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Hermann Conradi (1862-1890)
Triumph der Sehnsucht
Das sind die Wogen der Sehnsucht,
Die fluten mir durch das Herz –
Der Sehnsucht, köstlich berückend,
Wie Knospenbotschaft im März ...
Das sind die Wogen der Sehnsucht,
Die in mir branden und blühn –
Die mich berauschen, wie schwüles
Düften von weißem Jasmin.
Wie im Traume war ich gewandelt,
Von engem Genügen erfüllt –
Vor mir ein kleines, banales
Farbloses Werkeltagsbild ...
Sie nahm so ganz mich gefangen,
Die winzige Werkeltagspflicht –
Zerschmolz mein stolzes Verlangen,
Verhing mein suchend Gesicht ...
Still war es – freudlos und leidlos
Rann Stunde um Stunde dahin –
Und keine war drängende Sehnsucht –
Und keine Empörerin ...
Nun strömen und rollen wieder
Die Schauer der Sehnsucht wild –
Zerbrochen liegt das Bildnis –
Mein Auge ist unverhüllt ...
Ich fühle unendliche Schmerzen
Und Wonnen namenlos –
Ich kreise mit den Gestirnen,
Bin klein und doch riesengroß ...
Bin Staub und doch die Achse –
Ein Punkt und doch alles zugleich ...
Ich verzehre mich in Sehnsucht –
Und bin an Erfüllung so reich! ...
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