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Johann Martin Miller (1750-1814)

Minnelied an mein Liebchen

Lang im Herzen, süßes Kind!
Hab' ich, hab' ich dich geminnt;
Aber, o wie konnt' ich denken,
Solch ein minnigliches Kind
Würde Gegenhuld mir schenken!

Alles Glückes bist du reich,
Weiblich, zart und Engeln gleich;
Nie ward Schöners noch erblicket:
Keines Glückes bin ich reich,
Und mit keinem Reiz geschmücket.

Einen ganzen Sommer lang
Übt' ich mich im Minnesang;
Aber kriegt' ich dich zu sehen,
Ach! da war's um Minnesang
Und um mich zugleich geschehen.

Blumen, weiß und rot und blau,
Sucht' ich auf der grünen Au,
Dich mit Kränzen zu gewinnen;
Aber, kamst du auf die Au,
Ach! da war der Mut von hinnen.

Jeden Reigen hielt ich mit,
Lernte künstlich Tanz und Schritt
Nach der Regel abzumessen;
Aber, wenn zu dir ich schritt,
Ach! da war die Kunst vergessen.

Nun, o süßes, süßes Glück!
Liebchen, lächelt mir dein Blick.
Minne hat dein Herz bezwungen;
Und dein Arm, o süßes Glück!
Hält mich jeden Tag umschlungen.

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