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Johann Christian Günther (1695-1723)
Ein guter Freund das beste Vergnügen
Mein Vergnügen heißt auf Erden
Ein vertrauter Freund allein;
Wenn ich den kann habhaft werden,
So stimmt Herz und Lippen ein,
Und die Losung ist das Pfand:
Freundschaft ist das schönste Band.
Hier gibt sich ein holdes Gosen
Tausendfacher Anmut an,
Wo man stets die Zuckerrosen
Der Vergnügung brechen kann,
Und ein recht gelobtes Land:
Freundschaft ist das schönste Band.
Strebt vor mir nach eitlem Gute,
Blinde Toren, spat und früh!
Mir ist gar nicht so zu Mute,
Dies verlohnt sich wohl der Müh.
Was ist Geld? Ein glatter Sand.
Freundschaft ist das schönste Band.
Andre mögen sich mit Sorgen
Um des andern Gunst bemühn
Und vom Abend bis an Morgen
An dem Liebesjoche ziehn.
Mir beliebt kein solcher Tand:
Freundschaft ist das schönste Band.
Lieben ist ein stets Leiden,
Das manch heimlich Weh gebiert
Und bei seinen seltnen Freuden
Tausend Kummer mit sich führt,
Ein vermyrther Zuckerkand:
Freundschaft ist das schönste Band.
Freundschaft kann aus allen Sachen,
Wenn der Liebe Garn zerreißt,
Honigseim aus Wermut machen,
Der mit lauter Anmut speist;
Sie hast allen Unbestand:
Freundschaft ist das schönste Band.
An ihr treff ich aller Orten
Ein so groß Vergnügen an,
Das ich gar mit keinen Worten
Nicht genung beschreiben kann.
Dieses Kleinod stiehlt niemand:
Freundschaft ist das schönste Band.
Nichts soll meinen Sinn besiegen,
Wahre Freundschaft soll allein
Auf der Welt hier mein Vergnügen
Und der stete Wahlspruch sein,
Der mir allen Harm entwand:
Freundschaft ist das schönste Band.
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