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Victor Hugo (1802-1885)
Komm, junge Zauberin
Komm, junge Zauberin, die meine Seele bannte!
Als Göttin priese dich Virgil, als Engel Dante,
So hoch ist deine Stirn, so schwebend leicht dein Fuß,
Und vom halboffnen Mund so lieblich klingt dein Gruß.
Wie müsste wundervoll zu deinen stolzen Brauen
Der blaue Panzer stehn der alten Schildjungfrauen.
Und mehr als ein Serail beneidete vielleicht
Der um der Lippen Rot, das der Koralle gleicht.
Cellini würd, entzückt von deiner Anmut gülden
Auf einem Trinkgefäß dein holdes Gleichnis bilden,
Wie du, das Haupt empor, mit sanftgebognem Leib
Aus einer Lilie stiegst, die ausläuft in ein Weib,
Aus einem Lotuskelch, von Laubgerank umkleidet,
Um dessen fremden Reiz Natur die Kunst beneidet.
Komm und hör mich an, du, deren Blick ein Strahl.
Der Tag, an dem ich dir genaht zum erstenmal,
Das war ein goldner Tag. O, blieb in deinem Innern,
So wie in meiner Brust, von ihm ein licht Erinnern?
Du lächelst. Gib mir denn die Hand so weiß und weich,
Und komm. Der Frühling blüht, der Pfad ist schattenreich,
Die Luft ist lau, und dort am Hang im Eichengrunde
Vernimmt kein lauschend Ohr das Wort aus unserm Munde.
(aus dem Französischn von Emanuel Geibel)
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