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Kurt Tucholsky (1890-1935)
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An das Baby
Alle stehn um dich herum:
Fotograf und Mutti
und ein Kasten, schwarz und stumm,
Felix, Tante Putti...
Sie wackeln mit dem Schlüsselbund,
fröhlich quietscht ein Gummihund.
"Baby, lach mal!" ruft Mama.
"Guck", ruft Tante, "eiala!"
Aber du, mein kleiner Mann,
siehst dir die Gesellschaft an...
Na, und dann - was meinste?
Weinste.
Später stehn um dich herum
Vaterland und Fahnen;
Kirche, Ministerium,
Welsche und Germanen.
Jeder stiert nur unverwandt
auf das eigne kleine Land.
Jeder kräht auf seinem Mist,
weiß genau, was Wahrheit ist.
Aber du, mein guter Mann,
siehst dir die Gesellschaft an...
Na, und dann - was machste?
Lachste.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
unbekannt
Dem Täufling mög' es immer wohl ergehen...
Dem Täufling mög' es immer wohl ergehen!
Ihm und den Eltern gratuliert man gern.
Es möge unter einem guten Stern
das ganze Leben der Familie stehen!
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Ernst Moritz Arndt (1769-1860)
Des Knaben Segen
Wir haben zu den Göttern gebetet,
Drum leise um das Kindlein tretet.
Es ist von Himmel und Erde gesegnet,
Vom Schicksal, das uns still begegnet.
Drum weicher, als des Kranken Kissen,
Sei um die Kindheit das Gewissen!
Sie gleichet wohl dem süßen Mai,
Liebt süße Gesänge und kein Geschrei,
Mag still schauend in Blumen liegen
Und lässt sich spielend in Schlummer wiegen.
(Ausschnitt; zum kompletten Text.)
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Gottlob Wilhelm Burmann (1727-1805)
Die Kindheit
Noch bin ich ein Kind
Noch fühl ich nur Unschuld und Freuden
Und weiß nicht was Leiden
Und Kümmernis sind.
Noch sehe ich die Welt
So lachend wie Blumengefilde
Voll göttlicher Milde,
Die Alles erhält.
Ich kenne noch nicht
Des Lebens betäubende Sorgen
Die Nacht und der Morgen
Hat Freud im Gesicht!
O lass mich als Kind,
Gott! Leben und Dasein empfinden
Und Seligkeit finden,
Wo Tugenden sind!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
unbekannt
Du kleiner Mensch...
Du kleiner Mensch, ganz ohne Ahnung,
was Leben heißt und Leben ist,
du bist uns eine ernste Mahnung,
weil du der Reinheit Sinnbild bist.
Rein wie der gute, alte Wein,
dein keines Menschen Hand verdarb,
der sich im reinen Sonnenschein
den hellen, goldnen Glanz erwarb.
Das Glas mit Sonnensaft der Reben,
gefüllt bis hin zum hohen Rand,
sei ein Symbol stets für dein Leben.
Dein Schicksal mag dir Fülle geben,
es mag dich stets so hoch erheben,
wie dieses Glas jetzt unsre Hand.
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Erbschaften
Wann Eltern Kinder wohl erziehn und ihnen guten Namen lassen,
So ists genug, so ist es mehr, als Geld und Gold in Kasten fassen.
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unbekannt
Glückliche Kindheit
Wie viel an Glück dieses Kind mag euch schenken,
dabei sollt eines ihr doch stets bedenken:
Es ist Gottes Gabe, euch hat er erkoren,
aus eurer Liebe wurde es geboren.
Drum sollt ihr Liebe horten nicht und sparen,
man kann kein Glück im Banksafe aufbewahren!
Verschwendet man's, verzinst sich's allemal:
Glückliche Kindheit - bestes Kapital!
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Friedrich Hebbel (1813-1863)
Gottes Rätsel
Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer, als alle, zu lösen,
Aber der Liebe gelingt's wenn sie sich selber bezwingt.
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Felicitas Rupprecht (geb. 1976)
Ich bin ich
Es ist unser,
sagen die Eltern.
Ich bin ich,
sagt das Kind.
Es ist Zukunft,
sagen die Alten.
Es ist Rente,
sagt der Minister.
Es ist Liebe,
sagt das Herz.
Ich bin ich,
sagt das Kind
Es ist Ruhestörung,
sagen die Nachbarn.
Es ist Verantwortung,
sagt die Sorge.
Es ist Hoffnung,
sagt das Leben.
Ich bin ich,
sagt das Kind.
(nach Erich Fried)
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Friedrich von Schiller (1759-1805)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/schiller.php
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße...
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose,
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen.
(aus: Das Lied von der Glocke)
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Peter Hille (1854-1904)
Kind
Süßer Schwindel schlägt hinüber,
Heiße Blicke gehen über,
Und ein neues Leben rinnt.
Unserer Liebe starke Wonnen
Sammelt ein als starke Sonnen
In die Himmel seiner Augen
Unser Kind.
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August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Kinderseele
Was eine Kinderseele
aus jedem Blick verspricht!
So reich ist doch an Hoffnung
ein ganzer Frühling nicht.
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Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/geburt
Macht ihn satt und legt ihn trocken
Macht ihn satt und legt ihn trocken
Pflegt die Haut und kämmt die Locken
Lasst ihn wachsen und gedeihn
Lasst ihn stets er selber sein
Schult ihn ein und lasst ihn lernen
Lasst ihn sich ein Stück entfernen
Doch habt Acht, dass er am Ende
Gut verdient für uns`re Rente
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Sidonia Hedwig Zäunemann (1711-1740)
Madrigal über die Wiege eines Kindes
Du schläfst in Ruh, und bildest dir nicht ein,
Die kleine Wiege werde
Auf dieser schnöden Erde,
Das Vorbild deines größren Schicksals sein.
Die Wiege wirft dich hin und her:
So wirst Du auch nach mehren Jahren
Des Schicksals Spielwerk wohl erfahren.
Es wird sich stets bemühn,
Dich öfters hin und her zu ziehn.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
unbekannt
Viel Glück dem Kleinen!
Unser Wunsch: Viel Glück dem Kleinen!
Mög' dem Täufling leuchtend-froh
stets die helle Sonne scheinen -
und den Eltern ebenso!
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