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unbekannt
Hier bin ich zu Haus
Der Mensch braucht ein Plätzchen,
und wär's noch so klein,
von dem er kann sagen:
Sieh her, das ist mein!
Hier leb ich, hier lieb ich,
hier ruhe ich aus.
Hier ist meine Heimat.
Hier bin ich zu Haus.
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Trostlied für den Bauherrn
Wie manche Kunst, man sagts nicht aus,
muss helfen, um zu baun ein Haus!
Die Kunde hab ich erst gewonnen,
nachdem ich eins zu baun begonnen.
Zusammen wirkt da jede Zunft,
als ständ im Weltbau Weltvernunft;
und wie sie durcheinanderrennen,
scheint jeder seinen Platz zu kennen.
Wie dieser dies und jener das
und jeder tut, ich weiß nicht was,
muss ich sie nur gewähren lassen
und auf die Kostenzettel passen.
Wär alles dies nicht längst erdacht,
ich hätt es nicht hervorgebracht
und hätte müssen mich begnügen,
ein Hüttendach aus Rohr zu fügen.
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Friedrich Hebbel (1813-1863)
Das alte Haus
Der Maurer schreitet frisch heraus,
Er soll dich niederbrechen;
Da ist es mir, du altes Haus,
Als hörte ich dich sprechen:
»Wie magst du mich, das lange Jahr'
Der Lieb’ und Eintracht Tempel war,
Wie magst du mich zerstören?
Dein Ahnherr hat mich einst erbaut
Und unter frommem Beten
Mit seiner schönen, stillen Braut
Mich dann zuerst betreten.
Ich weiß um Alles wohl Bescheid,
Um jede Luft, um jedes Leid,
Was ihnen widerfahren.
Dein Vater ward geboren hier,
In der gebräunten Stube,
Die ersten Blicke gab er mir,
Der munt’re, kräft’ge Bube.
Er schaute auf die Engelein,
Die gaukeln in der Fenster Schein,
Dann erst auf seine Mutter.
Und als er traurig schlich am Stab
Nach manchen schönen Jahren,
Da hat er schon, wie still ein Grab,
In meinem Schoß erfahren;
In jener Ecke saß er da,
Und stumm und händefaltend sah
Er sehnlich auf zum Himmel.
Du selbst – doch nein, das sag’ ich nicht,
Ich will von dir nicht sprechen,
Hat dieses Alles kein Gewicht,
So lass nur immer brechen.
Das Glück zog mit dem Ahnherrn ein,
Zerstöre du den Tempel sein,
Damit es endlich weiche.
Noch lange Jahre kann ich steh’n,
Bin fest genug gegründet,
Und ob sich mit der Stürme Weh’n
Ein Wolkenbruch verbündet;
Kühn rag’ ich, wie ein Fels, empor,
Und was ich auch an Schmuck verlor,
Gewann ich’s nicht an Würde?
Und hab’ ich denn nicht manchen Saal
Und manch geräumig Zimmer?
Und glänzt nicht festlich mein Portal
In alter Pracht noch immer?
Noch Jedem hat’s in mir behagt,
Kein Glücklicher hat sich beklagt,
Ich sei zu klein gewesen.
Und, wenn es einst zum Letzten geht,
Und wenn das warme Leben
In deinen Adern stille steht,
Wird dies dich nicht erheben,
Dort, wo dein Vater sterbend lag,
Wo deiner Mutter Auge brach,
Den letzten Kampf zu streiten?«
Nun schweigt es still, das alte Haus,
Mir aber ist’s, als schritten
Die toten Väter all’ heraus,
Um für ihr Haus zu bitten,
Und auch in meiner eig’nen Brust,
Wie ruft so manche Kinder-Lust:
Lass steh’n das Haus, lass stehen!
Indessen ist der Mauermann
Schon ins Gebälk gestiegen,
Er fängt mit Macht zu brechen an,
Und Stein’ und Ziegel fliegen.
Still, lieber Meister, geh von hier,
Gern zahle ich den Taglohn dir,
Allein das Haus bleibt stehen.
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Joseph von Eichendorff (1788-1857)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/eichendorff.php
Glückwunsch
Brech der lustige Sonnenschein
Mit der Tür Euch ins Haus hinein,
Dass alle Stuben so frühlingshelle;
Ein Engel auf des Hauses Schwelle
Mit seinem Glanze säume
Hof, Garten, Feld und Bäume,
Und geht die Sonne abends nie aus,
Führ er die Müden mild nach Haus.
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unbekannt
Glück hinein und Sorgen hinaus
Tragt Glück hinein und Sorgen hinaus,
wünsch ich euch zum neuen Haus.
Zu eurer Heimat werde es schnell,
das euch schützt und wärmt wie ein Fell,
das euch beschütze vor Mühsal und Plag,
euch nur beschere gute Tag!
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Martin Luther (1483-1546)
Das größte Haus ist eng...
Das größte Haus ist eng,
das kleinste Haus ist weit,
wenn dort ein Gedräng
und hier Zufriedenheit.
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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/rilke.php
Werkleute sind wir...
Werkleute sind wir: Knappen, Jünger, Meister,
und bauen dich, du hohes Mittelschiff.
Und manchmal kommt ein ernster Hergereister,
geht wie ein Glanz durch unsre hundert Geister
und zeigt uns zitternd einen neuen Griff.
Wir steigen in die wiegenden Gerüste,
in unsern Händen hängt der Hammer schwer,
bis eine Stunde uns die Stirnen küsste,
die strahlend und als ob sie Alles wüsste
von dir kommt, wie der Wind vom Meer.
Dann ist ein Hallen von dem vielen Hämmern
und durch die Berge geht es Stoß um Stoß.
Erst wenn es dunkelt lassen wir dich los:
Und deine kommenden Konturen dämmern.
Gott, du bist groß.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
In jedes Haus, wo Liebe...
In jedes Haus, wo Liebe wohnt,
da scheint hinein auch Sonn und Mond,
und ist es noch so ärmlich klein,
es kommt der Frühling doch herein.
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Joseph Viktor von Scheffel (1826-1886)
Wer Gott vertraut...
Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut.
Lug, Untreue, falschem Schein
soll dieses Haus verschlossen sein.
Dein Leib verwest, dein Herz zerfällt,
Staub wird einst alle Erdenwelt;
doch niemals stirbt, was Menschenkraft
im Geist und in der Wahrheit schafft.
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Magnus Gottfried Lichtwer (1719-1783)
Der Hänfling
Ein Hänfling, den der erste Flug
Aus seiner Eltern Neste trug,
Hub an, die Wälder zu beschauen,
Und kriegte Lust, sich anzubauen.
Ein edler Trieb: denn eigner Herd
Ist, sagt das Sprichwort, Goldes wert.
Die stolze Glut der jungen Brust
Macht' ihm zu einem Eichbaum Lust.
»Hier wohn' ich«, sprach er, »wie ein König,
Dergleichen Nester gibt es wenig.«
Kaum stund das Nest, so ward's verheert,
Und durch den Donnerstrahl verzehrt.
Es war ein Glück bei der Gefahr,
Dass unser Hänfling auswärts war.
Er kam, nachdem es ausgewittert,
Und fand die Eiche halb zersplittert.
Da sah' er mit Bestürzung ein,
Er könne hier nicht sicher sein.
Mit umgekehrtem Eigensinn
Begab er sich zur Erde hin,
Und baut' in niedriges Gesträuche;
So scheu macht' ihn der Fall der Eiche.
Doch Staub und Würmer zwangen ihn,
Zum andernmal davon zu ziehn.
Da baut' er sich das dritte Haus,
Und las ein dunkles Büschchen aus,
Wo er den Wolken nicht zu nahe,
Doch nicht die Erde vor sich sahe.
Ein Ort, der in der Ruhe liegt:
Da lebt er noch, und lebt vergnügt.
Vergnügte Tage findet man,
Woferne man sie finden kann,
Nicht auf dem Thron und nicht in Hütten.
Kannst du vom Himmel es erbitten,
So sei dein eigner Herr und Knecht;
Dies bleibt des Mittelstandes Recht.
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unbekannt
Die neue Wohnung
Nach vielen Mühen und langer Zeit
bekommt ihr endlich die Belohnung:
Ihr habt glücklich euer Ziel erreicht; es ist so weit.
Frieden, Eintracht, Glück und Freude in der neuen Wohnung!
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Erst nach dem Nachbar schaue...
Erst nach dem Nachbar schaue,
sodann das Haus dir baue.
Wenn der Nachbar ist ein Schuft,
so baust du dir eine Totengruft.
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Volksgut
Bis die Welt wird untergehen
Wenn dieses Haus so lang nur steht,
bis aller Neid und Hass vergeht,
dann bleibt's fürwahr so lange stehen,
bis die Welt wird untergehen.
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Volksgut
Dieses Haus steh...
Dieses Haus steh in Gottes Hand.
Herr bewahr es vor Feuer und Brand,
und alle, die gehn aus und ein,
lass dir, o Herr, befohlen sein.
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Abraham a Santa Clara (1644-1709)
Beim Bauen muss man schauen...
Beim Bauen
Muss man schauen
Sich nicht zu verhauen,
Sonst kommt man in des Elends Klauen.
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Friedrich Rückert (1788-1866)
Mal' innen deine Zimmer...
Mal' innen deine Zimmer aus,
Dass sich daran dein Aug' erquicke;
Lass außen ungeschmückt dein Haus,
Dass es nicht reize Feindesblicke.
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unbekannt
Was stehst du hier...
Was stehst du hier vor diesem Haus
Und lässt dein böses Maul dran aus?
Ich hab's gebaut, wie mir's gefällt,
Es kostet mein und nicht dein Geld.
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Eduard Mörike (1804-1875)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/moerike.php
Der Abgebrannte
Ist’s möglich? Sieht ein Mann so heiter aus,
Dem, was der Väter Fleiß erst gründete,
Was vieler Jahre stille Tätigkeit,
Kraft und Geduld und Scharfsinn ihm gewann,
In einer Stunde fraß der Flamme Gier? –
Ihn hebt die Flut des herrlichen Gefühles,
Davon die brüderliche Menschheit rings
Im schönen Aufruhr schwärmt und Ehre mehr
Als Mitleid zollt verhängnisheil’gem Unglück.
Es dringt dieselbe Macht, die so ihn schlug,
Die ew’ge, grenzenloser Liebe voll,
Aus so viel tausend Herzen auf ihn ein,
Und wie zum erstenmal in ihre Tiefe
Hinunter staunend, wirft er lachend weg
Den Rest der Schmerzen. Ihm hat sich ein Schatz
Im unerforschten Busen aufgetan,
Und nichts besitzend, ward er überreich;
Denn nun erst einen Menschen fühlt er sich! –
Indem er heute noch, sein neues Glück
Zu baun, den ersten Stein entschlossen legt
Und schon im Geiste den späten Gipfel grüßt,
Magst du, o feige Welt, erkennen, was
Der Mensch vermag, wenn ihn ein Gott beseelt.
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