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Clara Müller-Jahnke (1816-1905)
Zur Arbeit
Aus Morgennebeln leuchtet
der frühe rote Tag;
da treibt mich auf vom Lager
ein dumpfer Glockenschlag.
Der ruft aus süßem Traume
zum trauten Heim hinaus
mich in die Flammenschwüle
ins dunstige Kesselhaus
zur Arbeit.
Ich schreite gleich dem Krieger
in eisenstarrer Wehr,
mit Hammer, Beil und Zange
zum Daseinskampf einher.
Und wo die Bälge sausen,
wo hell das Feuer sprüht,
singt mir die rote Flamme
ein heißes Morgenlied
zur Arbeit.
Des Schweißes schwerer Tropfen,
der von der Stirn mir läuft,
ist Tau, der auf die Saaten
der Zukunft niederträuft.
Kein Mordgewaffen schmiedet
die schwielenharte Hand;
sie dehnt und schweißt und hämmert
ein ehern Friedensband
der Arbeit.
Schlaf ruhig du, mein Knabe,
in treuer Mutterhut;
auch dich ruft einst die Frühe,
auch dich ruft einst die Glut.
Dann wirst in blaue Weiten
auf fernster Brüder Ruf
du die Maschine leiten,
die einst dein Vater schuf,
zur Arbeit.
Zur Arbeit ruft ihr Sausen,
zur Arbeit, nicht zur Fron!
Dann wird die Sonne scheinen
hell auf dein Werk, mein Sohn.
In freier Männer Kreise
klingt dann in Nord und Süd
jauchzend wie Siegesweise
ein frohes Morgenlied.
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