen treibt,
Immer klüger und gescheiter,
Und wir kommen doch nicht weiter,
Und das Lebensrätsel bleibt.

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Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)

Was ist die Welt?

Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht

Und jedes Menschen wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.

Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nievernommner Töne,
Begabt mit eigner, unentweihter Schöne,

Und keines andern Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.

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Taliesin (5. Jahrhundert)

Weißt du, wo die Nacht bleibt...

Weißt du, wo die Nacht bleibt,
wenn sie dem Lauf des Tages folgt?
Kennst du das Zeichen?
Hast du der Bäume Blätter gezählt?
Weißt du, wer die Berge baute
vor dem Sturz der Elemente?
Weißt du, wer die belebte Erde stützt?

Die Seele klagt, weiß keine Antwort.
Wer hat es erschaut? Wer weiß das alles?

Ich achte die Bücher
wie auch das, was sie nicht wissen.

(aus dem Walisischen von ??)

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