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Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658)
Lob des Winters
Wem behagt Aprillenwetter?
Wem des Hundsgestirnes Hitz'?
Wem des Herbstes falbe Blätter?
Niemand, der nicht sparet Witz.
Ich will nun kaltsinnig loben
Die begrau'te Winterszeit,
Die uns unsre Augen weid't,
Und auch billig wird erhoben.
Wie ein fast bejahrter Alter
Nach der schnellen Monden Flucht,
Sitzend bei dem Weinbehalter,
Kostet seiner Arbeit Frucht,
Hält die Ruhtag' für sein Leben
Bis zum vorgesteckten Ziel,
Da der grauen Haar' so viel
Strahlen großer Klugheit geben:
Also pfleget auch zu rasten
Aller Jahrszeit Flucht und Eil,
Und beginnet recht zu masten
An des weißen Winters Seil.
Ceres wohnet in den Scheuern,
Bacchus bringt den süßen Most,
Und Pomona ihre Kost,
Sylvan kann beim Feuer feiern.
Schauet drauß die weißen Flocken,
Wie sie streichen hin und her,
Wie sie sich zusammen stocken,
Wie sie stürmen überquer!
Das ist ein gesundes Wetter,
Und man heizt auch tapfer ein,
Horchend bei dem firnen Wein
Der Musik von einem Bräter.
Mich bedünket, dass die Sterne
Strahlen baß, wann's Winter ist;
Wann das Wasser hartet gerne
Wie Kristallstein durch Gefrüst,
So muss man das Eis belaufen
Mit der Schlittschuh' schnellem Holz;
Wie ein Vogel oder Bolz,
Rauscht man vorwärts ohn' Verschnaufen.
Masken, Fastnacht, Schlittenfahren,
Reiten, Tanzen, Fechten üben,
Lass' ich unbemeldet fahren,
Wie auch auf der Tafel schieben,
Und erhebe das Studieren,
So uns manche lange Nacht
Auch wohl in das Bett gebracht,
Dass wir Winterslust recht spüren.
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Georg Philipp Harsdörffer.