Startseite ~ Dichter ~ Titel ~ Gedichtanfänge ~ Neues ~ Links ~ Rechtliches |
Kallinos (7. Jahrhundert v.u.Z)
Aufforderung
Wollt ihr ewig schlafen den Schlaf der Feigen, erweckt euch
Nicht des Nachbarn Hohn, euch nicht des Kühneren Mut?
O der Schande des Säumens! Ihr wähnt im Frieden zu ruhen
Toren, wütet der Krieg nicht in den Landen umher?
Rüstet Euch, Jünglinge, streitet und sieget! Und du, dem der Tod naht,
Furchtbar sei er dir nicht, zücke noch sterbend dein Schwert!
Streitet, Männer und Jünglinge! Schön ists und herrlich zu streiten!
Schön für die Stadt und das Land, schön für die Kinder daheim.
Schön für das Weib der Jugend! Wohlan in die blutige Feldschlacht
Dringet, schüttelt den Speer, schrecklich ertöne der Schild;
Trotzt der Gefahr und dem Tod! Er droht euch umsonst, bis des Schicksals
Hand entscheidend das Knaul eures Lebens zerreißt;
Aber nicht Einer entrinnt ihm auch dann! So fielen der Menschen
Lose: Gebeuts das Geschick, stirbt der Unsterblichen Sohn.
Ihn, der dem Waffengetümmel entfloh und den zischenden Pfeilen,
Oft verfolgte der Tod ihn in sein Haus, und er starb.
Ihn beweint nicht die Lieb und nicht die Sehnsucht des Volkes,
Aber den Helden beweint Jüngling und Jungfrau und Greis;
Wie ein Halbgott war er geehrt und geliebt; in des Bürgers
Auge war er der Turm, war er die Schanze der Stadt;
Denn er vollbracht, allein, der Taten mehr als ein Kriegsheer
Da er noch lebte, nun fleußt aller Träne für ihn!
(aus dem Altgriechischen von Christian zu Stolberg-Stolberg)
Mehr Gedichte aus:
Kriegsgedichte