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Nikolaus Lenau (1802-1850)
Traum
Nächtlich hatt ich einen Traum,
Liebe Mutter, einen guten,
Ob wir unter einem Baum,
Wanderungsmüde, beide ruhten.
In den Schoß zu süßer Ruh
Legt ich dir mein Haupt, das schwüle,
Und du fächeltest mir zu
Eine himmlisch süße Kühle.
Ahnung fasste mir das Herz,
Dass es würde besser werden,
Und ich fühlte himmelwärts
Mich gehoben von der Erden.
Sitze nieder, will mein Haupt
An die treue Brust dir legen,
Dass es fühle, lang beraubt,
Deiner Liebe Himmelssegen.
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Detlev von Liliencron (1844-1909)
Meiner Mutter
Wie oft sah ich die blassen Hände nähen,
Ein Stück für mich - wie liebevoll du sorgtest.
Ich sah zum Himmel deine Augen flehen,
Ein Wunsch für mich - wie liebevoll du sorgtest.
Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen,
Ein Schutz für mich - wie sorgenvoll du horchtest.
Schon längst dein Grab die Winde überwehen,
Ein Gruß für mich - wie liebevoll du sorgtest.
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Friedrich von Logau (1605-1655)
Mütterliche Liebe
Die Mutter trägt im Leibe das Kind drei Viertel-Jahr;
Die Mutter trägt auf Armen das Kind, weils schwach noch war;
Die Mutter trägt im Herzen die Kinder immerdar.
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Eduard Mörike (1804-1875)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/moerike.php
An meine Mutter
Siehe, von allen den Liedern nicht eines gilt dir, o Mutter!
Dich zu preisen, o glaub's, bin ich zu arm und zu reich.
Ein noch ungesungenes Lied ruhst du mir im Busen,
Keinem vernehmbar sonst, mich nur zu trösten bestimmt,
Wenn sich das Herz unmutig der Welt abwendet und einsam
Seines himmlischen Teils bleibenden Frieden bedenkt.
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Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873)
An meine Mutter
Ich lese mit erinnerndem Gemüte
Im Buch des Lebens, das mir aufgeschlagen,
Und find’ auf jedem Blatt die Lieb’ und Güte,
Die, Mutter, du mir Tag und Nacht getragen.
Stets denk’ ich dran mit innigem Bewegen,
Wie du um mich gejauchzt, gelacht, geweinet:
Im Wiegenliede gabst du mir den Segen,
Der sich dem Jüngling und dem Mann geeinet.
So folget mir dein Bildnis nah und ferne,
Es war mir Sühn’ und Trost an jedem Orte;
Betrübt gedacht’ ich deiner Augensterne,
Bekümmert deiner freundlich milden Worte.
Wie lohn’ ich dir? Ich ruh’ an deinem Herzen
Und bring’ den Dank. Kann es ein schön’rer werden?
Nach mancher irren Fahrt durch Lust und Schmerzen
Fand ich in dir das treuste Herz auf Erden!
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Peter Rosegger (1843-1918)
Das Mutterherz
Willst du auf die Erde,
Sprach der Herr zu mir,
Brauchst du Liebe,
Die dich schützt,
Brauchst du Treue,
Die dich nie verlässt.
Doch wirst du auf Erden
Finden nicht so bald
Lieb und Treue
Echt und heilig;
Darum geb' ich dir
Von meiner mit.
Und ich will sie legen,
Liebes Menschenkind,
Dass du findest
In der Trübsal
Diese Gaben,
In das Mutterherz.
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Joseph Viktor von Scheffel (1826-1886)
Die Mutterliebe
Ein Kleinod ist das allerbest',
das pfleg' ich wohl und halt es fest
und halt es hoch in Ehren:
Das ist die Mutterliebe gut,
die gibt mir immer neuen Mut
in allen Lebensschweren.
Und ist dein Herz so freudenleer,
und ist dein Aug' so tränenschwer,
blick in ihr Aug' hinein:
das hat gar lichten, hellen Strahl
und trocknet die Tränen allzumal
wie Frühlings-Sonnenschein.
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Max von Schenkendorf (1783-1817)
Muttersprache
Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelallet,
Klingest ewig in mir fort.
Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
Wenn ich in der Fremde bin,
Wenn ich fremde Zungen üben,
Fremde Worte brauchen muss,
Die ich nimmermehr kann lieben,
Die nicht klingen als ein Gruß!
Sprache schön und wunderbar,
Ach wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
In den Reichthum, in die Pracht,
Ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
Steig' empor aus tiefen Grüften,
Längst verschollnes altes Lied,
Leb' aufs Neu in heil'gen Schriften,
Dass dir jedes Herz erglüht.
Überall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wol mancher Brauch.
Aber soll ich beten, danken,
Geb' ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken,
Sprech' ich wie der Mutter Mund!
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Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819)
Das Schwalbenpaar
Ein Schwalbenpaar führte der Lenz mir herbei;
Sie bauten ihr Nest mir über die Tür.
Wie flogen sie her, wie flogen sie hin,
Zu holen den Lehm; wie schlugen sie oft
Mit dem Schnäbelchen an, zu verkitten das Nest!
Sie verkleibten gar wohl und spündeten zart
Ihr kleines Gemach und bezogen’s mit Flaum;
Sie legte hinein vier Eier und trug
Den Jungen wohl früh, den Jungen wohl spät
Die Speise; nicht Ruhe sie hatte, nicht Rast.
Das helle Geschrei der hungernden Brut
Erweckte sie früh, erweckte sie spat;
Die Fliegen sind schnell, und die Ameisen schwer
Zu erspähn, und die Piependen fordern so viel!
Sie fastete selbst, um zu ätzen die Brut;
Die wuchs nun heran und verlangte noch mehr.
Da ermattete schier die Mutter und kam
Mit wankendem Flug, vermochte mit Müh’
Den Schnabel noch halb zu öffnen, und flog
Bald wieder auf Jagd, denn Liebe macht stark.
Sie härmte sich ab mit Kummer und Müh’,
Sie sorgte mit Angst, in dem Neste sei Not,
Doch hatten vollauf die Jungen; da schlief
Ein jegliches satt, bis sie weckte der Flug
Der Mutter, dann schrie wie verschmachtend die Brut,
Doch waren sie satt und die wachsende Kraft
Trieb schwellende Kiel’ aus dem gelblichten Flaum,
Den Kielen entwuchs der Fittiche Paar,
Der Schnabel ward hart und verschnappte schon oft
Die Fliege, so keck sich dem Neste genaht;
Nun flogen sie auf zum benachbarten Dach,
Von dem Dache zum Baum und vom Baume davon.
Die Mutter kam heim zum verödeten Nest,
Sie jammerte laut, sie lockte, sie flog
Vom Nestchen zum Baum und vom Baume zum Nest.
Sie flatterten hin, sie flatterten her;
Sie fastet den Tag, sie seufzet die Nacht.
Ach Schwälbchen, du hast vergessen, wie du
Die Mutter dereinst verließest, auch sie
Hat ängstlich geklagt, als die Jungen entflohn!
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Julius Sturm (1816-1896)
Mein Mütterlein
Ich hab doch nichts so lieb
wie dich, mein Mütterlein,
es müsste denn der liebe Gott
im Himmel droben sein.
Den lieb ich, weil er dich mir gab
und weil er mir erhält
das allerbeste Mütterlein
auf weiter, weiter Welt.
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Johannes Trojan (1837-1915)
Lob der Mutter
Mutter, schallt es immerfort
und fast ohne Pause.
Mutter hier du Mutter dort
in dem ganzen Hause.
Überall zugleich zu sein,
ist ihr nicht gegeben..
Sonst wohl hätte sie, ich mein,
ein bequemes Leben.
Jedes ruft, und auf der Stell
will sein Recht es kriegen.
Und sie kann doch nicht so schnell
wie die Schwalben fliegen!
Ich fürwahr bewundre sie,
dass sie noch kann lachen.
Was allen hat sie für Müh,
alle satt zu machen!
Kann nicht einen Augenblick
sich zu ruhn erlauben.
Und das hält sie gar für Glück!
Sollte man es glauben?
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Kurt Tucholsky (1890-1935)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php
Mutterns Hände
Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm -
un jewischt un jenäht
un jemacht un jedreht...
alles mit deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt,
uns bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen -
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält...
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßem Schkandal
auch'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben...
Alles mit deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wir nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.
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unbekannt
Weil heut der Tag der Mutter ist...
Weil heut der Tag der Mutter ist,
bring ich dir einen Strauß.
Komm, suche dir doch auch etwas
von meinem Spielzeug aus.
Ich schenke dir, was dir gefällt,
ist es mir noch so wert:
den Fußball und das Bilderbuch
und selbst mein Schaukelpferd.
Und wenn ich groß gewachsen bin
und Geld verdienen kann,
so kauf ich dir, mein Mütterlein,
das Allerbeste dann.
Ich kaufe dir dann Zuckerzeug
und Brezeln und Konfekt
und freue mich, mein Mütterlein,
wenn es dir herzlich schmeckt.
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