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Hermann von Lingg (1820-1905)

Herbst

Was hab' ich nicht alles dem Himmel verziehn,
Nur weil er auf Hügeln die Rebe lässt blühn!
Ich liebe den Herbst und im ersten Schnee
Die Tannen im Nebel, im Berge den See.

Wo einsam im Winde die Blume sich neigt,
Die Heide nur dräuende Wolken noch zeigt,
Aus alternder Eichen zerklüfteter Wucht
Nur Raben umflattern die dämmernde Schlucht,
Da steigen mir über den Felsen im Moor
Die Götter der nordischen Sagen empor.

Sie schreiten und reiten um Berg und zu Tal,
In Stürmen auf Wolken zum Mitternachtmahl.
Ich füll' mir indessen den Becher mir Wein
Und lasse vergangen Vergangenheit sein!
Vorüber ist mancherlei, das uns gequält,
Und war es auch bitter, es hat uns gestählt.
Die stürmischen Tage des Lebens vergehn,
Wie jagende Wolken am Himmel hin wehn.

Und alles sei freudig dem Himmel verziehn,
Nur weil er auf Hügeln die Rebe lässt blühn!

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