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Clara Müller-Jahnke (1816-1905)
Bergwanderung
Wieder blüht das Heidekraut
auf den spinnwebgrauen Wegen;
über glatten Föhrenboden
gleiten lautlos unsre Schritte
unserm Wanderziel entgegen:
droben, wo der Bergwald blaut.
Einmal schon zur Frühherbstzeit
bin ich diesen Weg gegangen,
Höhensehnsucht in der Seele,
blühnde Heide mir zu Füßen,
fliegend Rot auf Stirn und Wangen
und das Ziel noch meilenweit.
Droben, wo der Bergwald blaut,
saß die Fee auf felsgen Zinnen;
ihre weißen Hände winkten,
ihre seidnen Schleier flogen
wie ein zart Geweb der Spinnen
über Stein und Heidekraut.
Einmal schon zur Frühherbstzeit
ging ich fehl im Märchenwalde.
Sturmwind bog die Tannenwipfel.
Fahl verschwammen alle Gipfel,
und der Schnee fiel auf die Halde –
du, wie liegt der Tag so weit!
Nimm den Strauß von Erika –
hörst du fern die Häher rufen?
Vor der Bergwelt Heimlichkeiten
sind die Schleier all zerrissen –
über grauen Felsenstufen
sehn wir schon den Gipfel nah!
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