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Anastasius Grün (1808-1876)

Am Strande

Auf hochgestapelte Ballen blickt
Der Kaufherr mit Ergötzen;
Ein armer Fischer daneben flickt
Betrübt an zerrissenen Netzen.

Manch rüstig stolzbewimpelt Schiff!
Manch morsches Wrack im Sande!
Der Hafen hier, und dort das Riff,
Jetzt Flut, jetzt Ebb' am Strande.

Hier Sonnenblick, Sturmwolken dort;
Hier Schweigen, dorten Lieder,
Und Heimkehr hier, dort Abschiedswort;
Die Segel auf und nieder!

Zwei Jungfrauen sitzen am Meeresstrand;
Die eine weint in die Fluten,
Die andre mit dem Kranz in der Hand
Wirft Rosen in die Fluten.

Die eine, trüber Wehmut Bild,
Stöhnt mit geheimem Beben:
»O Meer, o Meer, so trüb und wild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!«

Die andre, lichter Freude Bild,
Kos't selig lächelnd daneben:
»O Meer, o Meer, so licht und mild,
Wie gleichst du so ganz dem Leben!«

Fortbraust das Meer und überklingt
Das Stöhnen wie das Kosen;
Fortwogt das Meer, und, ach, verschlingt
Die Tränen wie die Rosen.

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