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Karl Herloßsohn (1804-1849)
An die Geliebte
Göttin mit dem Rosenmunde,
Mein ganzes Ich ist eine einz'ge Wunde,
Mein Herz ein Apfel, wo der Liebe Made
Sitzt drinnen und zerfrisst es ohne Gnade.
Den Teig deiner Reize knet' ich stets in meinen Sinnen,
Hoch geht er auf, als wäre Hefe drinnen;
Du bist ein Löschpapier, das meine Sinnen trinket,
Du bist ein Teich, worin mein Herz versinket.
Von hartem Pockenholz ist dein Herz gedrechselt,
Meine Seele hast du zu Spreu zerhexelt,
Mein Tränenstrom könnt' einen Fixstern löschen,
Doch kalt bleibst du, wie gesäugt von Fröschen.
Auf deinen Wangen lässt sich's botanisieren,
weil Rosen und Lilien dort florieren,
Und von der Lippen rotem Unterkissen
Hat Amor mich mit seinem Pfeil geschmissen.
Wie den Schneemann sich die Straßenbengel,
So aus Äther webten dich die Engel,
All' ihre Schönheit schenkten sie der Einen,
Dass sie nun selbst wie schwarze Kater scheinen.
Wie Hunde nach dem Hafen lechzen,
Wie Raben nach dem Aase krächzen,
Wie nach dem Blute dürst't der Floh,
Nach deiner Liebe ächz' ich so.
Die Uhren laufen vor Liebesglut schneller,
Das Eis vor Sehnsucht schmilzt in dem Keller,
Vor Liebespein brüllen die Mücken wie Kühe,
Graubärtige Eichen fall'n auf die Kniee.
Könnt' ich deine Liebe dadurch erhalten,
Die Erde wollt' ich wie einen Käse spalten,
Ich schlüge die Sonne mit Keulen tot
Und brächte sie dir zum Abendbrot.
Ich kröche zum Schornstein der Welt hinaus,
Ich brächte dir eine Engelslaus,
Ich prügelte dem Mond die Hucke voll
Und würde zuletzt vor Liebe toll.
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