Startseite ~ Dichter ~ Titel ~ Gedichtanfänge ~ Neues ~ Links ~ Rechtliches |
Martin Opitz (1597-1639)
Am Heiligen Oster-Tage
Fegt ab von euch den Sauerteig der Erden,
Den Sauerteig der alten bösen Zeit,
Auf dass ihr so ein neuer Teig mögt werden,
Als wie ihr dann auch ungesäuert seid.
Das Osterlamb, das Opfer, so wir haben,
Ist Christus selbst, geschlachtet für die Welt,
Drumb lasset uns die Seele mit ihm laben,
Lasst uns auch sein den Teig, der ihm gefällt.
Damit ihr mögt die neuen Ostern halten,
So seid auch neu und werdet nach der Zeit
Ein neuer Teig, nehmt für den sauern alten,
Den süßen Teig der Lieb und Lauterkeit.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)
Am Ostersonntage
O, jauchze, Welt, du hast ihn wieder,
Sein Himmel hielt ihn nicht zurück!
O jauchzet! jauchzet! singet Lieder!
Was dunkelst du, mein sel'ger Blick?
Es ist zu viel, man kann nur weinen,
Die Freude steht wie Kummer da;
Wer kann so großer Lust sich einen,
Der all so große Trauer sah!
Unendlich Heil hab' ich erfahren
Durch ein Geheimnis voller Schmerz,
Wie es kein Menschensinn bewahren,
Empfinden kann kein Menschenherz.
Vom Grabe ist mein Herr erstanden,
Und grüßet alle die da sein,
Und wir sind frei von Tod und Banden,
Und von der Sünde Moder rein.
Den eignen Leib hat er zerrissen,
Zu waschen uns mit seinem Blut,
Wer kann um dies Geheimnis wissen,
Und schmelzen nicht in Liebesglut!
Ich soll mich freun an diesem Tage
Mit deiner ganzen Christenheit,
Und ist mir doch, als ob ich wage,
Da Unnennbares mich erfreut.
Mit Todesqualen hat gerungen
Die Seligkeit von Ewigkeit,
Gleich Sündern hat das Graun bezwungen
Die ewige Vollkommenheit.
Mein Gott, was konnte dich bewegen
Zu dieser grenzenlosen Huld!
Ich darf nicht die Gedanken regen
Auf unsre unermessne Schuld.
Ach, sind denn aller Menschen Seelen
Wohl sonst ein überköstlich Gut,
Sind sie es wert, dass Gott sich quälen,
Ersterben muss in Angst und Glut!
Und sind nicht aller Menschen Seelen
Vor ihm nur eines Mundes Hauch?
Und ganz befleckt von Schmach und Fehlen,
Wie ein getrübter dunkler Rauch?
Mein Geist, o wolle nicht ergründen,
Was einmal unergründlich ist;
Der Stein des Falles harrt des Blinden,
Wenn er die Wege Gottes misst.
Mein Jesus hat sie wert befunden
In Liebe und Gerechtigkeit;
Was will ich ferner noch erkunden?
Sein Wille bleibt in Ewigkeit!
So darf ich glauben und vertrauen
Auf meiner Seele Herrlichkeit!
So darf ich auf zum Himmel schauen,
In meines Gottes Ähnlichkeit!
Ich soll mich freun an diesem Tage:
Ich freue mich, mein Jesu Christ,
Und wenn im Aug' ich Tränen trage,
Du weißt doch, daß es Freude ist!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Eduard Mörike (1804-1875)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/moerike.php
Auf ein Ei geschrieben
Ostern ist zwar schon vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
Wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
Und kurzum, mich tät's gaudieren,
Dir dies Ei zu präsentieren,
Und zugleich tät es mich kitzeln,
Dir ein Rätsel drauf zu kritzeln.
Die Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen,
Wohl die Henne? wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward ein Ei erdacht:
Doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat's der Has gebracht.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Notker der Stammler (840-912)
Auf Ostern
Dem aus Grabesnacht
Auferstandnen Heiland huldigt die Natur:
Blum und Saatgefild
Sind erwacht zu neuem Leben;
Der Vögel Chor
Nach des Winters Rauhreif singt sein Jubellied.
Heller strahlen nun
Mond und Sonne, die des Heilands Tod verstört,
Und im frischen Grün
Preist die Erde den Erstandnen,
Die, als er starb,
Dumpf erbebend ihrem Einsturz nahe schien.
(aus dem Lateinischen von Paul von Winterfeld)
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Emanuel Geibel (1815-1884)
Auferstehung
Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
Dass ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.
Da fühlst du bald, dass jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herzen auferstehe;
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
Und aus den Tränen blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muss der Tote dich begleiten,
Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer - denn du hast ihn alle Zeiten.
Das Herz auch hat sein Ostern, wo der Stein
Vom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten;
Und was du ewig liebst, ist ewig dein.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Karl Henckell (1864-1929)
Ein Oster-Requiem
Der Jünger am Grabe
Was stehst du trauernd,
Ewiger Sehnsucht Freund,
Am Grab des Liebsten,
Welchen der Tod verschlang?
Was birgst dein Haupt du,
Schmerzbeschattet,
Und suchst des Menschen
Göttlich Antlitz,
Ach, vergebens?
Der selbst sein Kreuz trug,
Dornengekrönter Held,
Gepeitscht mit Ruten,
Weil in der Wahrheit Wehr
Er zeugen musste
Wider Weltwahn
Vom innern Himmel-
Reich der Liebe,
Fürst des Lebens.
Der auch der Schönheit
Rose gesegnet – sieh!
Die Schwester brachte
Blühenden Abschiedsgruß
Dem sonnenmilden
Herzerlöser.
Betaut von Tränen
Irrt Maria
Bleich im Garten...
Auf Schöpferschwingen
Freudegefilden zu,
Du gramgebeugter
Freund des Erhabenen,
Schwebt der geschmähte
Menschen-Meister
Und thront zur Rechten
Gottes, wo die
Strahlend-Unsterblichen warten.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Klabund (1890-1928)
Ewige Ostern
Als sie warfen Gott in Banden,
Als sie ihn ans Kreuz geschlagen,
Ist der Herr nach dreien Tagen
Auferstanden.
Felder dorren. Nebel feuchten.
Wie auch hart der Winter wüte:
Einst wird wieder Blüt' bei Blüte
Leuchten.
Ganz Europa brach in Trümmer,
Und an Deutschland frisst der Geier, -
Doch der Frigga heiliger Schleier
Weht noch immer.
Leben, Liebe, Lenz und Lieder:
Mit der Erde mag's vergehen.
Auf dem nächsten Sterne sehen
Wir uns wieder.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Kurt Tucholsky (1890-1935)
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/kurt_tucholsky.php
Fröhliche Ostern
Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.
Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder –
er zählt die Kinderchens: eins, zwei und drei ...
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfuhm.
Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sies gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Und Hans und Lene steckens in die Jacke,
das liebe Osterei – wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.
Die deutsche Politik... Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei –
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Gerhard P. Steil (geb. 1952)
Immer um die Osterzeit
Immer um die Osterzeit
erklingt die gleiche Frage:
Wo kommen denn die Eier her
zum Fest am Ostertage?
Lange hat der Mensch gedacht,
dass Hasen Eier bringen,
bis die Hühner aus Protest
zu Ostermärschen gingen.
Der Hase ist zu blöd dazu,
so stand’s auf Transparenten;
Im besten Falle können das
am Weiher noch die Enten.
Später kam die Wissenschaft
und wusste ganz genau:
Vielleicht ist es am Osterfest
vom Markt die Eierfrau.
Klarheit aber gab es erst,
als viele Zeugen sagten,
dass scharenweise Hasen
vor der Tür beim Aldi nagten.
Und als genau in dieser Zeit
die Eier dort verschwunden,
da hatte man die Lösung
für das Rätsel schnell gefunden.
Jetzt konnte auch die Wissenschaft
den Standpunkt sich erlauben
und ohne jeden Zweifel
an den Osterhasen glauben.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Wilhelm Arent (1864-?)
In der Osternacht (1881)
Süß duftet und leise atmet
Draußen die Osternacht,
Ruhig träumen die Gassen,
Vom blauen Monde bewacht.
Die dürren Zweige der Linde
Wiegen und schwanken im Wind,
Und durch die schauernden Lüfte
Das Blut des Frühlings rinnt.
Die Glocken tönen und läuten
Leise ins stille Gemach,
Sie läuten und rufen den Frühling
Im klopfenden Busen wach.
Und von den Blättern der Bibel
Hebe ich träumend mein Haupt, –
Und schaue des Heilands Augen,
Den längst ich gestorben geglaubt.
Ich sehe die roten Wunden
Und den bleichen, friedlichen Mund,
Und um die Schläfe geflochten
Der Dornen blutigen Bund.
Ich trinke von seinen Augen
Der Tränen schmerzliche Glut, ...
Und fühle, wie sanft seine Rechte
Auf meinem Haupte ruht...
Unnahbar unendliche Gottheit,
Sind's wilde Schmerzen allein,
Die von dir reden und zeugen
Und deinem göttlichen Sein?
Sind's nur die Schauer des Todes,
Aus denen dein Mund uns spricht,
Und strahlt nicht auch leuchtend im Frühling
Dein himmlisches Angesicht?
Die Glocken tönen und läuten,
Es webt und quillt in der Luft,
Rings flüstert ein süßer Zauber,
Und strömt ein Rosenduft.
Durch meine Seele ergießt sich's
Wie lodernder Rosenschein...
Du süße, du schöne, du hohe
Geliebte, da dachte ich dein!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Kerstin Fischer (geb. 1965), www.kerstin-fischer.net
L´ultima Cena
Blaues Licht tränkte den Raum,
als der Tod mit am Tisch saß
und das Brot gebrochen wurde,
um die Hungrigen zu sättigen.
Der Durst nach Liebe versiegte nicht.
Er wurde mitgetrunken mit dem roten Wein
den der reichte, der über das Wasser in den Himmel lief.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Hans Aßmann von Abschatz (1646-1699)
Oster-Gedanken
Lasst uns mit den frommen Frauen,
Nun der frühe Tag anbricht,
Für erwachtem Sonnen-Licht
Zu des Herren Grabe schauen.
Lasst uns Salb' und Specerei,
Seinem Körper bringen bei.
Seht Aurorens Röt aufsteigen,
Und der helle Morgen-Stern
Wird uns selbst den Weg zum Herrn
Durch den kühlen Tau anzeigen.
Aber ach! der schwere Stein
Kömmt mir unterwegens ein.
Kann ich mit dem Stein der Sünden,
Der mir auf dem Rücken liegt,
Tausend Zentner überwiegt,
Mich zur heilgen Stätte finden?
Wo treff ich den Simson an
Der den Stein abwälzen kann?
Unverzagt! dir ist geraten,
Der, den du besuchen wilt,
Hat den Kummer schon gestillt:
Seine Treu kömmt dir zu statten,
Hebt den Stein für sich und dich,
Und nimmt deine Last auf sich.
Mag ihn Sünd und Tod nicht zwingen,
Hält ihn nicht der Höllen Kluft,
Kann er sich durch Stein und Gruft
Lebend in die Höhe schwingen,
So wird auch kein Sünden-Stein
Ihm bei dir zu mächtig sein.
Schau, das leere Grab ist offen,
Wo dein liebster Heiland lag,
Nun hast du den Oster-Tag
Froher Seligkeit zu hoffen,
Und durchs kühle Schlaf-Gemach
Folgst du ihm in Himmel nach.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Louise Otto (1819-1895)
Osterfeiertag
Vom Turme tönt in stiller Sabbatfrühe
Posaunengruß: der Herr ist auferstanden!
Er liegt nicht mehr in finstern Grabesbanden;
Da wars, als wenn der Himmel purpurn glühe.
Allmählich schiens, als ob er Funken sprühe,
Die Lerchen aufwärts Jubelgrüße sandten,
Im Veilchenaug' sich goldne Tropfen fanden,
Und jede Knospe träumte, daß sie blühe.
Solch eine Feier mahnt beklommne Herzen,
So blühend, glühend, und so sonnenhaft
Ein neues Leben freudig zu beginnen.
Das Grab, das Kreuz und alle bange Schmerzen
Sind überwunden von der Gottheit Kraft.
Triumph erschallt und Freudentränen rinnen.
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Luise Hensel (1798-1876)
Osterfreude 1818
Heil allen kranken Herzen!
Und Trost in Kampf und Schmerzen
Und lichte Glaubenskerzen
In Zweifel und in Nacht!
O ja! für alle Wunden
Hat sich ein Balsam funden;
Wer sollte nicht gesunden,
Dem so das Leben lacht?
Komm, Thomas, her und siehe,
Dass jeder Zweifel fliehe,
Und fall' auf deine Kniee
Und tauche deine Hand
In Seines Herzens Wunde,
Und laut, mit frohem Munde,
Gib aller Welt die Kunde,
Dass lebend Er erstand. –
Dein Zweifel lehrt uns fassen
Den Glauben und verlassen
Die Grübelei und hassen
Des Zweifels Dornensaat.
Drum Mut den bangen Herzen
Und Trost in allen Schmerzen
Und lichte Glaubenskerzen
Auf dunkelm Erdenpfad! –
Hallelujah!
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Horst Winkler
www.versschmiede.de/themen/unterhaltung/verse
Ostergruß
Wenn ständig aufgescheuchte Hennen
Recht kopflos durch die Gegend rennen
Und hinter jedem grünen Zweig
Sich ein verkitschter Hase zeigt
Wenn man bei jedem falschen Schritt
In etwas Buntgefärbtes tritt
Dann ist sie wohl nicht mehr sehr weit
Die österliche Eierzeit
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~