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Emanuel Geibel (1815-1884)
Herbstlich sonnige Tage
Herbstlich sonnige Tage,
Mir beschieden zur Lust,
Euch mit leiserem Schlage
Grüßt die atmende Brust.
O wie waltet die Stunde
Nun in seliger Ruh'!
Jede schmerzende Wunde
Schließet leise sich zu.
Nur zu rasten, zu lieben,
Still an sich selber zu baun
Fühlt sich die Seele getrieben
Und mit Liebe zu schaun.
Und so schreit' ich im Tale,
In den Bergen, am Bach
Jedem segnenden Strahle,
Jedem verzehrenden nach.
Jedem leisen Verfärben
Lausch' ich mit stillem Bemühn,
Jedem Wachsen und Sterben,
Jedem Welken und Blühn.
Selig lern' ich es spüren,
Wie die Schöpfung entlang
Geist und Welt sich berühren
Zu harmonischem Klang.
Was da webet im Ringe,
Was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
Ist's dem Schauenden nur.
Jede sprossende Pflanze,
Die mit Düften sich füllt,
Trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.
Schweigend blickt's aus der Klippe,
Spricht im Wellengebraus,
Doch mit heiliger Lippe
Deutet die Mus' es aus.
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