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Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
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Alter, tanze...
Alter, tanze, trotz den Jahren!
Welche Freude, wenn es heißt:
Alter, du bist alt an Haaren,
Blühend aber ist dein Geist!
(aus "Die 47. Ode Anakreons")
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Georg Rudolf Weckherlin (1584-1635)
Alters Eigenschaften
Wer, wann er zweinzig Jahr nun alt,
hat noch nicht schöne Leibsgestalt,
und keine Stärke, wann er dreißig,
und vierzig kein Hirn und Verstand,
und fünfzigjährig ist nicht fleißig
und reich an Geld, Gut oder Land,
der wird sehr schwerlich hie auf Erden
schön, stark, weis' oder häbig werden.
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Matthias Claudius (1740-1815)
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An den Geburtstag eines alten Mannes
Geburtstag, sei mir willkommen!
Und fröhlich will ich an dir sein,
Das hab ich mir recht vorgenommen,
Und trinken Wein
Und trinken Wein und singen Lieder -
Aber Geburtstag, komm auch, wenigstens noch einmal, wieder.
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Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)
An Leukon
Rosen pflücke, Rosen blühn,
Morgen ist nicht heut!
Keine Stunde lass entfliehn,
Flüchtig ist die Zeit!
Trinke, küsse! Sieh, es ist
Heut Gelegenheit!
Weißt du, wo du morgen bist?
Flüchtig ist die Zeit!
Aufschub einer guten Tat
Hat schon oft gereut!
Hurtig leben ist mein Rat,
Flüchtig ist die Zeit!
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Theodor Fontane (1819-1898)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_fontane.php
Aus der Ferne diesen Wunsch...
Aus der Ferne
diesen Wunsch:
Glückliche Sterne
und guten Punsch!
Jene für immer,
diesen für heut -
und nimm nichts schlimmer
als Gott es beut.
Raffe dich, sammle dich,
eins, zwei, drei,
und verrammle dich
gegen Hirnschlepperei.
Brich, was nicht halten will,
brich es entzwei!
Aber hältst du still -
ist es vorbei.
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Fred Endrikat (1890-1942)
Bestimmung
Soviel Dinge gehn im Leben
auf dich zu, noch mehr daneben.
Mensch, dein Weg ist dir bestimmt.
Nimm das Schicksal, wie es kimmt.
Jeder muss sein Päcklein tragen,
teils mit Wohl-, teils Unbehagen.
Schau nach vorn, dort gehen sie:
Hans im Glück und Pechmarie.
Etwas Sonne, sehr viel Regen,
Freude folgt den Nackenschlägen,
oder manchmal umgedreht,
wie es so im Leben geht.
Wieviel Blüten an dem Baume
werden nie zur reifen Pflaume.
Wieviel Pulver, wieviel Blei
schießt der Feind an dir vorbei.
Weine nicht um das Verpasste.
Denke: Was du hast, das haste.
Kriegst du nicht, was du gewollt,
hat es wohl nicht sein gesollt.
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Abraham Gotthelf Kästner (1719-1800)
Der verhehlte Geburtstag
Den Tag verhehlt die Schöne mit Bedacht,
Der um ein Jahr sie älter macht;
Doch nie wird sie veraltert sein,
Nimmt sie wie du durch Witz und Tugend ein.
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Theodor Fontane (1819-1898)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/theodor_fontane.php
Die Alten und die Jungen
„Unverständlich sind uns die Jungen“
Wird von den Alten beständig gesungen;
Meinerseits möcht ich's damit halten:
“Unverständlich sind mir die Alten.“
Dieses Am-Ruder-bleiben-Wollen
In allen Stücken und allen Rollen,
Dieses Sich-unentbehrlich-Vermeinen
Samt ihrer „Augen stillem Weinen“,
Als wäre der Welt ein Weh getan -
Ach, ich kann es nicht verstahn.
Ob unsre Jungen, in ihrem Erdreisten,
Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
Ob dem Parnasse sie näher gekommen
Oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,
Ob sie mit andern Neusittenverfechtern
Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
Ob sie Frieden sä'n oder Sturm entfachen,
Ob sie Himmel oder Hölle machen -
Eins lässt sie stehn auf siegreichem Grunde,
Sie haben den Tag, sie haben die Stunde,
Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
Sie beherrschen die Szene, sie sind dran.
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Joseph Viktor von Scheffel (1826-1886)
Die Falten um die Stirne...
Die Falten um die Stirne dein,
lass sie nur heiter ranken;
das sind die Narben, die darein
geschlagen die Gedanken.
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Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/geburtstag/geburtstagsgedichte
Die Null
Taucht sie zum ersten Male auf
Dann freust du dich und bist gut drauf
Die Null beweist: Du bist fast groß
Du fühlst dich einfach grandios
Erscheint die Null zum zweiten Mal
Hast du in vielem noch die Wahl
Wie´s künftig mit dir weitergeht
Das meiste dir noch offen steht
Kommt dann die Null gleich nach der Drei
Da glaubt man: Noch ist nichts vorbei
Man plant die Zukunft unverzagt
Ist nach dem Lebensglück auf Jagd
Kommt sie zum vierten Male dann
Fängt man schon leicht zu grübeln an
Wenn man es nun genau bedenkt:
Die Möglichkeiten sind beschränkt
Die Fünf mit einer Null gepaart
Da ist man noch recht gut in Fahrt
Man weiß jetzt, besser wird es nicht
Und brav erfüllt man seine Pflicht
Hängt sich die Null dann an die Sechs
Dann steuert man geradewegs
In etwas ruhigere Gefilde
Man wird nun weise und auch milde
Steht eine Null nach einer Sieben
Wird kaum noch Aufhebens betrieben
Man hat es schon verinnerlicht
Man ist nicht jung, doch alt noch nicht
Die Null mit einer Acht im Bunde
Verkündet man als frohe Kunde
Seht her, ich bin voll Lebensmut
Es geht mir immer noch recht gut
Schafft es die Null auch nach die Neun
Dann gibt es Grund, sich sehr zu freun
Wenn man das Leben da noch mag
Ist voller Zauber jeder Tag
Die Doppelnull - wenn sie erreicht
Nun wirklich einem Wunder gleicht
Dazu gesund und guter Dinge
Ich wünsche, dass es dir gelinge
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unbekannt
Ein glückliches Lebensjahr
Rezept für ein glückliches Lebensjahr:
Man nehme etwas Glück,
von Liebe auch ein Stück,
Geduld, etwas Zeit,
Erfolg und Zufriedenheit.
Das Ganze gut gerührt,
zu langem Leben führt.
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Hans Retep (geb. 1956)
www.ziemlichkraus.de/hans-retep/geburtstagsgedichte.php
Ein Rat zum Geburtstag
Vor vielen, vielen Jahren
Sprach ein alter Mann
Dass er gut und schlecht
Nicht unterscheiden kann
Was erst schlecht erscheint
Kann sich zum Guten wenden
Was oft gut gemeint
Recht böse enden
Deshalb rate ich
an deinem frohen Tag:
Bleibe im Leben
Immer locker und gelassen
Mit diesem Streben
Wird’s irgendwie schon passen
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Gottfried Keller (1819-1890)
Erkenntnis
Willst du, o Herz! ein heitres Ziel erreichen,
Musst du in eigner Angel schwebend ruhn;
Ein Tor versucht zu gehn in fremden Schuhn,
Nur mit sich selbst kann sich der Mann vergleichen!
Ein Tor, der aus des Nachbars Bubenstreichen
Sich Trost nimmt für das eigne schwache Tun!
Der immer um sich späht und lauscht und nun
Sich seinen Wert bestimmt nach falschen Zeichen!
Tu frei und offen, was du nicht kannst lassen,
Doch wandle streng auf selbstbeschränkten Wegen
Und lerne früh nur deine Fehler hassen!
Dann gehe mild den anderen entgegen!
Kannst du dich selbst nur fest zusammenfassen,
So hängt an deine Schritte sich der Segen.
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Theodor Fontane (1819-1898)
Es äfft dich nur dies Rennen, Traben
Es äfft dich nur dies Rennen, Traben
Nach golden mußevoller Zeit,
Wenn du die Ruhe glaubst zu haben,
Dann eben ist sie doppelt weit.
Auf weichem Pfühl, auf samtnen Kissen,
Wenn du sie hältst, wenn du sie hast,
Wirst du die Holde mehr vermissen
Als in des Tages Druck und Last.
All Labsal, was uns hier beschieden,
Fällt nur in Kampf und Streit uns zu,
Nur in der Arbeit wohnt der Frieden,
Und in der Mühe wohnt die Ruh.
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Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/anlaesse/konfirmation
Fast
Fast alle Wege sollen frei sein
Fast alle Träume sich erfüllen
Stets soll ein Quäntchen Glück dabei sein
Dich soll ein Schutzmantel umhüllen
Fast alle Türen sollen sich auftun
Fast alle Sorgen sollen vergehen
Sollst immer Zeit finden zum Ausruh´n
Soll immer jemand dich verstehen
Fast hätte ich es noch vergessen
Du wirst nun fragen: “Warum fast?”
Du wirst es irgendwann ermessen:
Ganz wunschlos sein ist eine Last
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